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Junge Soldaten standen gestern in Havelberg im Blickpunkt der Öffentlichkeit / Bürgermeister Bernd Poloski: Kaserne gehört zur Stadt wie der Dom

Von Dieter Haase 18.03.2011, 05:27

Zum vorerst letzten Mal - erst mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht könnte sich das noch einmal ändern - standen gestern auf dem großen Parkplatz in der Bahnhofstraße junge Wehrpflichtige im Blickpunkt der Öffentlichkeit. 64 Rekruten aus der 5. Kompanie des Panzerpionierbataillons 803 waren zum feierlichen Gelöbnis angetreten.

Havelberg/Klietz. Die ganze Woche lang wurde in der 5. Kompanie, die ihren Sitz in der Kaserne Im Walde in Klietz hat, fast nur über ein Ereignis gesprochen: das feierliche Gelöbnis in Havelberg. "Ich freue mich schon riesig darauf, mich zum ersten Mal in dem schmucken Dienstanzug zeigen zu können", konnte es der 18-jährige Pionier Maik Presuhn aus Wulkau kaum erwarten. Zudem hatte man ihn dazu auserkoren, in der sechsköpfigen Rekrutenabordnung zu stehen, die den Gelöbnisspruch an der Truppenfahne leistete. Aber auch bei den anderen jungen Männern war die Aufregung verständlicherweise sehr groß. "Vor ihren Angehörigen wollen sie an ihrem Festtag natürlich eine besonders gute Figur machen", nannte Presseoffizier Leutnant Mario Dabrowski einen Grund dafür.

Das feierliche militärische Zeremoniell auf dem Parkplatz in der Bahnhofstraße wurde von den Klängen des Luftwaffenmusikkorps 4 aus Berlin umrahmt. Bataillonskommandeur Oberstleutnant Guido Gellekum konnte dazu auch zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Bundeswehr und anderen Institutionen begrüßen. Er übergab das Wort an den Havelberger Bürgermeister Bernd Poloski, der erstmals die Gelöbnisrede in der Hansestadt hielt. "Es ist mir eine außerordentliche Ehre, jenen jungen Menschen Hochachtung und Anerkennung zu zollen, die als letzte der Wehrpflicht in unserer Republik unterliegen", begann das Stadtoberhaupt seine Ausführungen. Mit Blick auf die bevorstehende nächste Bundeswehrreform stellte er klar: "Soldaten gehören zu Havelberg wie ihre Bewohner, und die Elb-Havel-Kaserne gehört zur Stadt wie der Dom. Auf all das können und wollen wir auch in Zukunft nicht verzichten."

Nach dem Bürgermeister schilderte Pionier Benjamin Kudla aus Wittenberge, wie er die Umstellung vom zivilen auf das militärische Leben bewältigt hat. Anschließend sprachen die Rekruten den Gelöbnistext.

Der gestrige Festtag hatte für die Rekruten der 5. Kompanie um 9 Uhr mit einem sogenannten Familientag in der Kaserne Im Walde begonnen. Zahlreiche Familienangehörige sowie Freunde, Bekannte und andere Gäste der jungen Soldaten - den weitesten Weg legte übrigens ein Vater zurück, der am Bodensee wohnt - folgten der Einladung: zu einem Feldgottesdienst, zur Besichtigung der Unterkünfte und zu verschiedenen anderen Stationen, zum Beispiel "Leben im Felde", "Fahrzeuge der Bundeswehr" oder zu einer Waffenschau. Außerdem öffneten drei Rekruten ihre Unterkunft als "Musterstube" und hatte der Feldküchentrupp einen Stand aufgebaut. Im Gebäude der 5. Kompanie sowie im Kinosaal konnten es sich die Besucher zudem bei einem Imbiss oder bei Kaffee und Kuchen gemütlich machen. Wegen des Dauerregens draußen machten die meisten verständlicherweise von diesem Angebot Gebrauch.

Höhepunkt des Familientages war ein kleiner praktischer Einblick in die einsatzvorbereitende Ausbildung der Soldaten: die Demonstration eines Feuergefechts, in das eine Fahrzeugpatrouille durch einen Hinterhalt im Einsatzland geriet.