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Nach zehn erfolgreichen Jahren enden die Malkurse in Schollene Volkshochschule: Die letzten Pinselstriche

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 27.11.2013, 02:12

Abschiedsstimmung herrscht in den beiden Volkshochschul-Malkursen in Schollene. Im zehnten Jahr des Bestehens bahnt sich das Ende an.

Schollene l "Das Bild würde ich weglassen, es lenkt zu sehr ab! Mach doch dafür dieses Element größer!" Wie immer ist es konstruktive Kritik, die die Teilnehmer des Malkurses untereinander üben. Sie überlegen gemeinsam, geben sich gegenseitig Ratschläge, verbessern, fangen von vorn an und freuen sich über die fertigen Werke. Seit nunmehr zehn Jahren. Christine Kowalkowski hatte im Oktober 2004, als sie als Kunsterziehungslehrerin am Gymnasium gerade in Ruhestand gegangenen war, den Kurs ins Leben gerufen. Das Interesse war so groß, dass die Kreativen in zwei Gruppen geteilt wurden. Dienstag- und mittwochabends treffen sich die Frauen und ein Mann in einem Raum der Grundschule.

"Auch ich lerne noch! Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen"

Christine Kowalkowski

"Nun ist Schluss!" Als Christine Kowalkowski ihren Volkhochschülern diese Mitteilung machte, flossen Tränen. "Gesundheitlich muss ich kürzer treten", begründet die 71-Jährige ihre Entscheidung, die ihr selbst sehr schwer fällt. "Mir macht es Spaß, mit den Teilnehmern zusammenzuarbeiten, ich lerne selbst viel dabei und finde Erfüllung, es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen."

Vielleicht sei es auch nur eine Verschnaufpause, die sie ihr gern gönnen, hoffen die Teilnehmer, dass es vielleicht ja doch weitergeht. Die meisten sind von Anfang an dabei, versäumen keinen Kursabend. Andrea Thiemann aus Schönhausen gehört dazu. "Auch wenn der Tag noch so lang war - ich fahre nach zwei Stunden Malkurs entspannt nach Hause, weil ich hier abschalten kann." Sie unterrichtet an einer Stendaler Grundschule, "und ich lerne immer noch dazu, was meine Arbeit bereichert". Dem stimmt auch Claudia Tannhäuser zu. Sie unterrichtet an der Tangermünder Sekundarschule Kunsterziehung, "der Kurs ist eine Bereicherung für mich persönlich und für meine Arbeit". Die Schönhauserin ist von Anfang an dabei, genau wie Simone Tarra aus Rathenow, die sich den Mittwochabend ohne Malkurs in Schollene gar nicht vorstellen kann.

"Der Kurs hier in Schollene ist einfach einmalig"

Renate Levin

Den weiten Weg von Derben hat auch Renate Levin gern auf sich genommen. "Bei uns in der Region gibt es auch Kurse, aber diese Art, wie wir sie mit Christine Kowalkowski erleben, ist einfach einmalig."

Für das letzte Werk, das nun entsteht, bekamen alle Teilnehmer den Auftrag, in ihrer Kunstmappe zu wühlen. Unter "Retrospektive" entsteht eine Rückschau auf alle Motive und Techniken, die an die zurückliegenden zehn Jahre erinnern. Da ging es um Stillleben, Landschaften, Menschen, Tiere, Abstraktes, Collagen und Mischtechniken. Auf einem 50 mal 50 Zentimeter großen Quadrat können die Hobbymaler ihrer Kreativität ein letztes Mal freien Lauf lassen. Und auch diese Ergebnisse werden ausgestellt. Wie immer eignen sich die Flure des Seniorenwohnparks bestens dafür. Auf sechs Ausstellungen hat der Volkshochschulkurs bereits gezeigt, was er geschaffen hat. Christine Kowalkowski will die "Retrospektiven" abfotografieren und für sich ein Mosaik daraus machen - als Erinnerung an alle Teilnehmer.

Auch sie selbst arbeitet derzeit an einem Werk. Es handelt sich um eine Trilogie für das Lehrerzimmer im neuen Havelberger Schulzentrum, wo sie einst unterrichtet hat und wo auch ihr Sohn Rico als Lehrer tätig ist. Sie will Altes und Neues, Reales und Abstraktes miteinander verbinden, ihre Wegbegleiter Kurt Henschel und Herbert Stertz würdigen, "über die Dächer Havelbergs" blicken. Und auch Christine Kowalkowski mit so vielen Jahrzehnten Erfahrung holt sich die Meinung ihrer Kursteilnehmer ein, fragt, für welche der erarbeiteten Variante sie denn plädieren. Auf dieses Ergebnis darf man genauso gespannt sein wie auf alle anderen Abschlusswerke. Und vielleicht gibt es ja nach einer Verschnaufpause doch eine Fortsetzung...