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Schönhauser Bürgermeister Alfons Dobkowicz will auch in den kommenden sieben Jahren die Amtsgeschäfte führen Viel geschafft, auch wenn`s noch nicht sichtbar ist

05.02.2015, 01:21

Welchen Herausforderungen müssen sich die Gemeinden im Elbe-Havel-Land 2015 - dem Jahr 2 nach der Flut -stellen? Anke Schleusner-Reinfeldt spricht mit den Bürgermeistern, heute mit Alfons Dobkowicz aus Schönhausen.

Volksstimme: Sie sind seit fast sieben Jahren Bürgermeister von Schönhausen. Werden Sie am 19. April erneut kandidieren?

Alfons Dobkowicz: Ja, ich möchte noch einmal antreten. Ich bin jetzt 61 Jahre alt und will mich gern noch eine zweite Amtsperiode für die Gemeinde einsetzen, die begonnenen Dinge zu Ende führen und in dieser Zeit auch meinen Nachfolger einarbeiten - dann kann ich mich zufrieden zur Ruhe setzen.

Ohne Zweifel war die Flut die wohl größte Herausforderung, der Sie sich stellen mussten...

Natürlich! Das war keine einfache Situation. Aber ich denke, wir haben sie gut gemeistert. Allein ist das natürlich nicht zu bewältigen. Die Katastrophe hat gezeigt, wie man in der Not zusammenhalten und wie Gemeinschaft wachsen kann. Für mögliche weitere Krisen sind wir gut gewappnet.

Gut anderthalb Jahre sind nun schon wieder um seit der Katastrophe. Wie beurteilen Sie den Stand des Wiederaufbaus?

Im kommunalen Bereich sind wir so weit, wie es bei der Vielzahl der Schäden möglich ist. Noch ist zwar nicht allzu viel zu sehen, aber Gutachten erarbeiten, Anträge stellen, auf Genehmigungen warten, Ausschreibungsfristen einhalten - das kostet nun mal Zeit. Wenn die Bauarbeiten beginnen, sehen wir, was die Verwaltung schon alles geleistet hat. Die Brücken zum Damm sind fertig, der Spielplatz in der Körnerstraße auch bald, die Rasthütten und die Neubaukeller in Hohengöhren sind saniert, Totholz beseitigt, Ruinen abgerissen - es ist schon einiges passiert.

Mit der Turnhalle, dem Melkerhotel und den alten Thermoplastgebäuden ist ein Stück Dorfgeschichte verschwunden. Gibt es Überlegungen, an die Flut und die Folgen in irgendeiner Form zu erinnern?

Der Gedenkstein ist gesetzt, die Verbandsgemeinde erarbeitet eine Chronik und ich habe jede Baustelle fotografisch dokumentiert. Irgendwann können wir mal Vorher-Nachher-Bilder zeigen. Ob sich ein Platz für eine richtige Dauerausstellung zur Flut findet, weiß ich nicht.

Welche Baumaßnahmen werden in diesem Jahr realisiert?

Der Straßenbau zum Damm, die Gehwegerneuerung entland der B107 von der alten Molkerei bis zur Bahnhofstraße; Abwasserleitungen müssen in Größenordnungen verlegt werden, bevor die Straßen selbst erneuert werden - auch das sind etliche! Denn alle, die unter Wasser standen, werden saniert. Bei der Erneuerung des Parkes müssen wir unbedingt vorankommen. Und mit dem Bau der neuen Turnhalle beginnen wir auch.

"Wir haben einen guten Draht zur Landesregierung."

Dann ist aber längst noch nicht wieder alles heil?

Das stimmt wohl. Wenn ich da allein an die vielen Wirtschaftswege denke. Auch die Straße von Hohengöhren zum Damm mit Brücken muss gemacht werden. Dann der Wiederaufbau der altersgerechten Wohnungen anstelle des Melkerhotels. Und das alte Haus in der Breitscheidstraße 9 wird auch noch einmal hergerichtet. Weil es unter Denkmalschutz steht, gibt es statt 80 sogar 100 Prozent Fördermittel.

Es gibt immer noch Schönhauser, die noch nicht wieder in ihren sanierten beziehungsweise neuen Häusern leben. Und es treten immer noch neue Schäden auf - wie ist der Gemütszustand?

Etliche sind noch am Bauen. Leider gibt es auch Häuser, die zu schnell saniert wurden und in denen es jetzt wieder schimmelt - das zerrt an den Nerven. Und auch wenn vieles wieder hergestellt ist: Der Verlust von persönlichen Dingen ist nicht gutzumachen.

Sind Sie zufrieden mit der Arbeit, die das Verwaltungsamt leistet?

Alle Achtung, was dort geleistet wird! Alle arbeiten am Limit. Der Verwaltungsleiter Hans-Dieter Sturm als Vertreter von Bernd Witt ist Verwaltungsprofi und eine große Hilfe.

Über welche Dinge konnte man sich 2014 freuen?

Beim Wiederaufbau haben wir einiges geschafft. Der Deichbau ist gut vorangekommen. Das Fest der Begegnung am 3. Oktober war eine feine Sache. Wir haben einen guten Draht zur Landesregierung, Ministerpräsident Reiner Haseloff kommt gern zu uns und ist immer herzlich willkommen.

Die Gemeinde hat mit dem Anlegen der Außenanlagen das Großprojekt Bürgerzentrum fertiggestellt. Was hat das alles gekostet?

