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Ein Ruf aus dem Publikum erhielt zum Schuljahresende 2013 tosenden Applaus der Zustimmung "Diese Klassenfahrt ist einzigartig!"

Von Dieter Haase 21.05.2014, 03:21

Sie kamen, um Danke zu sagen und um die Schule kennenzulernen, die ihnen die Abschlussfahrt ins Sporthotel Barsinghausen ermöglichte. Die Rede ist von den Schülern der beiden 10. Klassen der Sekundarschule "Am Weinberg", die in der vergangenen Woche die Realschule in Uetze (Niedersachsen) besuchten.

Havelberg/Uetze l Fakt ist: Ohne das Klassenfahrt-Geschenk aus Uetze hätte es in diesem Jahr keine Abschlussfahrt für die beiden 10. Klassen der Havelberger Weinbergschule gegeben. "Nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr, von der viele unserer Schüler direkt betroffen waren, wären die meisten Eltern mit den Kosten für eine solche Fahrt wohl finanziell überfordert gewesen", erklärt Silvio Wulfänger, Klassenlehrer der 10b. Außerdem seien beide Klassen erst vor einem Jahr gemeinsam auf große Fahrt gegangen.

Hauptpreis für die Uetzer

Im vergangenen Jahr war es auch, als die damaligen Zehntklässler der Realschule in Uetze bei einem Fairnesswettbewerb der niedersächsischen Volksbanken unter dem Motto "Fair bringt mehr" mit ihren Projekten zu dem Thema von sich reden machten und im Landesmaßstab einen der Hauptpreise gewannen: einen dreitägigen Aufenthalt im Sporthotel Barsinghausen mit An- und Abreise, Nutzung der Sportanlagen, Ausflügen und allem, was noch so dazu gehört. "Die frohe Kunde erreichte uns unmittelbar vor der Entlassungsfeier der Zehntklässler", erzählt die Uetzer Schulleiterin Claudia Ruhs. Was bedeutete, dass die Schüler, die den Preis gewonnen hatten, ihn gar nicht mehr einlösen konnten.

"Darum wurde überlegt, an welche Klassen diese Reise weitergegeben werden sollte", berichtet Mahmoud Wolf, der Klassensprecher der heutigen 10 c in Uetze. "120 Schüler, Lehrer und Eltern, insgesamt rund 350 Leute hatten sich dazu in der Aula eingefunden. So richtig einig wurden sie sich nicht. Bis zu einem Zwischenruf aus dem Publikum: ,Wir können die Reise doch Opfern der Flut spenden.` Spontan brauste großer Applaus auf, und damit war das beschlossene Sache."

Die Suche nach einer passenden Schule erwies sich dann als nicht so schwierig. Claudia Ruhs` Lebensgefährte hatte noch gute Kontakte nach Stendal, wo er früher einmal arbeitete. "Von dort habe ich den Vorschlag bekommen, die Klassenfahrt der Havelberger Sekundarschule zur Verfügung zu stellen", erfuhren die Havelberger Schüler bei ihrem Besuch in Uetze.

Kennenlern-Atmosphäre

Die Begegnung in der Uetzer Realschule verlief in einer ausgesprochen lockeren und freundschaftlichen Atmosphäre. Die Havelberger Zehntklässler lernten ihre Uetzer Alterskameraden kennen, die sie durch die Schule führten und sich mit ihnen austauschten. Die Uetzer erfuhren von ihren Gästen in Worten und in Bildern, wie sich die Wassermassen nach dem Deichbruch in Fischbeck über die Region ergossen und welche schlimmen Folgen das für tausende Menschen mit sich brachte. "Die Elbe, die wir alle sehr mögen, zeigte ihr hässlichstes Gesicht", machte Silvio Wulfänger dabei deutlich.

Im Namen "der Schulleitung und der 250 Schüler unserer Schule" bedankte er sich noch einmal für das Klassenfahrt-Geschenk. "Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass eine Schule einen solch großen Preis weitergibt. Wir betrachten es als eine Geste der Solidarität und der Nächstenliebe. Sie gibt unseren Schülern das Gefühl, mit ihren durch die Flut ausgelösten Problemen nicht alleine dazustehen", wandte er sich in der Uetzer Schulaula an die anwesenden Schüler, Lehrer und Vertreter der Volksbank. Und weiter: "Wir sind hellauf begeistert. Diese Klassenfahrt ist einzigartig!" Im Sporthotel zum Beispiel gäbe es auch eine hervorragende sportliche Betreuung für die Jugendlichen.

Silvio Wulfänger wie auch sein Uetzer Kollege Michael Napierala sprachen zum Abschied die Hoffnung aus, dass diese erste Begegnung zwischen Schülern der beiden Schulen nicht die letzte gewesen sein möge. "Wir würden die Verbindung zu euch gerne intensivieren und auch mal euer schönes Havelberg kennenlernen", so Napierala. "Wir haben im nächsten Jahr die Bundesgartenschau bei uns. Das würde gut passen", entgegnete Wulfänger. Und darum wurde von beiden Seiten auch nicht "Tschüs", sondern "Aufwiedersehen" gesagt.