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"Die Altmark kocht" Schlemmen wie einst Fürst Bismarck

Der vor 200 Jahren in Schönhausen geborene Otto von Bismarck war ein
Genießer, was auch seiner stattlichen Figur anzusehen war. Was er
geschlemmt hat, kann man sehen und probieren, wenn Köche am 31. März die
Löffel im Park schwingen.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 27.02.2015, 02:28

Schönhausen l Zum inzwischen siebenten Mal heißt es "Die Altmark kocht". Spezialitäten aus dem 19. Jahrhundert werden von Spitzengourmets neu interpretiert - in Bismarcks Jubiläumsjahr kommt natürlich auf den Tisch, was der Reichskanzler gespeist hat. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) mit seinem für die Altmark zuständigen Chef Manfred Hippeli aus Schönhausen ist Initiator der Aktion, die dieses Jahr das Motto "Die Altmark 1815 bis 2015 - Bismarck und Buga" trägt.

Zehn Köche aus der Altmark präsentieren Gerichte, die nicht nur Otto von Bismarck gemundet haben dürften. Gekocht wird am 26. März in Salzwedel und am Dienstag, 31. März, in Schönhausen. Und zwar im Bismarck-Park unter freiem Himmel, vor den Kanonen mit Blick auf die Kirche, in der der wenige Wochen alte Otto im Mai 1815 getauft worden ist.

Natürlich steht Manfred Hippeli, dem "Die güldene Pfanne" in Havelberg gehört, auch selbst mit an der Kochplatte. Wie auch alle anderen neun Köche baut er seinen Posten mit Induktionsplatten oder Gasherd auf, um dann sein Gericht zuzubereiten: 101 Kiebitzeier vor Schweinekeule aus der Gutsküche mit Pflaumensoße. Anstelle der Kiebitzeier verwendet er Wachteleier. Zu diesem Leibgericht des Fürsten kann Manfred Hippeli Spannendes berichten: "Otto von Bismarck bekam in jedem Jahr zu seinem Geburtstag am 1. April ein fein gearbeitetes Kistchen mit 101 Kiebitzeiern überreicht.

28 Jahre lang zum Geburtstag 101 Kiebitzeier

Es war ein Geschenk von Verehrern aus dem friesischen Jever. Nach der Reichsgründung 1871 saßen Honoratioren der Stadt am Stammtisch zusammen und überlegten, was man dem von ihnen so verehrten Reichskanzler wohl zum Geburtstag schenken könne. Metzgermeister schickten damals oft Wurst, Jäger schickten Wild, andere Verehrer schickten Schnaps und Bier.

Am Stammtisch in Jever saß auch ein Mann, der von einem früheren Bediensteten des Kanzlers wusste, dass Bismarck seit seiner Zeit als ostelbischer Junker gerne Kiebitzeier aß. Auf den Geschmack war er gekommen, weil die von den Bauern gefundenen Kiebitzeier bei der Herrschaft abgegeben werden mussten.

Also wurde am Stammtisch zu Jever beschlossen, dem Feinschmecker Kiebitzeier zum Geschenk zu machen. Und zwar zu jedem Geburtstag 101 Stück nach dem damals beliebten Kartenspiel ,Elfer raus`. Bei dem gewinnt derjenige, der als Erster 101 ,Augen` nachweisen kann.

28 Jahre lang bis zu seinem Tod freute sich Bismarck über das Geschenk und bedankte sich stets mit einem Pokal, den er 1883 von einem Juwelier in Berlin anfertigen ließ. Das eiförmige Gefäß aus Silber, innen vergoldet, fasste einen Liter Wein und besitzt einen Deckel in Gestalt eines Kiebitzkopfes."

Interessierte können den Köchen ab 13 Uhr gern über die Schultern schauen. Und natürlich probieren, wenn alles fertig ist.

Drei ostelbische Köche sind dabei

Zu den Köchen gehört seit einem Jahr auch Markus Wagener aus Hohengöhren. Er ist gerade wieder im Ausland unterwegs, um die exotische Küche kennenzulernen - dieses Mal in Indonesien. Kurz vor dem Schaukochen will der junge Hohengöhrener zurück sein, um "Neues aus dem Bismarckland" zu kredenzen.

Dritter ostelbischer Koch ist Sebastian Bohm vom Arthotel "Kiebitzberg" in Havelberg.

Manfred Hippeli freut sich schon auf die beiden Kochevents. In Schönhausen findet einen Tag später der Festgottesdienst mit Sachsen-Anhalts Ex-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer als prominentem Gast anlässlich des 200. Geburtstages Bismarcks statt. Kulinarisch sind die Schönhauser dann also bestens auf das Jubiläum eingestimmt.

Was jeder der zehn Köche zubereitet, kann man dann auch in ihren Restaurants bestellen. Bei der ersten Aktion im Jahr 2007 hatten die altmärkischen Köche "Hansesäcke" zubereitet. Und auch Fisch oder Wild stand schon auf der Speisekarte.