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Bob-Cheftrainer Christoph Langen: Unbequem, aber erfolgreich

22.02.2011, 10:22

Königssee (dpa). Als gebürtiger Kölner ist Christoph Langen ein geselliger Zeitgenosse, doch als Athlet und Trainer war und ist er unbequem. Er sagt seine Meinung geradeheraus - verbiegen lässt er sich nicht. Daher eckte er in seiner beispiellosen Karriere als Bobfahrer immer wieder an. Sein langjähriger Trainer Raimund Bethge meinte 2005 beim Rücktritt von Langen, der allein ein Drittel der über 80 Medaillen unter Bethges Regie gewonnen hat: "Er war ein Siegfahrer, den man manchmal vor sich selbst schützen musste, da er oft zu viel wollte."

Gut fünf Jahre später trat Langen das Erbe des einstigen Denkers und Lenkers des deutschen Bobsports an. "Keine Frage, der Schatten von Raimund ist riesengroß", sagte der 48-jährige Oberstabsfeldwebel, der in seiner aktiven Zeit als Lautsprecher der Schlitten-Szene und oftmals auch als explodierender, sturer Pilot galt. "Er ist schon deutlich diplomatischer geworden, wir pflegen eine gesunde, aber jederzeit direkte Kommunikation. Da kommt alles auf den Tisch", sagte René Spies, der zusammen mit Matthias Höpfner und Sven Rühr "für die andere Generation an Trainern steht. Wir haben alle die gleiche Anschauung und wissen genau, wohin wir wollen", betonte Langen, der bei der WM in Königssee zudem vom erfahrenen Hans Wimmer im vierköpfigen Bundestrainer-Team unterstützt wird.

Die Personalie Langen kam im Sommer 2010, im Jahr eins nach den Rücktritten von André Lange und Bethge, nicht überall gut an. Man vermutete ein bayerisches Komplott gegen die erfolgreichen Ost-Stützpunkte in Oberhof, Riesa und Altenberg. Doch Langen erarbeitete sich unter dem Motto "Alle bekommen die gleiche Chance" das Vertrauen der Athleten.

"Ob einige Personen mit mir ein Problem haben, ist egal, es muss um die gemeinsame Sache gehen. Allein kommt man nicht weiter. Ich glaube auch, dass die Athleten erkannt haben, dass die neuen Wege, die wir gehen, so schlecht nicht sind", sagte der zweimalige Olympiasieger und siebenmalige Weltmeister, der seine Karriere knapp vier Monate vor den Olympischen Spielen 2006 in Turin beenden musste. Ein Herzinfarkt hatte ihn zuvor ausgebremst.

"Zuletzt hatten wir nur einen Siegfahrer, jetzt wollen wir uns mit Hinblick auf Sotschi breit aufstellen", sagte Langen, der so auch den Rückstand beim Start in dieser Saison erklärte. "Wenn ich die besten Bremser alle auf einen Bob setze, so wie es bei André Lange gemacht wurde, dann habe ich natürlich einen gewissen Vorsprung. Doch das wollen wir ja nicht."