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Der Berliner Künstler Manfred Zechlin fühlt sich seit seiner Kindheit eng mit Havelberg verbunden "Ich schleppe keine Staffelei mit mir rum"

Von Dieter Haase 14.08.2013, 03:14

Bei der Bombardierung von Berlin im Zweiten Weltkrieg schnappte er sich als Achtjähriger als erstes seinen Malkoffer und brachte sich mit diesem zusammen in Sicherheit. - Manfred Zechlin hatte sich schon als kleiner Junge voll und ganz der Malerei verschrieben.

Havelberg l "Meine Malutensilien waren und sind mir auch heute noch das Allerwichtigste. Ich kann es nämlich nicht lassen, stehe immer noch an der Staffelei", sagt der mittlerweile 76-Jährige. Allerdings seien sie nun nicht mehr in einem Koffer verstaut, sondern in einer großen Reisetruhe.

Der Künstler aus Berlin-Spandau ist derzeit mit einer kleinen Ausstellung von bisher öffentlich nie gezeigten Havelberg-Motiven, die er zum größten Teil vor über 20 Jahren gemalt hat, im Lichthaus Knopf in Havelberg in der Langen Straße vertreten. "Ich habe mich von Helmut Knopf, der von den Bildern begeistert ist, dazu überreden lassen", erklärt er, wie es dazu kam, dass Werke von ihm jetzt im Lichthaus zu sehen sind. Vom Aufgang zur Domtreppe zum Beispiel oder von der alten Stadtmauer, von einem Blick in die Mühlenstraße im Jahr 1913 und einem anderen zum Dom.

Weil er bei Knopfs schon öfters mal Quartier bezog, wenn er in Havelberg weilte, sei zu Christel und Helmut Knopf eine richtig gute freundschaftliche Beziehung entstanden.

"Meine zweite Heimat"

Havelberg bezeichnet Manfred Zechlin als "meine zweite Heimat. Hier fühle ich mich wohl". Seine Großeltern mütterlicherseits hätten in der Stadt früher den "Schwarzen Adler" in der Mühlenstraße 6 betrieben. Als Kind sei er hier fast an jedem Wochenende zu Besuch gewesen. Aber auch andere Verwandte und Bekannte hätten noch in der Domstadt gewohnt, erzählt er. Zu ihnen gehört Frida Steffen. - "Meine Mutter ist mit ihr zusammen in eine Klasse gegangen." Auch an eine besondere Attraktion in der Stadt kann sich Manfred Zechlin noch sehr gut erinnern: "1947 gehörte ich zu den vielen Menschen auf dem Markt, die einen Seiltänzer auf seinem Weg vom Rathaus bis zur Kirche bestaunten." Ein langes Seil hatte diese beiden Gebäude miteinander verbunden.

In Havelberg lernte der Berliner 1973 auch den Maler Kurt Henschel kennen und schätzen. "Wir sind gute Freunde geworden, haben ab und zu auch mal gegenseitig auf unsere Arbeiten geschaut. Aber ich habe nie versucht, ihn zu kopieren. Jeder Maler hat schließlich seinen eigenen Stil, an dem er sich selbst wiedererkennen möchte. Anders gesagt: Ich bin ich, und Henschel ist Henschel."

Manfred Zechlin malt, was ihm gefällt. Vor allem Architektur und Landschaften, vereinzelt auch Porträts. Allerdings lichtet er sich diese Motive erst mit der Kamera ab, bevor er sie fotorealistisch nachmalt. "Ich schleppe keine Staffelei wie andere Maler auf meinen Reisen mit herum, um sie dann vor irgendeinem Objekt aufzustellen und den ganzen Tag an ihr zu verbringen. Diese Arbeit erledige ich erst zu Hause in meinem Atelier", gibt der Künstler zu verstehen.

Sein Können ist gefragt

In der Republik ist Manfred Zechlin auch als Rentner noch ein gefragter Mann. "Ich lebe von Aufträgen vor allem über die Mund-zu-Mund-Propaganda", sagt er. Nicht nur wegen seiner überaus schönen Bilder, sondern auch wegen seines exzellenten Könnens als selbstständiger Malermeister. In diesem Beruf hat er sich nämlich auf die künstlerische Gestaltung von Räumen spezialisiert. Unter anderem gehörten auch schon so einige Prominente zu seinem Kundenkreis, wie der Entertainer Harald Juhnke, dessen Haus er gestaltete. Ein Foto, das er immer mit in seiner Brieftasche herumträgt, zeigt ihn zudem im angeregten Gespräch mit Altbundeskanzler Helmut Kohl...

Aber auch in der Domstadt Havelberg hängen bereits etliche Bilder von dem Berliner Künstler. "Das sind alles Auftragsarbeiten für Bekannte oder für Leute, die bei diesen meine Bilder gesehen haben", erzählt Manfred Zechlin. Und auch, dass er sich immer schwer von seinen Bildern trennen kann. "Aber ich lebe nun mal von der Malerei."