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Mit besserer Werbung würden viele Spontan-Besucher Stopp machen / Reinhilde Modest: Touristen sind überrascht, welchen historischen Schatz Schönhausen zu bieten hat

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 11.02.2011, 05:25

Ein paar Tage Urlaub in Schönhausen zu machen, lohnt sich. Reinhilde Modest, die seit 1995 eine Pension hat, weiß auch, warum: Die Gäste schätzen die Landschaft, die gute Infrastruktur, die Nähe zu Städten und die historischen Schätze der Region. Und mit denen müsste viel mehr geworben werden.

Schönhausen. "Wissen Sie denn überhaupt, in welch historisch interessantem Ort Sie hier sind?" Auf ihre oft gestellte Frage an ihre Gäste erntet Reinhilde Modest meist Schulterzucken. "Dass Schönhausen Bismarcks Geburtsort ist und es hier ein Museum gibt, überrascht viele." Das sei auch kein Wunder. Denn eine entsprechende Werbung an der Straße mit einem Schild am Ortseingang fehlt. "Viele Reisende, die im Sommer auf dem Weg gen Norden durch Schönhausen kommen, würden sicher anhalten, wenn sie wüssten, was wir hier zu bieten haben. Aber sie rollen durch Schönhausen durch, das kleine Schild an der Einfahrt zur Körnerstraße finden nur die, die gezielt nach dem Museum suchen." Und noch etwas fehlt. "Viele Radtouristen erzählen, dass sie auf dem Deich die Abfahrt nach Schönhausen gar nicht gefunden haben. Warum kann auf dem viel befahrenen Weg nicht auch ein kleines Hinweisschild stehen, dass man in nur einem Kilometer Entfernung einen historisch interessanten Ort mit Einkaufsmöglichkeiten findet. Wer vom Norden kommt, hat die Kulisse von Tangermünde schon vor Augen. Da radelt man eben ein Stück weiter – vorbei an Schönhausen."

Dabei hat die Elbgemeinde viel zu bieten, "das reicht zwar nicht unbedingt für einen abwechslungsreichen Zwei-Wochen-Urlaub, aber für drei, vier spannende Tage allemal". Reinhilde Modest erzählt, dass ihre Besucher natürlich Museum samt Park und Kirche besichtigen, die Landschaft genießen, Abstecher nach Klietz oder Wust zum Heimat- und zum Muuuseum machen, sich Kirche und Katte-Gruft ansehen. Gern wird die Möglichkeit genutzt, nach Tangermünde zu radeln. Und viele setzen sich auch ganz bequem in den Zug und sind in einer Stunde in Berlin. Nicht zu unterschätzen sei auch, dass es gute Einkaufsmöglichkeiten im Ort gibt und einen Arzt.

Das waren Anfang der 90er Jahre auch die Gründe von Familie Modest, aus dem Emsland nach Schönhausen zu ziehen. Johannes Modest arbeitete im Genthiner Finanzamt, so dass ein Haus in der Umgebung gesucht wurde. An dem großen Gebäude in der Bismarckstraße/Ecke Beethovenstraße fanden Modests Gefallen. "Schönhausen hat uns von Anfang an gefallen. Wichtig war auch, dass es hier Kindergarten und Schule gibt. Unsere beiden Töchter haben sich schnell eingelebt", erinnert sich Reinhilde Modest. In ihrem alten Zuhause hatte sie eine Bäckerfiliale geführt, wollte wieder etwas mit Menschen zu tun haben. "Das Haus war für uns vier viel zu groß, deshalb entstand die Idee mit der Pension. Wir haben das gesamte Obergeschoss mit zwei Doppel- und zwei Einzelzimmern ausgebaut, im Oktober 1995 kamen die ersten Gäste." Von ihren Zimmern blicken sie auf die Kirche oder das Gut II, dessen Anblick sich mit den demnächst beginnenden Bauarbeiten noch verschönern wird. Viele sind Wiederkehrer. "Schönhausen gefällt ihnen so gut, dass sie immer wieder für ein paar Tage Urlaub machen. Darunter sind auch ehemalige Schönhauser, die ihre alte Heimat besuchen oder zu einer Familienfeier anreisen. Auch das Museum schickt Gäste, die eine Übernachtungsmöglichkeit suchen, zu mir." Und auch Reisende, die beruflich in der Region zu tun haben, beziehen ein Zimmer in der Pension. Im Gästebuch sind etliche Einträge auf englisch geschrieben – sogar aus Thailand reisten Gäste an.

In Gesprächen mit ihren Stammgästen morgens am Frühstückstisch oder abends am Grill erfährt Reinhilde Modest, dass die stetige Entwicklung Schönhausens deutlich spürbar sei. "Die Radwege werden immer besser und auch übersichtlicher ausgeschildert. Und dass nun auch der Lückenschluss zwischen Scharlibbe und Schönfeld fertig ist, wird viele Radtouristen sehr freuen, denn das wurde immer wieder kritisiert. Schön ist auch, dass der bisher geschotterte Weg auf dem Deich zwischen Schönhausen und Fischbeck zum Abschluss der Bauarbeiten im Frühling richtig befestigt wird."

Sich mit einer Pension selbstständig zu machen, hat Reinhilde Modest nicht bereut. Den Sommer über sind meist alle Zimmer belegt, auch jetzt in der kalten Jahreszeit klingeln immer mal wieder Gäste an der Tür. Denn auch jetzt lädt Schönhausen zu Museumsbummel und Elbspaziergang ein.