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Jäger Ralf Tschentschel hatte den Jungvogel während der Flut aus dem Nest eines umgestürzten Baumes gerettet Junge Nebelkrähe "Oskar" erkundet Schönhausen

Von Ingo Freihorst 21.08.2013, 03:15

"Frech wie Oskar!" - Ob dieser Ausspruch den Schönhauser Ralf Tschentschel bewogen hat, einen seiner vielen Flut-Findlinge so zu benennen? Jedenfalls ist die junge Nebelkrähe sehr neugierig.

Schönhausen l Irgendwie schwebt ein Hauch von Alfred Hitchcocks Thriller "Die Vögel" über dem Grundstück in der Schönhauser Übergünne. Denn Oskar kommt von hinten angeflattert und versucht, auf meinem Kopf zu landen. Doch wer mag das schon, zumal die Krallen auch nicht gerade stumpf sind.

Ralf Tschentschel hatte die Nebelkrähe aus dem Nest eines in den Fluten umgestürzten Baumes gefischt, und zwar auf dem Hohengöhrener Damm. Da war der Nestling noch nackt gewesen, seine Geschwister wohl alle ertrunken. Hier befindet sich das Jagdgebiet des Schönhausers.

Die Krähe war beileibe nicht das einzige Tier, dem er das Leben rettete. Insgesamt sechs Rehkitze hatte er aus den Fluten gezogen, zwei leben immer noch auf seinem Grundstück, sie sind zum Auswildern noch zu jung. Sie hatten an der ICE-Brücke gestanden, vom Deichbruchwasser umschlossen.

Nicht allen Tieren konnte er helfen, um die 70 Rehe musste er tot bergen und entsorgen. "Ich denke mal, hier um Schönhausen sind etwa 95 Prozent aller Rehe tot", schätzt der Waidmann. Auch das Niederwild konnte sich vor den Fluten kaum retten, ein Hasenkadaver hängt noch immer im Koppelzaun an der Bundesstraße nach Hohengöhren.

Rinderhack und -herzen zum Aufpäppeln

Zurück zu der Krähe Oskar. Sie wurde von einer guten Freundin aufgepäppelt, mit gutem Rinderhack und -herzen, dazu gab es Vitaminpräparate für die Knochen. Mit dem Hund des Jägers ist Oskar bereits gut Freund, auch mit dem Damwildrudel auf dem Grundstück hat sie sich schon bekannt gemacht.

Weil der Vogel immer mit Menschen zu tun hatte, ist er ihnen gegenüber sehr aufgeschlossen und zeigt keinerlei Scheu, wie seine wilden Artgenossen. Jetzt ist Oskar flügge, seine Kreise, die er über dem Gehöft dreht, werden immer ausgedehnter. Das Problem dabei: Die Krähe findet nicht immer zurück. In der Natur werden die Jungvögel von ihren Eltern begleitet, den Menschen als "Ersatzeltern" ist das nicht möglich, wirbt der Schönhauser um Verständnis.

Die Krähe ist neben ihrer Zahmheit auch an einem roten Ring zu erkennen, den sie an einem Bein trägt. Am Montag war sie schon bis hin zur Grundschule geflogen, nennt Ralf Tschentschel ein Beispiel.

Seine Bitte an die Bürger: Sollte jemand den zahmen Vogel in Schönhausen oder Umgebung sehen, möge er bitte umgehend verständigt werden. Seine Handy-Nummer lautet (0170)5342935.