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Der Künstler Gerhard Seidel stellt im Havelberger Prignitz-Museum bis Ende Februar seine Bilder aus Vom Malen und Restaurieren und der Liebe zu Räbel

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 05.11.2013, 02:08

Gerhard Seidel, der seit Sonnabend seine Bilder im Prignitz-Museum ausstellt, ist in Havelberg kein Unbekannter. Er hat dem Museum schon mehrfach wertvollen Dienst erwiesen - nicht als Maler, sondern als Restaurator.

Havelberg l Als profilierten Maler der Altmark bezeichnete Werbens Bürgermeister Jochen Hufschmied seinen Freund Gerhard Seidel, für den er zur Ausstellungseröffnung die Laudatio hielt.

Er sprach von der Liebe zu diesem Landstrich, die beide so fasziniert. 1989 waren sich beide erstmals begegnet unten in Thüringen. "Kommen Sie doch mal vorbei", hatte Gerhard Seidel Jochen Hufschmied von dem kleinen Örtchen Räbel an der Elbe vorgeschwärmt. 1992 hatte sich dann die Gelegenheit ergeben. Und auch Jochen Hufschmied ist geblieben. Genau wie Gerhard Seidel Anfang der 80er Jahre. Als Restaurator hatte er am Altar in der Räbeler Kirche zu tun, freundete sich mit dem Pfarrer an. Die Verbindung hielt und eines Tages bekam Gerhard Seidel einen Anruf, dass ein Haus in der Dorfstraße 11 zum Verkauf steht. Anfangs verbrachte er hier nur die Sommermonate, seit 2001 lebt er ständig hier.

Erst Maler, dann Lehrer und dann Restaurator

Frank Hoche, Leiter der Museen des Landkreises Stendal, hatte zur Ausstellungseröffnung eine vom Künstler vor ein paar Jahren selbst geschriebene Biografie herausgesucht und vorgelesen - Gerhard Seidel hat nicht nur Talent zum Malen und Zeichnen, sondern auch zum Schreiben. Die Gäste erfuhren, dass der heute 69-Jährige in Böhmen geboren wurde. Die Vertreibung von hier führte die Familie nach Wolfen, wo er aufgewachsen ist. "Als Neunjähriger war ich schon mal für drei Ferienwochen im Sandauer Kinderheim, das ja heute das Altersheim ist", erzählt er von seinem ersten Besuch hier in der Region. In Halle machte er sein Abitur, absolvierte eine Ausbildung zum Maler, wollte aber doch viel lieber Lehrer für Kunsterziehung und Deutsch werden. Lange arbeitete er nicht in diesem Beruf, schulte zum Restaurator um. Dabei kam er viel rum, vor allem die kleinen Dorfkirchen haben es ihm angetan. Auch aus Havelberg gab es Aufträge, Bilder zu restaurieren. Vier sind es, die in die Ausstellung integriert wurden. Der inzwischen verstorbene Havelberger Maler Kurt Hentschel wurde ein guter Freund. Dessen Bitten, doch im Prignitz-Museum auszustellen, wollte Gerhard Seidel gern nachkommen, "aber irgendwas war immer, dass es nicht geklappt hat". Nun sei es Museumsmitarbeiterin Sabine Ball gewesen, die um die Ausstellung bat. "Schön, dass es geklappt hat." Und der Laudator findet, dass die Räume gut zu den Bildern passen. Es sind Stillleben und überwiegend Landschaften, entstanden natürlich an der Elbe.

Der Skizzenblock ist immer dabei

"Ich bin jeden Tag unterwegs, den Skizzenblock habe ich immer dabei. Je nach Stimmung entstehen die Bilder." Und seine Stimmung ist meist positiv, heiter geht er durchs Leben. Sein selbst geschriebener "Lebensgang" endet mit Dingen, die er mag: schwarzem Tee, Blumen, sein Fahrrad, Mozart und altes Straßenpflaster; und Dingen, die er nicht mag: Ignoranz, Vögel im Käfig, harten Streußelkuchen, Männerchöre, die Bild-Zeitung, Autos, in denen nur eine Person sitzt, und schmutzige Schuhe.

Natürlich waren seine Schuhe zur Ausstellungseröffnung geputzt. Auffällig auch die weiße Kappe, die er trägt - sein Markenzeichen.