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Historisches Bauwerk Wasserturm: In Ruine zieht neues Leben ein

Noch ist es nicht ganz geschafft, aber die Retter des alten Wasserturmes
am ehemaligen Kleinbahnbahnhof in Havelberg sind zuversichtlich. Dieser
Tage wurde der neue Turmaufbau wieder aufgesetzt.

Von Wolfgang Masur 26.11.2014, 01:10

Havelberg l Ein weiterer Zeitzeuge in der Hanse- und Domstadt Havelberg wird somit zur Freude vieler Bewohner und sicher auch der Touristen erhalten. Herbert Luksch, er wohnt in der Havelstraße, hat im Jahr 2010 den über 120 Jahre alten ehemaligen Lokschuppen des einstigen "Pollo" erworben. Am 15. Februar 1890 wurde die Kleinbahnverbindung zwischen Havelberg und Glöwen eröffnet und nach 121 Jahren dann am 25. September 1971 endgültig eingestellt.

"Es lag uns am Herzen, dieser Ruine wieder Leben einzuhauchen."

Das Bahnhofsgebäude, das gesamte Bahngelände und auch der Lokschuppen waren seit dieser Zeit ungenutzt. Erst später erwarb die heutige Havelberger Insel Touristik das Bahnhofsgebäude und sanierte es im Innenbereich. Jetzt wird das markante Gebäude für private Feierlichkeiten vermietet.

In der ehemaligen Expressgutabfertigung, die ebenfalls saniert worden ist, ist auch wieder Leben eingezogen. Der Havelberger Bootsservice von Bernd Sonnenberg ist hier ansässig.

Die Gleise der Schmalspurbahn wurden über die Jahre, ebenso wie Teile des Bahndammes, zurückgebaut. Der Lokschuppen war über eine sehr lange Zeit an eine Havelberger Dachdeckerei als Lagerschuppen vermietet. Der Zahn der Zeit hat aber, zum Beispiel am Wasserturm - bis 1971 führte ein Vierschienengleis dorthin - seine Spuren hinterlassen. Das Dach war verrottet, ein Teil der Gefache beschädigt oder heraus gefallen, und viele andere Verschleißerscheinungen wurden sichtbar.

Sichtbar ist aber auch wieder der herrliche Lokschuppen geworden, denn nach einigen Arbeitseinsätzen von Familie Luksch herrschte schnell wieder Ordnung auf dem einstigen Bahngelände. Freunde und Bekannte, Helfer vom Wassersportverein, dessen Vorsitzender Herbert Luksch ist, Sponsoren und Firmen halfen mit. Meterhohes Buschwerk und viel Wildwuchs hatten das Bauwerk verdeckt. "Als Anwohner hatten wir immer den Blick auf den alten Lokschuppen, und es lag uns am Herzen dieser Ruine wieder Leben einzuhauchen", so Herbert Luksch.

Zwei große Schautafeln sind vor dem historischen Bauwerk aufgestellt worden. Die Geschichte des "Pollo" und die Sponsoren für die Wiederherrichtung des Schuppens sind dort zu sehen. Zahlreiche Spaziergänger sowie Touristen informieren sich hier über die einstige Bahnverbindung.

Den Wasserturm richtet der neue Besitzer wieder so her, wie er einmal war. "Dazu mussten wir den gesamten Turmaufbau herunternehmen, da er marode war. Der erfahrene Zimmermann Björn Herzer baute, unter viel Aufwand, alles wieder neu und denkmalgerecht zusammen, und nun konnten wir das Gefach wieder aufsetzen", freute sich Herbert Luksch. Am Aufbautag waren auch wieder Helfer mit dabei und alle atmeten auf, als der etwa sechs Tonnen schwere Turmaufbau an der Traverse hing.

Während der Kranarbeiten, die von Fred Severin ausgeführt wurden, kamen zwei Frauen auf die Baustelle. "Wir sind Hamburgerinnen und wollten fragen, ob wir uns den Lokschuppen einmal von innen ansehen können", so die Interessentinnen. Das war natürlich möglich und die beiden Frauen waren begeistert von der Idee zum Erhalt der alten Bahnanlage.

"Der Zeitzeuge wird von Havelbergern für Havelberg gerettet."

Jetzt muss das gesamte Gefach wieder neu mit alten Steinen ausgemauert werden. Da ein Teil der Originalsteine beschädigt war, hatte Herbert Luksch Ersatzsteine aus Wittenberge herangeholt. Im Frühjahr beginnen die Maurerarbeiten. Eventuell soll sogar der alte Brunnen, von dem aus die Lokomotiven ihr Wasser bezogen, wieder in Betrieb genommen werden.

Ansonsten sind keine weiteren Umbauten geplant, denn der Charakter des Gebäudes soll erhalten bleiben. Im Lokschuppen selbst hat der begeisterte Wassersportler sein Boot untergestellt. In die Zukunft blickt er aber trotzdem schon, denn Herbert Luksch könnte es sich gut vorstellen, in dem Zeitzeugen eine Bildergalerie über die Geschichte der Schmalspurverbindung Havelberg-Glöwen zu präsentieren. Bilder von den bisherigen Arbeiten wird es aber auch zur Eröffnung des Turmes geben. Sie sollen an einer Leinwand den Besuchern gezeigt werden. Ziel ist es, bis zum Beginn der Bundesgartenschau 2015 Havelregion den Turm fertig zu haben. "Ohne die vielen Helfer, Sponsoren und Betriebe wäre das hier alles gar nicht möglich gewesen. Deshalb ein großes Dankeschön an alle. Der Zeitzeuge wird von Havelbergern für Havelberg gerettet", so Herbert Luksch.