Zu den konkreten Kosten kann ich nichts sagen, es gab ja auch Fördermittel. Auf jeden Fall wird es schön, ganz fertig sind wir ja noch nicht. Hinter dem Gebäude ist noch ein bisschen was zu tun, aber der Park so wie früher ist schon wieder erkennbar. Allerdings befürchte ich, dass wir bei der Planung den Pflegeaufwand unterschätzt haben.

Das linke Nebengebäude, das jetzt die Kleiderkammer beherbergt, passt so gar nicht zum schönen Ambiente...

Wenn wir mit der Flutschadensbeseitigung durch sind, werden wir uns daran machen und es ausbauen. Natürlich würden wir auch gern an einen Investor verkaufen, aber bisher hat sich ja niemand gefunden. Und auf Dauer kann das nicht so bleiben.

Was ist mit solchen schon seit langem geplanten Projekten wie der Sanierung der Heinestraße oder der Gestaltung der Fläche, auf der die alte Molkerei-Ruine steht?

Die Heinestraße schieben wir bis auf Weiteres zurück, wir haben jetzt ganz andere Sorgen. Die alte Molkerei ist in Arbeit. Wir kaufen das Gebäude, um es dann abzureißen. Aber nicht mehr dieses Jahr.

Kann die Kämmerei 2015 einen ausgeglichenen Haushalt aufstellen?

Das hoffe ich. Mit dem doppischen Haushalt ist das allerdings so eine Sache - damit muss ich mich erst einmal richtig auseinandersetzen. Wichtig ist, dass die Verschuldung weiter zurückgegangen ist und dass wir bis auf das Bürgerzentrum ohne Kredite ausgekommen sind.

Sehen Sie noch irgendwo Einsparpotenziale?

Vielleicht bei der Straßenbeleuchtung, wenn wir die auf LED umstellen. Aber das geht nicht so schnell von heute auf morgen.

"Harte Verhandlungen bei Verlängerung des Kooperationsvertrages"

Ist durch die angestrebte Rückforderung von Ausstellungsstücken aus dem Bismarck-Museum an die Familie das Museum in Gefahr?

Dazu habe ich von der Stiftung noch nichts gehört. Aus der Zeitung habe ich erfahren, dass im Bismarckjahr alles beim Alten bleibt. Der Kooperationsvertrag mit Stiftung, Land und Landkreis muss dieses Jahr wieder verlängert werden - das werden harte Verhandlungen, denn ich will vom Land mehr Unterstützung einfordern.

Auch wenn die Gemeinde nicht dafür zuständig ist, sondern die Verbandsgemeinde: Was sagen Sie dazu, dass sich der Neubau des Kindergartens, der ja eigentlich für 2015 gewünscht war, verzögert?

Für die Kinder ist das nicht schön. Aber die Verbandsgemeinde kann auf die Fördermittel nun mal nicht verzichten und muss warten, bis das Stark-III-Programm soweit ist.

In Hohengöhren sorgt die qualitativ schlechte Reparatur der Ortsdurchfahrt und die Aussage der Landesstraßenbaubehörde, dass die Straße nicht vor 2016 grundhaft ausgebaut wird, für Unmut bei den Anliegern.

Es ist nicht in Ordnung, dass die Landesstraßenbaubehörde die Arbeiten seit 2011 immer wieder verschiebt und dann die Reparatur auch noch stümperhaft ausgeführt wird. Trotz der Buga hätte man doch 2015 bauen können, so viel stärker wird der Verkehr doch gar nicht.

Die im letzten Jahr gebauten Solarparks im Hohengöhrener Gewerbegebiet und auf der alten Schönhauser Mülldeponie wachsen weiter. Wie profitiert die Gemeinde davon?

Wir haben über 20 Jahre konstante Einnahmen durch die Verpachtung, der Preis ist angemessen. Es gibt auch Überlegungen, dass der Strom in Hohengöhren direkt den Bewohnern zugute kommt, was dann viel kostengünstiger wäre.

Dafür ist die Einsparung durch günstige Heizwärme von einer Biogasanlage im Schönhauser Gewerbegebiet, die nun doch nicht gebaut wird, passé.

Leider! Der Investor hat nach vier Planungsjahren sein Vorhaben zurückgezogen - eine traurige Geschichte! Vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der hier bauen will...

Im Neubaublock am Mühlenberg stehen etliche Wohnungen leer...

Aber nur die großen Wohnungen. Insgesamt sind es acht Wohnungen. Auch hier werden wir, wenn wir mit den Flutschäden durch sind, Verschönerungen an der Fassade vornehmen und auch die Treppenaufgänge modernisieren. In den 90er Jahren war der Block saniert worden, der Kredit läuft noch.

Noch immer gibt es im Ort keinen Hinweis auf den Geburtsort Otto von Bismarcks und das Museum, mit dem gerade die Durchreisenden zu einem Stopp angeregt werden könnten.

Wohl wahr! Das müssen wir jetzt dringend machen.

Bei unseren zurückliegenden Neujahrs-Interviews erklärten Sie immer wieder, dass sich die Gemeinde inpunkto Betreutes Wohnen für die immer älter werdenden Dorfbewohner etwas einfallen lassen will. Gibt es inzwischen Konkretes?

Es findet sich leider kein Investor. Zumindest aber bauen wir alle Wohnungen, die jetzt entstehen, altersgerecht - das ist ein kleiner Anfang.

Ihr persönlicher Wunsch für 2015 ist...

Gesund und in Ruhe mit der Familie zusammenzuleben und ohne Katastrophen durch das Jahr zu kommen - viel mehr brauche ich nicht. Vielleicht finde ich ja doch endlich mal Zeit zum Angeln, das sage ich ja jedes Jahr und es wird immer nichts... Ein Urlaub an der Ostsee ist geplant - darauf freue ich mich schon.