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  7. Flammendes Inferno im Fischbecker Container

Trotz diverser privater Baustellen nahmen sich Fischbecker Aktive einen Tag Zeit für wichtige Ausbildung Flammendes Inferno im Fischbecker Container

Von Ingo Freihorst 11.11.2013, 02:16

Jeder Einsatz ist anders, das weiß jeder Feuerwehrmann. Dennoch ist Vorbereitung darauf lebenswichtig - beispielsweise in einem Brandübungscontainer. Dieser stand am Sonnabend in Fischbeck.

Fischbeck l "Obwohl viele meiner Kameraden in Fischbeck selbst noch Baustellen zu Hause haben, hatten sie sich für diesen Tag extra Zeit genommen", erklärte Ortswehrleiter André Köppe. Denn er findet diese Ausbildung sehr wichtig. Darum kann er auch nicht verstehen, warum nicht alle Wehren der Verbandsgemeinde diesen Service annehmen. Lange genug vorher hatte er den Termin den Wehrleitern bekanntgegeben.

Immerhin acht Kameraden aus Fischbeck sicherten den ordnungsgemäßen Betrieb des mobilen Brandcontainers ab. Beispielsweise Christopher Rzyski, der am Löschfahrzeug als Maschinist für den nötigen Wassernachschub im Container sorgt. Oder Maik Mangelsdorf, der als Atemschutzgerätewart die Einsätze im Container beobachtet und anschließend auswertet. Oder Tony Lobitz, der die Angriffstrupps vorab unter anderem in den Gebrauch des Strahlrohrs einweist.

Der Ein- und Ausstieg in die "Flammenhölle" erfolgt durch einen Dachaufbau, wobei schon die ersten Fehler geschehen können. Diese Treppe hier ist zwar aus Stahl, im Einsatz stößt man allerdings zumeist auf Holztreppen. Und diese könnten durch die Flammen bereits beschädigt sein, weshalb äußerste Vorsicht geboten ist. Deshalb muss immer rückwärts gegangen werden, kniend im Seitenkriechgang - oder auf dem Hintern rutschend.

Kontrolle hinter dicker Panzerglasscheibe

Maik Mangelsdorf sitzt hinter der schützenden Panzerglasscheibe an einem Pult und notiert die Fehler. Im Notfall gibt es einen Knopf, der das Inferno sofort beendet. Im späteren Realfall gibt es diesen jedoch nicht, dann sind die zweiköpfigen Angriffstrupps auf sich selbst angewiesen: Jeder der beiden muss sich blindlings auf seinen Nebenmann verlassen können.

Auch deshalb muss im Container jeder vom Trupp ans Hohlstrahlrohr. Das moderne Gerät ist noch nicht allen Wehren bekannt, weshalb vorher eine Einweisung erfolgt. Mit dem Strahlrohr kann das Wasser genau dosiert werden, im Container sind es 150 Liter je Minute. Auch Voll- oder Sprühstrahl können geregelt werden. Ob er richtig löscht, merkt der Angriffstrupp an der Hitze: Als die Klietzer Tobias Gäde und Enrico Dörfer im Container den Brand bekämpfen, herrschen "nur" um die 50 Grad Celsius. "Wir hatte heute aber auch schon Temperaturen von 400 Grad im hinteren Bereich", erklärte Maik Mangelsdorf.

Er achtet beim Einsatz auch genau darauf, dass immer erst der Rückzugsweg freigehalten wird. Schlagen also Flammen unter der Treppe empor, muss zuerst dort gelöscht werden.

"Fire House" heißt der Brandsimulationscontainer einer Firma aus dem Elbeort Barby - von seiner Art gibt es nur drei Stück in Deutschland. Gefragt ist das Gerät auch von Feuerwehrleuten in Österreich und der Schweiz. In Fischbeck wurde ein Gasflaschenbrand simuliert, diese müssen gekühlt werden. Flammen schießen im Container auch aus Regal und Fernseher. Sogar ein Flashover kann simuliert werden. Solche lebensgefährliche Durchzündung erfolgt, wenn eine Tür zu rasch geöffnet wird und die zuvor nur schwelenden Flammen unvermittelt Nahrung in Form von Sauerstoff bekommen. Deshalb muss der Trupp hinter solchen Türen hockend in Deckung gehen.

Ein Einsatz im Container dauert etwa eine Viertelstunde. Dann sind die Aktiven oftmals ohnehin am Ende ihrer Kräfte. Denn sie müssen nicht nur die enorme Hitze aushalten, sondern auch rasch richtig reagieren und das Strahlrohr samt dem schweren Schlauch handhaben. Hier im Container herrscht noch eine relativ gute Sicht, oftmals ist der Einsatzort jedoch so verqualmt, dass man die Hand nicht vor Augen sieht. Dann muss jeder Handgriff blindlings sitzen - wozu die Übung im Container sehr hilfreich ist.

Richtiges Löschen ist oftmals lebenswichtig

Die Atemschutzmasken und Pressluftflaschen werden von der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Arneburg gestellt, den Container bezahlte die Verbandsgemeinde. "Ich bin der Verwaltung sehr dankbar, dass die Aktion trotz der Flutnachwirkungen stattfinden konnte", sagte René Köppe. Dabei hätte auch er Besseres zu tun - der Wehrleiter hat zu Hause ebenfalls noch immer eine Baustelle, muss weiterhin in Klietznick im Asyl wohnen. Er hofft jedoch, zu Weihnachten wieder daheim sein zu können. Und auch, dass im kommenden Jahr das Gerätehaus für die Wehr fertig wird. Den Planentwurf trägt er schon bei sich, fünf Tore sind darin vorgesehen.

Insgesamt um die 35 Atemschutzträger aus den Wehren in Fischbeck, Schönhausen, Klietz, Schönfeld, Wulkau, Sydow, Schollene und Kamern hatten das Angebot genutzt. Bei einigen Wehren musste René Köppe leider auch recht lange auf die Rückmeldungen warten.