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Die Havelbergerin fühlte sich bei ihrem Heimauftritt sichtlich wohl / Nächstes Rathauskonzert findet wieder im Rathaus statt Christin Guddath spielt die Flöte mit besonders großer Freude

Von Brigitte Strugalla-Voltz 29.04.2015, 01:27

Havelberg l Die Havelberger lassen sich nicht irritieren. Möge auch der Saal kurzfristig gewechselt werden: Die Freunde von "Kunst im Rathaus" waren fast alle da und füllten am Sonntag die Plätze im Paradiessaal. Und so konnte Lars Kripke ganz entspannt und charmant wie immer seine Zuhörer und die beiden jungen Musiker aus Rostock begrüßen.

Auch hier hatte es eine kurzfristige Veränderung gegeben. Wegen Krankheit war die Cellistin des Terzetts ausgefallen; auf die Schnelle musste ein neues Programm zusammengestellt werden.

Kristin Guddath, Querflöte, aufgewachsen in Havelberg und zur Zeit als Dozentin für Querflöte am Konservatorium in Rostock tätig, bot mit ihrem engagierten, ja inspirierten Spiel einen Ohren- und auch Augenschmaus. Bei der Begrüßung hatte sie gesagt, wie sehr sie sich freue, in ihrem Heimatort zu spielen, und diese Freude vermittelte sie während des ganzen Abends. Das strahlte wohl auch auf ihren Partner ab. David Kantel meisterte die Schwierigkeiten mit dem zwar neu überholten, aber gewöhnungsbedürftigen Flügel im Paradiessaal und entlockte ihm sowohl in schnellen Läufen als auch bei sensiblen Passagen einen beachtlichen Klangreichtum. Dabei ist immer wieder das unglaublich hohe Niveau der heutigen Instrumentalausbildung festzustellen. An dieser Stelle darf auch die Havelberger Lehrerin der jungen Flötistin erwähnt werden: Daniela Voigt hat nicht nur technisch die ersten Schritte begleitet, sondern dauerhaft für Spielfreude und musikalische Kreativität gesorgt.

Kantel kann`s auswendig

Im Programm wechselten Solostücke und Duette, beginnend mit Telemanns schöner Air à l´Italien über die unglaublich schnellen Läufe von Beethovens "Variationen in c-moll". Es folgte Glucks wunderbar schlicht-schöner "Reigen der seligen Geister" und - aus der Moderne - von Arthur Honnegger das fröhliche Ziegenballett "Danse de la chèvre" für Flöte solo. Mit Franz Liszt hatte sich der junge Pianist einen weiteren der umjubelten Virtuosen des 19. Jahrhunderts vorgenommen und spielte atemberaubend furios den dämonischen "Mephisto-Walzer".

Der zweite Teil begann mit einem frühlingshaften Rondo von Mozart und belegte einmal mehr das sensible Zusammenspiel der beiden Musiker. Darauf folgten die "Kinderszenen" von Robert Schuhmann in einer bemerkenswerten und spannenden Interpretation. David Kantel ließ die gesamte emotionale Breite des Kindseins anklingen, märchenhaft-träumerisches ebenso wie wilde Spiele, Müdigkeit und Trotz. Kantels Schwerpunkt - er spielte auswendig - wurde zu einem musikalischen Höhepunkt des Konzerts.

Die drei letzten Beiträge waren eine Hommage an die Kulturmetropole Paris. An Stravinsky erinnerte die Ballade des Franzosen Robert Clérisse. Aus dem reichen kammermusikalischen Werk von Francis Poulenc, einem der wichtigsten Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts, hörte man zwei sensibel-melodische Sätze. Den Abschluss bildeten zwei effektvolle "Spanische Tänze" des 1925 in Paris verstorbenen Breslauers Moritz Moszkowski. Der rasante Choro "Tico Tico" aus Brasilien schloss als Zugabe den grandiosen Konzertabend ab.

Der Verein "Kunst im Rathaus" lädt zu seiner nächsten Veranstaltung am Sonntag, 31. Mai, bereits nachmittags um 16 Uhr: Die beliebte "Kaffeehausmusik" mit Bewirtung wird dann wieder am gewohnten Ort stattfinden.