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Übergabe des Bernsteinzimmers 1716 in Havelberg wird künstlerisch umgesetzt Zar Peter trifft den Preußenkönig am Dom

Von Andrea Schröder 11.02.2014, 02:24

Die Übergabe des Bernsteinzimmers vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zar Peter I. in Havelberg soll zur Buga künstlerisch auf dem Domplatz dargestellt werden. Studenten der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle haben Vorschläge erarbeitet.

Havelberg l Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. schaut auf zu seinem Gast, dem russischen Zar Peter I. Sie stehen in Havelberg gegenüber dem Dom, plaudern vielleicht über die gerade ausgetauschten Geschenke anlässlich des Treffens vom 23. bis 28. November 1716 in Havelberg. Oder geht`s doch um Politik? Schließlich wurde die "Konvention von Havelberg" im Rahmen der antischwedischen Koalition unterzeichnet.

Dieser historische Fakt, der in Havelberg am Gebäude der alten Propstei (heute Krankenhaus) auf einer Tafel nachzulesen ist und bei dem als Gastgeschenke das berühmte Bernsteinzimmer und die Staatsjacht an Zar Peter sowie 200 "Lange Kerls" an den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm gingen, ist Grundlage für ein Kunstprojekt. Die Idee dazu stammt von Kämmerin und Bauamtsleiterin Petra Jonschkowski.

"Menschen besuchen gern historische Schauplätze. Zur Buga können wir viele Leute auf dieses geschichtliche Ereignis aufmerksam machen", weiß sie um den Bekanntheitsgrad beider Staatsmänner und des legendären und noch immer verschollenen Bernsteinzimmers. Ihr zweiter Gedanke bei der Umsetzung dieser Idee galt jungen Menschen in Sachsen-Anhalt, die sich mit einem Projekt zur Bundesgartenschau verwirklichen könnten. Mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein hatte sie eine prädestinierte Hochschule dafür im Blick.

Wettbewerbsarbeiten im Rathaus ausgestellt

Im Sommer 2012 schrieb sie an den Dekan Prof. Bruno Raetsch, der für Plastik und Bildhauerei zuständig ist, ob er sich ein solches Kunstprojekt vorstellen könnte. Zudem nahm sie Kontakt mit dem Land auf, denn Kunst muss auch finanziert werden können. "Ich bin dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt sehr dankbar, dass es uns ein Budget für den Wettbewerb und die Umsetzung zur Verfügung stellt", sagte Petra Jonschkowski gestern im Gespräch mit der Volksstimme. An der Kunsthochschule haben Studierende sich mit dem Thema auseinandergesetzt, sich vor Ort den Standort für das Kunstprojekt angeschaut und Entwürfe für den Bronzeguss angefertigt.

Anfang Dezember tagte die Jury im Havelberger Rathaus und bewertete die sechs Vorschläge. Neben Bruno Raetsch saßen Michael Freitag, Leiter des Kunstmuseums Halle, und Dr. Susanne Kähler, Leiterin des Kunstgussmuseums Lauchhammer, in der Fachpreisjury. Petra Jonschkowski und Kulturausschussvorsitzende Doreen Müller waren die Sachpreisrichter. Beratend nahm Luise Schier vom Landesamt für Denkmalpflege teil.

Der erste Preis geht an Anton Schumann, der zu diesem Projekt seine Diplomarbeit schreibt. Er schlägt zwei Bronzefiguren in Lebensgröße vor, die ihren Vorbildern sehr ähnlich sind. Der Jury gefiel, dass er der Frage nachgegangen ist, was die Kunst soll und wozu sie dort steht. Zudem entwickelte er noch ein weiteres Konzept, in dem er den beiden Figuren jeweils einen alten, mechanisch funktionierenden Automaten einbauen würde, aus dem sich die Besucher Kunstpostkarten ziehen können. Auf dem Boden könnte er sich eine Bernsteinplatte vorstellen. Die Kleidung der Personen ist ihrer Zeit entnommen. Ob es die Gesichter beider Staatsmänner sein werden, steht noch nicht fest. Einige Feinheiten sind noch offen, berichtet die Kämmerin. Zu den Kunstpostkarten kann sie sich ein zweites Projekt mit Studierenden des Grafikbereiches vorstellen.

Preisverleihung vor der Stadtratssitzung

Alle sechs Arbeiten sind im Obergeschoss des Rathauses ausgestellt. Havelberger und Gäste können sie sich anschauen, lädt Petra Jonschkowski ein. Gelegenheit dazu gibt es auch am Donnerstag, 6. März, wenn vor der Stadtratssitzung um 18.30 Uhr die Preisverleihung stattfindet. Ausgezeichnet werden auch die Plätze 2 und 3. Die Preisgelder dafür stiftet die Kreissparkasse Stendal, bedankt sich die Kämmerin. Ihr Dankeschön richtet sie zudem an das Prignitz-Museum, die Stadträte und die Denkmalpflege, die das Kunstprojekt unterstützt und ihm offen gegenüber gestanden haben.

Die Siegerarbeit ist die einzige, die das Treffen des Preußenkönigs mit dem russischen Zaren auf den ersten Blick verdeutlicht. Alle anderen haben sich mit dem Thema Bernsteinzimmer und Lange Kerls an sich beschäftigt. So gingen die beiden Studenten, die den zweiten Platz belegten, der Frage nach, was verschollen heißt, die Drittplatzierte ließ sich vom Thema Schenken leiten.