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Abendsegler-Camp: Flut sorgt bei Insektenvertilgern für ein reichhaltiges Nahrungsangebot Fledermäuse mästen sich an Mücken

29.07.2013, 01:18

Alljährlich im Juli werden auf der Wiese hinterm Forsthaus Rothehaus, im Stadtwald nahe Müggenbusch, etliche Zelte aufgeschlagen. Den Weg dorthin wies die Silhouette einer Fledermaus.

Von Ingo Freihorst

Havelberg l Beim Abendsegler-Camp des "Arbeitskreises Feldermäuse Sachsen-Anhalt" treffen sich Experten, um sich intensiv dieser nachtaktiven Spezies der Säugetiere zu widmen. Fledermäuse werden mit zwei Hochnetzen in der Nacht abgefangen oder am Tage in ihren Wochenstuben gezählt und markiert. Letzteres geschieht mit einer winzigen Klammer, welche es in zwei oder vier Millimeter Länge gibt. Jede ist nummeriert, so können die Zugwege der Tiere erforscht werden.

Seltene Exemplare aufgefunden

"In diesem Jahr fanden wir gleich sechs der seltenen Teichfledermäuse - und sogar mit Jungen", freute sich Bernd Ohlendorf, der Leiter des Arbeitskreises. Jahrelang hatten die Forscher danach erfolglos gesucht, es gab lediglich Einzelfunde. Und nun erfolgte gleich auch der Nachweis, dass sie sich hier auch reproduzieren - also Junge aufziehen.

Das Camp hatte in diesem Jahr recht spät begonnen, die gewohnten Anreisewege waren wegen der Flutfolgen noch versperrt gewesen. Die Flut selbst sorgte auch für eine Programmänderung: Am Sonnabend halfen neun Experten aus dem Camp im Kamernschen "Grünen Haus" beim Abriss eines Vorbaus. Darunter auch der Sandauer Peter Busse. Er ist zugleich der Konstrukteur der Hochnetze, mit denen die Fachleute sich unter anderem am Königsfließ in Kümmernitz auf Fledermauspirsch begaben. Hier fanden sie über 100 Tiere und zehn Arten. Stark vertreten waren Abendsegler und Breitflügelfledermaus, aber auch die "Mückenfresser" wie Zwerg- und Mückenfledermaus waren gut vertreten.

Zahlreiche Tiere wurden markiert

"Wegen der Flut haben die Tiere hier Nahrung in Hülle und Fülle", erklärte Bernd Ohlendorf. Im Süden des Landes sieht das aufgrund des langen Winters und der folgenden Nässeperiode ganz anders aus. Wasserfledermäuse wurden weniger gefunden, vielleicht sind sie derzeit mehr in den Flutgebieten auf Beutefang.

Am Netz abgefangen wurde auch in der ersten Nacht, berichtete der Klietzer Joachim Steinborn. Acht Arten und 102 Tiere wurden registriert. Am Sonnabend war ein vierköpfiger Trupp im Wald unterwegs, um Kästen zu kontrollieren und zu säubern. 119 Tiere fanden sich an, Abendsegler, Langohr- und Rauhhautfledermäuse wurden mit Klammern versehen, es gab 37 Wiederfunde - also bereits markierte Tiere.