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Bilder fertig, nun kommt der Rest

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 21.07.2015, 13:52

Auf dem Weg, das 300 Jahre alte Epitaph der Familie Augustus I. von Bismarck zu restaurieren, kommt die Schönhauser Kirchgemeinde voran.

Schönhausen l Inzwischen sind alle sechs Bildnisse der Familie restauriert. Es handelt sich um Augustus I., seine dritte Ehefrau Fredike-Sophia von Möllendorff und die vier Kinder. Zwei davon, Zwillingsmädchen, sind gleich nach der Geburt verstorben - bei diesen Bildern handelt es sich also nicht um Portraits. Die beiden Söhne sind Georg Friedrich II. und Augustus II., der auch Landrat in der Region war. "Es handelt sich bei den Portraits nicht um die Originale aus der Zeit um 1700", weiß Restauratorin Hiltrud Fritzsche zu berichten. "Otto von Bismarck hatte sie um 1850 restaurieren lassen und bei sich im Schloss aufgehängt. 1856 ließ er Kopien von der damals noch jungen und später sehr erfolgreichen Malerin Rosa Petzel erstellen. Zwei ihrer Bilder hängen übrigens in der Schollener Kirche, wo sie aufgewachsen ist und ihr Vater Pfarrer war.

"Der Zustand ist katastrophal"

Die sechs restaurierten Bilder hängen am hölzernen Gerüst inmitten der Schönhauser Kirche, das vor drei Jahren beim Start der Restaurierung aufgestellt worden ist. Hoch oben auf der obersten Ebene hat Tischlermeister und Restaurator Hagen Siedler den Korpus von der Wand gerückt. Alle anderen Teile des reich verzierten Epitaphs liegen in Regalen hinter dem Altar und im Nordschiff des Gotteshauses und warten darauf, restauriert zu werden.

Sehr gut kann man sehen, wie der Zahn der Zeit am Holz genagt hat. "Der Zustand ist katastrophal", schätzt Hiltrud Fritzsche ein. Sie zeigt ein kleines Stück der Verzierung. Zwar hält die Farbe es noch zusammen, aber das Holz ist zerfressen und beinahe nur noch Mehl. Außerdem haben Schimmelpilze das Holz befallen. Die Kalkausblühungen sind extrem und machen die Restaurierung besonders aufwändig.

"Die Begasung der Kirche Ende der 90-er Jahre gegen den Holzwurmbefall hat zwar die Schädlinge abgetötet, aber dafür zahlreiche andere Schäden verursacht", berichtet die Restauratorin, die schon viele Stücke in der Schönhauser Kirche bearbeitet hat, zuletzt zusammen mit Hagen Siedler den imposanten Barockaltar.

Fortschritt ist vom Geld abhängig

Derzeit ist sie dabei, die Holzaufhängung des Epitaphs zu reinigen. Inwieweit die vielen Schnitzereien restauriert und fehlende Stücke wie beispielsweise die Finger einer der beiden fast lebensgroßen Figuren wieder hergestellt werden, hängt unter anderem vom Umfang der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel ab.

Wie gut das Ergebnis werden kann, sieht man an einer Vase, die auf einem der Regale im Nordschiff steht. Sie ist bereits teilweise restauriert und um ein fehlendes Stück ergänzt. Diese Arbeit erledigte Hagen Siedler als Prüfungsleistung im Rahmen seiner kürzlich mit Bestnote abgeschlossenen Ausbildung zum "Restaurator im Handwerk".

Angewiesen auf Spenden und Fördermittel

Auch Pfarrer Ralf Euker freut sich über die restaurierten Gemälde und dass die Arbeiten am Epitaph vorangehen. Er weiß, dass seine Kirchengemeinden mit dem Erhalt der historischen Gebäude eigentlich finanziell überfordert sind und ist deswegen für jede Unterstützung von Fördermittelgebern wie zum Beispiel der Stiftung Preußisches Kulturerbe, der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt oder dem Schönhauser Kulturdreieck dankbar. Lobend erwähnt er auch die vielen Spenden Einzelner und das Engagement des Chors. Der hatte erst neulich zusammen mit den Sängern des Wuster Chores eine Kollekte für den Erhalt der Kirche in Höhe von 530 Euro "ersungen".

Mit der Turmsanierung startet jetzt ein weiteres Projekt an der Schönhauser Kirche.