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Reinhart Richter erklärt Ziele des Kulturprojektes Stadtinsel und hofft auf mehr Kulturbewusstsein in Havelberg Kultur als Motor zur Entwicklung der Hansestadt

Von Andrea Schröder 13.10.2014, 03:26

Havelberg l Mit dem Zukleben von Schaufenstern in der Langen Straße hat das Kulturprojekt Stadtinsel symbolisch darauf aufmerksam gemacht, welche Folgen es hätte, wenn der Verein nicht mehr arbeiten kann. Es ist die Reaktion auf die Ablehnung des Stadtrates zur Übernahme von Bewirtschaftungskosten für die Buchstation in der Langen Straße 10. Wie berichtet, hatten die Ratsmitglieder nach intensiver Diskussion den Antrag des Kulturprojektes abgelehnt. Der Beschluss fiel einstimmig.

Für Reinhart Richter, der im Winter vor vier Jahren das Kulturprojekt initiiert hatte mit dem Ziel, die Stadtentwicklung in Havelberg durch Kultur voranzutreiben, ist das ein Widerspruch. "In der selben Sitzung wurde die lokale Entwicklungsstrategie über das Leaderprogramm beschlossen, in der die Förderung von Kultur Bestandteil ist", sagt er am Sonnabend im Gespräch mit der Volksstimme. Er ist deutschlandweit als Kulturberater tätig und sieht es als wichtig an, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Kultur ein bedeutender Bestandteil der Entwicklung einer Stadt ist. Für Havelberg sieht er die Kultur neben dem Tourismus als einzige Möglichkeit der Entwicklung. "Es gibt einen guten Sommertourismus in der Stadt. Doch ist es wichtig, Menschen dafür zu interessieren, auch im Winter nach Havelberg zu kommen, oder dass sie sogar hierherziehen."

Kommunen und Unternehmen würden künftig noch mehr im verschärften Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte stehen. Wohnortentscheidungen seien zunehmend Familienentscheidungen. Ein attraktives Bildungsangebot zähle dabei ebenso wie ein gutes Freizeit- und Kulturangebot. Kommunen, die in diesem Wettbewerb nicht bestehen, würden weiter schrumpfen.

In diesem Sinne ist der Fachmann aus Osnabrück vor vier Jahren in Havelberg - bei einem Besuch hat er sich in die Stadt verliebt - angetreten, um zur Entwicklung beizutragen. Schwerpunkt ist die Stadtinsel. Leere Schaufenster wurden gestaltet, in leerstehende Läden zogen zwei Galerien und die Buchstation ein. Auf dem Künstlerhof arbeiten verschiedene Künstler. "Es ist uns nicht gelungen, die Ratsmitglieder für unser Kulturprogramm zu gewinnen. Wir machen das nicht für uns, sondern für die Bürger und die Gäste der Stadt. Jede andere Stadt wäre froh über solche kostenlose Angebote oder würde sie bezahlen, wenn sie es sich leisten kann."

Aufgrund der gut 10400 Euro Außenstände zur Bezahlung der Heizkosten für die Buchstation in den Jahren 2012 und 2013 wird die Buchstation jetzt geschlossen. Denn weitere hohe Heizkosten wären die Folge des Weiterbetriebes. Der Verein kann die Außenstände bezahlen, versicherte Reinhart Richter. Allerdings fehlen dann die Eigenleistungen, die der Verein für eine Kommunikationsplattform eingeplant hatte. An zwei Stiftungen hat er Anträge zur finanziellen Unterstützung gestellt, "damit wir den Betrieb wenigstens im Buga-Jahr 2015 fortführen können". Zudem sind weitere Gespräche mit der Stadt geplant und ein Antrag auf regelmäßige Unterstützung der Kulturarbeit. "Damit haben die Ratsmitglieder die Möglichkeit, darüber zu diskutieren, was in Zukunft mit Havelberg passieren soll."