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Der Naturschutzbund Deutschland fordert, weitere von den mehr als 200 nationalen Feuchtgebieten als international bedeutend auszuweisen Untere Havel ist seit 35 Jahren ein Feuchtgebiet von großer Bedeutung

01.08.2013, 01:13

Havelberg (dha) l Vor genau 35 Jahren ist die Untere Havel als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung ausgewiesen worden. Der Naturschutz-Bund Deutschland (Nabu) nimmt diesen Jahrestag zum Anlass, eine bessere Umsetzung der sogenannten Ramsar-Konvention zu fordern.

Das rund 5800 Hektar große Deichvorland beiderseits der Havel zwischen Hohennauen und Havelberg in den Ländern Sachsen-Anhalt und Brandenburg besitzt seit 1978, insbesondere aufgrund seiner Bedeutung als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für Watt- und Wasservögel sowie als CO2-Speicher großflächigen Schutzstatus. "Von den mehr als 200 nationalen Feuchtgebieten, die den Ramsar-Kriterien entsprechen, wurden in den vergangenen Jahrzehnten allerdings nur 34 ausgewiesen. Dabei sind 95 Prozent der Moore in Deutschland bereits entwässert oder zerstört", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. "Die Bundesrepublik sollte ihre Vorbildfunktion gegenüber anderen Ramsar-Mitgliedsstaaten wahrnehmen und noch mehr nationale Gebiete wie die Untere Havelniederung ausweisen", forderte Tschimpke.

Reiche Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt

Neben der Havel, dem Schollener See und dem Gülper See prägen zahlreiche Auen- und Kleingewässer, Nebenflüsse und Altarme der Havel sowie ausgedehnte Feuchtwiesen, unterbrochen von Sandrücken, Gebüschen und Ufergehölzen, diese Naturlandschaft. Die natürlichen Hochwässer der Havel und ihrer Nebenflüsse sowie der Rückstau der nahen Elbe führen jährlich, insbesondere im Winter und Frühjahr, zu großflächigen Überflutungen.

Das über weite Flächen gering besiedelte Gebiet und das verzweigte Gewässersystem bilden die Grundlage für die reiche Artenvielfalt. Der Schutz vieler hier vorkommender Tier- und Pflanzenarten hat überregionale Bedeutung, unter anderem das Vorkommen bedrohter Pflanzen wie Brenndolde und Lungenenzian, aber auch Vogelarten wie Fischadler und Schwarzstorch sowie der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie unterliegenden Arten wie Biber, Fischotter, Rotbauchunke und Moorfrosch.

Havelrenaturierung ist dringende Aufgabe

"Die Untere Havelniederung ist das größte zusammenhängende Feuchtgebiet im Binnenland des westlichen Mitteleuropas. Mit ihrer Renaturierung schützen wir nicht nur mehr als 1100 bedrohte und geschützte Arten, sondern sichern auch die Flächen, die sowohl vor Hochwasser schützen, als auch große Mengen an Kohlenstoff binden. Es besteht dringender Handlungsbedarf, den Schutz und die Renaturierung unserer Feuchtgebiete im Sinne des Klima-, Hochwasser- und Naturschutzes voranzutreiben", sagte NABU-Havelprojektleiter Rocco Buchta.