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Geschäftsführer Uwe Klemm vom Unterhaltungsverband informierte auf Gewässerschau über die Flutbilanz Sandbänke, Kolke und Abrutschungen in Gräben

Von Ingo Freihorst 07.12.2013, 02:08

Die aus Fischbeck heranströmenden Fluten flossen vor allem in den Gräben der Havel entgegen. Entsprechend hoch sind die Schäden, die der Unterhaltungsverband hier verbuchen muss.

Elbe-Havel-Land l Um die 730 Kilometer Gräben liegen in der Verantwortung des in Havelberg angesiedelten Unterhaltungsverbandes "Trübengraben". Etwa 600 Kilometer dieser Wasserläufe sind nach den sommerlichen Fluten meist zu Fuß begutachtet worden. Die Schäden gehen in die Millionen, informierte Geschäftsführer Uwe Klemm auf der Grabenschau, die in dieser Woche stattgefunden hatte.

"Von Jerichow bis Vehlgast hoch hatte das Wasser gestanden, ich habe die Fläche in der Zeit zweimal überflogen", blickte Uwe Klemm auf die Katastrophe zurück. Erst Anfang August konnte mit der Pflege der noch intakten Gewässer begonnen werden - und mit der Beseitigung der größten Schäden.

Bei der Pflege konzentrierte sich der Verband zunächst auf die Ackerflächen um Fischbeck, Schönhausen und Wust. Doch im September setzten Starkniederschläge ein, die bis in den November hinein anhielten und das Befahren der Flächen unmöglich machten.

Das Augenmerk von Uwe Klemm lag zudem auf dem Erfassen der gewaltigen Schäden: Auskolkungen, Sandbänke, fortgeschwemmte Faschinen, abgerutschte Böschungen - das volle Programm. Weil die Prüfer schon mal dabei waren, wurden auch gleich die Schäden an den wasserbaulichen Anlagen wie Stauanlagen und Rohrdurchlässen erfasst und den dafür zuständigen Kommunen gemeldet.

Die meisten Erlen sind wohl abgestorben

Für die Beantragung der Fluthilfen beim Landesverwaltungsamt ist ein riesiges bürokratisches Prozedere erforderlich: Fotografieren, Kartieren und sonstige Schadensdokumentation - samt Überflutungsnachweis. Inzwischen wurden 27 Anträge erarbeitet, getrennt nach Gemarkungsgrenzen, die ersten sind schon abgeschickt. Ein Antrag wurde bereits bewilligt.

Auch gab es Sofortmaßnahmen bei größeren Schäden: An der alten Bahnbrücke bei Schönfeld wurden um die 4000 Kubikmeter Sand aus dem Land- und Weidegraben und den angrenzenden Flächen gebaggert, gleiches geschah an der Deichschlitzstelle nahe Vehlgast. An der eingestürzten Brücke zum Schönhauser Damm waren es 400 Kubikmeter. Enorme Sandbänke gibt es im Trübengraben bei Scharlibbe und Neukamern.

Die Schäden im Vehlgaster Bereich waren übrigens größer als 2002: Damals strömte das Wasser langsam durch den geschlitzten Haveldeich, in diesem Jahr wurde der Polder über das neue Schöpfwerk geflutet.

Weil im Sommer aber viele Äcker bestellt waren, gestaltete sich die Arbeit an den Gräben schwierig. Ein weiteres Problem für Uwe Klemm sind die Baumschäden: Er schätzt, dass bis zu 80 Prozent der Erlen absterben werden. Nach 2002 wurde bereits viel Totholz durch junge Bäume ersetzt, doch gerade der Nachwuchs verkraftet den hohen Wasserstand kaum. Die toten Bäume müssen rasch von der Böschung entfernt werden, sonst liegen sie im Jahr darauf bereits im Graben, hatte Uwe Klemm erfahren müssen. Beim Fällen mit der Kettensäge kommt man bei diesen Massen kaum voran, hier muss schwere Technik ans Werk.

Im Bundesland ist der Havelberger Verband am ärgsten betroffen, erste Kostenschätzungen ergaben eine Schadenssumme von 1,2 Millionen Euro.Doch die Fachleute ermittelten allein für den Bereich Vehlgast bereits konkrete Schäden in Höhe von 400000 Euro, am Land- und Weidegraben sind es um die 100000 Euro - ohne die Durchlässe, die nochmals 40000 Euro kosten.

2014 wird an den Gräben durchgezogen

Im kommenden Jahr, wenn wieder beide Böschungen zu krauten sind, werden die beauftragten Firmen zügig durcharbeiten, um alles zu schaffen, kündigte Gerhard Schulenburg an. Seine Firma hat darum sogar einen zweiten Kettenbagger angeschafft. Rücksicht auf landwirtschaftliche Kulturen könne dann nicht mehr genommen werden, denn das Umsetzen der Technik schlägt enorm ins Geld.

Dazu informierte der Vertreter vom Amt für Landwirtschaft, dass Landwirte extra zur Grabenpflege auch einen mehrere Meter breiten Grünstreifen neben den Gewässern anlegen können, ohne dass ihre Förderung reduziert wird.

Uwe Klemm hatte zudem noch eine Bitte an die Viehhalter: Beim Einkoppeln sollten sie beachten, dass an Gewässern Griffstücke am Elektrozaun angebracht werden, damit die Grabenpfleger den Zaun öffnen und dort entlangfahren können.