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Baujagd Elf Füchse bleiben auf der Strecke

Eingewandertes Raubwild wie Waschbär oder Marderhund nimmt überhand. Die nachtaktiven Tiere sind schwer zu bejagen - die Alternative ist die Baujagd.

Von Ingo Freihorst 17.02.2015, 02:37

Jederitz l Immerhin elf Füchse, drei Waschbären und ein Marderhund liegen hinter der alten Stellmacherei in Jederitz, eingerahmt von Tannenzweigen. Jäger und Helfer haben sich hier zur Auswertung der revierübergreifenden Baujagd vom Hegering Elb-Havel-Winkel eingefunden, es gibt Suppe sowie Getränke zum Aufwärmen. "So viele Füchse hatten wir in der neunjährigen Geschichte der Baujagd wohl noch nie erlegt", fasste Organisator Christian Ahrens zusammen.

Fast alle der erlegten Tiere waren ausgegraben worden, berichtete Waidmann Matthias Wilms aus Jederitz. Bejagt worden waren die Reviere Warnau, Garz, Kuhlhausen, Jederitz, Wulkau, Kamern, Neukamern, ein Revier in Havelberg sowie das brandenburgische Söllenthin. Insgesamt hatten sich fast 50 Jäger und Helfer auf die Baujagd begeben, neben einheimischen kamen sie auch aus dem Brandenburgischen, aus Niedersachsen sowie aus Mecklenburg-Vorpommern.

Hunde spüren Tiere auf

Die Tiere werden in ihren unterirdischen Behausungen von Hunden aufgestöbert. Teckel und Deutscher Jagdterrier sind ursprünglich zur Baujagd gezüchtet worden, inzwischen sind sie aber Allrounder, können also auch Wassergeflügel apportieren oder zur Nachsuche eingesetzt werden. Begibt sich der Vierbeiner übrigens in den Bau, sagt der Waidmann "er schlieft ein".

Wo der Hund unter der Erde ist, muss der Jäger hören, der Vierbeiner soll schließlich das Wild verbellen. Einige Hunde waren technisch hochgerüstet - sie trugen Peilsender zur besseren Ortung am Halsband. Viele Baue sind recht weitläufig und haben mehrere Ausgänge. Die Marderhunde lieben es hingegen bequem, sie graben ihren Bau nicht selbst, sondern übernehmen nur verlassene Höhlen - oder vertreiben deren Bewohner.

"Insgesamt waren um die 20 Hunde bei der Baujagd dabei", berichtete Christian Ahrens, der sein Revier in Havelberg hat. Sechs der Vierbeiner wurden dabei besonders aufmerksam begutachtet, denn sie sollten das "Leistungszeichen Naturbau" erhalten. Dazu hatten sich fünf Prüfer eingefunden. Das Leistungszeichen wird mit und ohne den sogenannten "Härtestrich" verliehen. Dieser Härtestrich wird erteilt, wenn der Hund das Wild hart bedrängt oder packt.

Das Ausgraben der Tiere - dies übernahmen die Helfer - ist recht schweißtreibend, zumal bei lehmigem Boden wie im Havelberger Mühlenholz. Bis zu zwei Meter tief kann da am Ende schon mal das Erdloch klaffen. Weit flacher sind die Baue auf den Havelwiesen - wegen des hier anstehenden Grundwassers.

Nur Fuchs ist heimisch

Meister Reinecke verlässt seinen Bau manchmal allerdings nicht freiwillig - in recht seltenen Fällen liefern sich unter der Erde Hund und Wildtier auch mal einen verbissenen Kampf. So wurde ein Teckel beim Kampf mit einem Fuchs verletzt und musste geklammert werden. Für solche Fälle war eine mobile Tierärztin von der Tierklinik in Pritzwalk mit bei der Jagd dabei. Der verletzte Teckel steckte noch voller Adrenalin, das Klammern bereitete ihm deshalb keinen Schmerz.

"Von den erlegten Tieren hier ist nur der Fuchs eine heimische Art", blickte Christian Ahrens auf die Strecke. Waschbär und Marderhund sind Neozoen, eingewanderte oder eingeschleppte Arten. Weil hier ihre natürlichen Feinde fehlen, können sich vor allem die Waschbären ungestört vermehren. Darunter leiden allerdings die Vogelwelt und das Niederwild - denn der Kleinbär mit der markanten Maske ist ein eifriger Kletterer. "Die Jagd auf Fuchs und solche Neozoen wie den Waschbären in unseren Niederwildrevieren ist also aktiver Naturschutz und trägt zum Erhalt eines gesunden Gleichgewichts der heimischen Wildarten bei", resümierte der Waidmann.