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Erinnerungen an die Schulküche der Schönhauser Hans-Beimler-Oberschule Einkauf und Kochen für 400 Schüler

Von Manfred Jann 18.10.2014, 01:09

Zur Belebung der Serie "Fotos von damals" haben wir aus der Fotokiste Bilder von einem Leistungsvergleich der Schulküchen herausgekramt. Gut abgeschnitten hatten dabei die Schönhauser Köchinnen, die sich an die Zeit in der Hans-Beimler-Oberschule erinnern.

Schönhausen l Es war eine schöne Zeit, an die wir gern zurückdenken - so könnte man die Erinnerungen von Waltraud Bischof, Gisela Stuhr und Rosemarie Kanne umschreiben, die sich zu einer Plauderrunde über ihre Zeit in der Schulküche getroffen haben.

Gisela Stuhr begann 1969 ihre Tätigkeit, 1970 folgten Waltraud Bischof und Rosemarie Kanne. "Es war zum Teil ganz schön schwere körperliche Arbeit, denn Technik war kaum vorhanden. Aber wir waren eine gute Truppe und verstanden uns ausgezeichnet", lässt Waltraud Bischof ihre Gedanken schweifen. Gekocht wurde auf einem Kohleherd, einem ebenfalls kohlebeheizten Kochkessel und einem Propanherd. Immerhin waren täglich rund 400 Essenportionen zuzubereiten - das alles in Handarbeit inklusive Kartoffelschälen! Immerhin gab es einen elektrischen Fleischwolf.

Chefin der Schulküche war Klara Weihnacht, später übernahm Gerda Voigt die Stelle. Unter ihrer Federführung wurde der Speiseplan für zwei bis vier Wochen im Voraus aufgestellt. Mittwochs war Suppentag und wöchentlich gab es ein Eiergericht.

Milchreis und Quarkspeise waren der Renner

Bei den Schülern besonders beliebt war der Milchreis mit Zucker und Zimt, und der absolute Renner war Quarkspeise mit Schokoladensoße.

"Die Zutaten kauften wir selbst ein, beispielsweise Eier und Gemüse auf dem Hof Schmücker in der Fontanestraße", berichtet Rosemarie Kanne. Dort befand sich die Ankaufstelle, bei der die Schönhauser Angebautes aus dem Garten zu guten Preisen verkaufen konnten. Eine zweite Stelle befand sich auf dem Hof Horstmann in der damaligen Thälmannstraße (jetzt Bismarckstraße), auf der sich heute die Bowlingbahn "Zum alten Schafstall" befindet. Manchmal lieferte auch der Großhandel Gemüse und Lebensmittel. Fleischwaren wurden in der Konsum-Verkaufsstelle vor Ort eingekauft.

55 Pfennige für eine Portion

Gisela Stuhr erinnert sich: "Wir mussten schon gut auswählen, denn unsere Ausgaben durften ja den vorgegebenen Etat nicht überschreiten." Trotzdem war das "Essengeld" im Vergleich zu heute spottbillig, möglich natürlich nur durch staatliche Subvention. So kostete eine Schülerportion 55 Pfennige und eine Lehrerportion 75 Pfennige. Für eine Fleischportion wurden rund 150 Gramm geplant und auch mit Kalorien wurde damals schon gerechnet. Zum Lehrertag gab es auch schon mal Wildschwein vom Jäger, das war dann etwas ganz Besonderes!

In unregelmäßigen Abständen kam unangemeldet die "Hygiene" zur Kontrolle, erinnern sich die drei Frauen, "das war nicht sehr angenehm, aber wir haben immer alles gut überstanden". Damals wie heute war selbstverständlich auch ein Gesundheitspass für alle beschäftigten Frauen erforderlich.

Jährlich fand in Havelberg ein Wettbewerb der Schulküchen statt. Jede konnte selbst wählen, welches Gericht zubereitet wurde. Dieses wurde dann von einer Jury eingehend abgeschmeckt. "Wir waren nie unter den Ersten, aber in der Kreisstadt hatten die Küchen auch andere Möglichkeiten als wir hier auf dem Dorf." Allzu ernst wurden solche Wettbewerbe auch nicht genommen, denn dass das tägliche Essen den Kindern in der Schule schmeckte, war einfach wichtiger.

Bei der Plauderei kam der Zusammenhalt der Kolleginnen untereinander immer wieder zur Sprache. Man erinnert sich auch gern an die anderen Kolleginnen: Ursula Lutze, Karin Werner, Birgit Gaede und Ute Rupp.

1992 wurde die Schulküche geschlossen. In jenem Jahr verließ Gisela Stuhr als Letzte der drei die Schulküche. Diese wurde kurze Zeit später umgebaut und saniert. Es entstanden zwei Klassenzimmer und unterm Dach die Aula. Mit der Schließung der Schönhauser Schule stand das Gebäude wieder leer. Im Sommer 2011 eröffnete Karola Mund hier ihre Physiotherapie.