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Klietzer Heimatverein demonstriert auf dem Museumshof wieder alte Gewerke / Modenschau aus Urgroßmutters Zeiten Herbstfest: Ausflug in längst vergangene Zeiten

Von Ingo Freihorst 23.09.2013, 03:30

Ein Erntedankfest wird in diesem Jahr in Klietz nicht stattfinden, statt dessen gestaltete der Heimatverein "De Dörplüe" auf dem Museumshof am Sonnabend ein Herbstfest. Es fand regen Zuspruch.

Klietz l Wer hätte gedacht, dass man Ebereschen, Kornelkirschen oder Lavendel zu einem leckeren Brotaufstrich verarbeiten kann? - Christa Wagner, die "Kräuterfee" des Klietzer Heimatvereins, macht das. Der gemeinhin als Duftstoff gebräuchliche Lavendel schmeckt dem Waldmeister nicht unähnlich.

Weiterhin im Angebot hatte sie Kräuterquark, -butter und -likör. Für die Butter verwandt wurde Vogelmiere. Der von den Kleingärtnern gefürchtete Giersch sei ein guter Magnesiumlieferant und besitze viel Vitamine B und C, wusste die Kräuterfrau.

Auf der anderen Seite des Läuferhofes hatte Walter "Waldi" Eckert Käfige aufgebaut, in denen ein Hahn fleißig krähte. Der Vogel gehört zur Rasse der Zwerg-Welsumer, die Hennen legen für ihre Größe recht große Eier und sind auch geschlachtet ein Genuss. Zu sehen waren auch weiße Brieftauben sowie Kaninchen.

Ausgestellt hat er die Tiere hauptsächlich für die Kinder, es wurden aber auch welche verkauft. "Ich bin der letzte Rassegeflügelzüchter in Klietz", berichtete der Heimatfreund. Der örtliche Zuchtverein, der mal um die 30 Mitglieder besaß, hatte sich vor einigen Jahren aufgelöst. In einem alten Katalog hatte Waldi Eckert entdeckt, dass er 1953 als Jugendlicher erstmals seine weißen Pfautauben in Schönhausen ausgestellt hatte - das ist genau 60 Jahre her. Jetzt züchtet er blaue Strasser-Tauben und schwarze Lahore. Die Brieftauben sollen später mal auf Hochzeiten eingesetzt werden.

Ausgestellt hatte er auch einige Kettensägen samt Zubehör, "die Ketten verlängere oder kürze ich noch selbst". Sein Kettenschärfgerät ist noch aus der DDR-Produktion, "das ist wenigstens noch stabil". Insgesamt 45 Kettensägen umfasst seine Sammlung.

Seife mit Salbei

Weiterhin war auf dem Hof zu erfahren, wie Seife in Handarbeit hergestellt wird, Heimatfreundin Carmen Marks führte dies vor. Öle und Fette werden mit Natronlauge als Verbinder im Kochtopf zusammengerührt und mit Heilkräutern wie Salbei oder Aloe Vera verfeinert. Auch selbst gefertigte Salben hatte sie im Angebot. In einer alten Waschschüssel konnte man die Seife testen.

Viele Blicke zog ein hübsch dekorierter Stand auf sich: Er gehörte der Klietzerin Sabine Weiß, die hier vor kurzem ihr Nähstübchen namens "BienenNaht" eröffnet hatte. Herzkissen und hübsche Taschen - teils aus Sandsäcken - mit dem Aufnäher "Made in Klietz" gab es hier unter anderem. Viele Anregungen bekommt sie von ihrer Tochter Maxi, die natürlich auch bei der Premiere mit dabei war.

Spinnräder surren fleißig

Gastgeberin Edith Läufer plauderte wieder Plattdüütsch, gab dabei auch Witze zum besten. Elke Joachim moderierte die Modenschauen mit Unter- und Nachtwäsche aus Urgroßmutters Zeiten. Manche Unterhosen waren recht praktisch, zum Toilettengang ließen sie sich vorne und hinten öffnen, wie Model Evelin Zakrzewski demonstrierte.

Oben in der Spinnstube surrten fleißig die Spinnräder, an kleineren Exemplaren der Geräte durften sich auch Kinder versuchen. Das alte Handwerk ist nicht einfach, schon das Rad in Schwung zu bringen, erfordert einige Übung.

Der Jugendklub betreute die Kinder, bot unter anderem Glasfräsen an. Es gab Kaffee und Kuchen sowie Gegrilltes.