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Erster Teilerfolg im Kampf gegen das Hochwasser in Schelldorf: Der Pegel im Siehlgraben steigt nicht weiter 14 Millionen Liter in 24 Stunden gepumpt

Von Birgit Schulze 25.01.2011, 05:23

Seit Sonntag laufen in Schelldorf die Pumpen des Technischen Hilfswerkes (THW), weil Grund- und Drängwasser zwischen Elbe und dem rund sechs Kilometer langen Schelldorfer See den Anwohnern massiv zu schaffen machten. In den ersten 24 Stunden sind bereits mehr als 14 Millionen Liter Wasser über den Deich in die Elbe gepumpt worden. Vor Ort sprachen die Verantwortlichen um Bürgermeisterin Birgit Schäfer von einem ersten Teilerfolg: Der Pegel hinterm Deich stagniert.

Schelldorf. Es ging allein darum, ein weiteres Ansteigen des bereits seit Tagen im Ort stehenden Grundwassers durch das hinzu gekommene Drängwasser aus der Elbe zu verhindern. Das scheint geglückt mit dem Einsatz des THW, der am Sonntagnachmittag begann. Eine große und drei kleine Pumpen saugen derzeit genau 10 400 Liter pro Minute aus dem Siehlgraben ab, in den das Wasser des randvollen Schelldorfer Sees auf der anderen Seite des Ortes fließt.

Der hatte gegengehalten, als das Hochwasser auf der Elbseite den Grundwasserpegel ansteigen ließ und so für großflächige Überschwemmungen im Dorf gesorgt hat. Anwohner hatten mobil gemacht. Jetzt ist das THW da und soll auch in den kommenden Tagen weiter pumpen. Es werde täglich von neuem vor Ort entschieden, ob das weitere Pumpen sinnvoll sei, erklärte Birgit Schäfer.

THW-Mitarbeiter auch nachts vor Ort

Gemeinsam mit Beratern vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, aber auch dem Unterhaltungsverband Tanger und Vertretern der Feuerwehr wird die Lage vor Ort regelmäßig überwacht. Und natürlich wird auch für die THW-Mitarbeiter gesorgt. Die bekamen gestern ihr Mittagessen von Mitarbeitern des Ordnungsamtes geliefert.

Zwei von ihnen, Nico Lesch und Jörg Werneke vom Salzwedeler THW-Ortsverband, verbrachten die erste Nacht vor Ort. In einem beheizten Mehrzweckkraftwagen direkt am Deich. Geschlafen wurde da aber nicht viel, erzählen sie. In festen Abständen überprüften die beiden, die normalerweise bei der Straßenmeisterei und als Elektriker arbeiten, die Technik vor Ort.

Dazu gehört unter anderem auch das Stromaggregat und die vier Pumpen. Sie füllten Sprit nach und prüften den ordnungsgemäßen Ablauf des abgesaugten Wassers in die Elbe.

Wasser rauscht über den Deich

Genau 14 967 000 Liter Wasser sind in den ersten 24 Stunden bei Schelldorf über den Deich gegangen, rechnet Lesch vor. Eine ganze Menge, die da aus den B- und F-Schläuchen, die auf Sandsäcke gebettet und am Auslass festgebunden sind, rauscht. Im Zwölf-Stunden-Takt werden die THW-Kräfte am Schelldorfer Deich ausgewechselt – solange der Einsatz eben dauert.

Gestern Mittag stellten die Verantwortlichen vor Ort fest: Der Pegel im Siehlgraben steigt nicht weiter an. Bevor das THW anrückte, war dort ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Mehr als eineinhalb Meter müsste die Elbe aber noch fallen, bevor wieder ein Abfließen ohne Pumpen aus dem Schelldorfer See in die Elbe möglich ist. Solange wird der Durchlass im Deich verschlossen bleiben.

Sieben Mal wurde im vergangenen Jahr die Hochwasserwarnstufe eins, mit einem Pegelstand von fünf Metern bei Tangermünde überschritten, und dann wird stets auch der Durchlass am Schelldorfer Deich geschlossen.

Für die Schelldorfer, die Hochwasser gewohnt sind, ist die Mischung aus einem hohen Grundwasserpegel durch einen nassen Herbst und Winter, einem vollstehenden See im Nacken und dem Drängwasser des Elbehochwassers hinter dem 2008 fertiggestellten, neuen Deich zur Katastrophe geworden: Im Ort stehen großflächig die Grundstücke im Wasser. Es fließt nichts mehr ab. Deshalb drängten sie auf den Einsatz von Pumpen.

Auch wenn der Schelldorfer See nicht immer so randvoll steht, wie in diesem Jahr, werde über ein weiteres Schöpfwerk bei Buch nachgedacht, war vor Ort zu erfahren. Zu DDR-Zeiten gab es einen Graben in Richtung dieses Schöpfwerkes, das aber für die Wassermengen aus Schelldorf nicht ausgelegt war und später wieder dicht gemacht wurde. Wie in Zukunft mit dem Schelldorfer See umgegangen wird, bleibt abzuwarten. Erst 2008 war Schelldorf zur Verwaltungsgemeinschaft Tangerhütte-Land gewechselt, die 2010 zur Einheitsgemeinde wurde. 2006 gab es das letzte größere Hochwasser an der Elbe. Für die Verantwortlichen im Verwaltungsamt sind die aktuellen Hochwasserprobleme in Schelldorf somit Neuland.