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Wirtschaftsförderer des Landkreises ist unzufrieden mit dem Stand der Abarbeitung von Anträgen zur Fluthilfe Geld für Wiederaufbau erst für sieben Unternehmen

Von Andrea Schröder 10.02.2014, 02:33

Elbe-Havel-Land l Auf schnelle und unbürokratische Fluthilfe warten heute, genau acht Monate nach dem Deichbruch bei Fischbeck, noch immer viele Betroffene. Wie der aktuelle Abarbeitungsstand bei der Antragstellung auf Hilfe bei der Investitionsbank (IB) für Firmen ist, wollte die Volksstimme wissen und sprach mit dem Leiter der Wirtschaftsförderung des Landkreises Stendal, Sebastian Stoll. Er hat Ende vergangener Woche aktuelle Zahlen aus der Staatskanzlei für die Region an Elbe und Havel bekommen.

Demnach sind mit Stand 24. Januar 44 Anträge auf Fluthilfe von Firmen bei der Investitionsbank gestellt. Sie umfassen eine Flutschadenssumme von 13,3 Millionen Euro. Die beantragten Zuschüsse liegen bei acht Millionen Euro. Von den 44 Anträgen sind 19 bearbeitet, keiner wurde bislang abgelehnt. Sieben Firmen haben eine Auszahlung bekommen, die Summe liegt bei 2,6 Millionen Euro.

Eine Bilanz, die absolut nicht zufriedenstellend ist, wie Sebastian Stoll gegenüber der Volksstimme sagte. "Es ist noch lange keine Normalität zu erkennen."

13 Millionen Euro für landwirtschaftliche Betriebe

Die Zahlen zeigen, dass erst für die Hälfte der Hochwasserschäden in Betrieben überhaupt Antrag auf Fluthilfe gestellt wurde. Denn bewilligte Soforthilfen für Unternehmen gibt es 86. Manche Firmen haben es noch gar nicht geschafft, den bürokratischen Aufwand für die Fluthilfe zu bewältigen und den Antrag zu stellen.

Erst sieben ausgezahlte Fluthilfen acht Monate nach dem Deichbruch - "Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Unsere Forderung ist eine unbürokratische und schnelle Hilfe für die Unternehmen", sagt Sebastian Stoll. Der Wiederaufbaustab des Landkreises steht im engen Kontakt mit der Staatskanzlei. Wünschen würde er sich einen besseren Informationsaustausch.

Bei der Soforthilfe für Unternehmen waren insgesamt 97 Anträge eingegangen, sieben wurden abgelehnt.

In Sachen Landwirtschaft sind im Bereich der Altmark im zuständigen Amt für Landwirtschaft ALFF 238 Anträge eingegangen, die eine Schadenssumme von 26,1 Millionen Euro umfassen. 219 Anträge sind bearbeitet. Davon sind 191 bewilligt, davon wiederum haben 54 eine Teilbewilligung erhalten. 13 Millionen Euro sind bisher ausgezahlt, berichtet Sebastian Stoll weiter.

Für mittelbar betroffene Betriebe, die zum Beispiel Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, weil sie während der Flutkatastrophe nicht arbeiten und/oder abgeschnitten waren, sehen die Aussichten auf Fluthilfe eher schlecht aus. Land und Investitionsbank würde es schwerfallen, die Flutschäden für diese Fälle zu berechnen. Der Beigeordnete sieht die Chancen hier als "schwierig bis gar nicht möglich".

Bis zur Ernte müssen Gebäude wieder nutzbar sein

Einer, der als Landwirt, Lohnunternehmer und privat Betroffener auf Förderung durch die IB und das ALFF setzen muss, ist Dieter Northe aus Fischbeck. Gebäude- und Sachschäden belaufen sich bei ihm insgesamt auf zwei Millionen Euro. Er hat zwar erst im November den Antrag bei der IB gestellt, weil zum Beispiel Gutachten noch gar nicht eher fertig waren. Doch hat er noch nichts von der IB gehört. Wenigstens eine Eingangsbestätigung hätte er sich gewünscht, sagte er auf Volksstimme-Nachfrage. Drei Angebote pro Schaden einzuholen, hält er für utopisch. "Bei allen Schäden über 500 Euro müsste ich 270 Einzelangebote einholen", sagt er und verweist auf die Handwerker, die dazu aufgrund der großen Auftragslage gar nicht in der Lage sind.

Für den Kauf neuer Maschinen als Ersatz für die bei der Flut zerstörten, bei denen der Vorlauf normalerweise ein Jahr ist, muss er in Vorleistung gehen und vermutlich zwischenfinanzieren. Auch bei der Reparatur von Gebäuden gehe er voll aufs Risiko, weil er nicht weiß, ob er die Schäden ersetzt bekommt. Doch im Wissen darum, dass einzelne Gewerke lange Wartezeiten haben, er aber bis zur Ernte die Gebäude wieder fertig haben muss, hat er die Reparaturen schon beauftragt.

Zufrieden ist er mit der Arbeit des ALFF. Für die landwirtschaftlichen Flächen bekam er die Schäden, wenn auch nicht in voller Höhe, ersetzt. "Aber dafür können die Mitarbeiter ja nichts."