1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. "In Havelberg fühle ich mich sauwohl"

Manfred Heinze hat in den vergangenen zehn Jahren sechs Millionen Euro in der Stadt investiert "In Havelberg fühle ich mich sauwohl"

Von Andrea Schröder 28.01.2012, 05:19

Ein Haus an der Havel, das er restaurieren ließ, war der Beginn einer Reihe von Sanierungen in Havelberg für Manfred Heinze. Sechs Millionen Euro hat der Norderstedter in den vergangenen zehn Jahren investiert und 50 Wohnungen geschaffen.

Havelberg l Die Domstraße 1 und die benachbarten Gebäude bis zur Schulstraße 10 gehören für Manfred Heinze zu den Favoriten, wenn er an die Liste der von ihm sanierten Häuser denkt. "Sie sind mit am schönsten geworden", sagt der Mann aus Norderstedt, der morgen seinen 70. Geburtstag feiert. Besonders die "frechen Farben der Domstraße 1" gefallen ihm. In warmen Gelbtönen leuchtet die Fassade in der Sonne besonders schön, die rotfarbenen Fensterrahmen und die Tür setzen sich gut ab. Stuck ziert den Eingang.

Dieser Gebäudekomplex soll der letzte gewesen sein, den Manfred Heinze in Havelberg saniert hat. "Ich habe sechs Millionen Euro in gut zehn Jahren investiert, hinzu kommen die Fördergelder. 50 Wohnungen habe ich jetzt hier." Gefragt wurde er schon, ob er ein weiteres Haus in Angriff nehmen würde. Doch erstmal verneinte er.

Nach Havelberg hat es den Norddeutschen aufgrund seiner Verwandtschaft in Nitzow verschlagen. Er erinnert sich noch gut an Besuche seiner Familie, die zum Kriegsende von Posen zunächst nach Bad Salzungen flüchtete und später in Bremen wohnte, 1956 und 1958 in dem Haveldorf. Die Oma lebte noch, Cousins und Cousinen lernte er kennen. Der Kontakt beschränkte sich später auf mal einen Brief oder Päckchen, denn Westverwandtschaft war im Osten Deutschlands nicht gerade förderlich. Als aber die Wende kam, fuhr Manfred Heinze im Frühjahr 1990 nach Nitzow, um die Verwandtschaft zu sehen. "Die Havel war das Zugpferd für mich. Das hatte ich in richtig guter Erinnerung. Und die Herzlichkeit, mit der wir damals empfangen worden waren. Ich setzte mich an einem Samstag ins Auto und fuhr spontan los. Ich wusste noch ungefähr, wo das Haus steht. Doch war niemand da. Auf den Spargelfeldern entdeckte ich sie dann. Unser Wiedersehen war sehr rührend und bewegend", berichtet Manfred Heinze vom Treff unter anderem mit seiner Cousine Gerda Jonschkowski.

Er fuhr häufiger nach Nitzow und besuchte natürlich auch Havelberg. Petra Jonschkowski erzählte er immer wieder von seinem Wunsch, einen "Zweitwohnsitz mit einem kleinen Bach vor der Tür zu haben". 1997 war es soweit. Die Weinbergstraße 16 sollte versteigert werden. Er einigte sich mit dem Besitzer auf den Kauf und hatte seine erste Immobilie in Havelberg. "Das Haus sah grauenvoll aus. Ein Bauunternehmer aus dem Westen hätte dieses Haus nie retten können", ist seine Meinung. "Doch ich fand einen kompetenten Architekten und das Fachwerkhaus ist toll geworden." Die Wohnung unten hat er vermietet, oben hat er Wohnung und Galerie und am Haus einen Garten und die Havel in der Nähe.

Manfred Heinze lernte immer mehr Haveberger kennen. Als er gefragt wurde, ob er als "Helfer in der Not" den Markt 24, in dem sich das griechische Restaurant befindet, kaufen würde, tat er es. Nebenan, die 23, folgte. "Das war eine Ruine. Für die Sanierung habe ich dann die erste Förderung bekommen. Das war die erste richtig große Baustelle", denkt der Norderstedter zurück. Er ersteigerte die 25 und sanierte 2003/04 auch dieses Haus - ohne Förderung. Dann kam der Markt 10 an die Reihe, für den es wieder Förderung gab. "Seit diesem Haus arbeite ich mit Michael Wege und Ulrich Kilian zusammen. Wir haben dort mit Erdwärme angefangen. Diese umweltfreundliche Heizmethode hat sich bewährt, ist für die Mieter relativ kostengünstig, der Preis liegt rund 20 Prozent unter dem Gaspreis. Die Investition ist allerdings bei solch einer kleinen Anlage sehr teuer."

Nach diesem Haus wollte Manfred Heinze, der aus der Druckerbranche stammt und sich Mitte der Neunziger als Handelsvertreter und Druckvermittler selbständig gemacht hatte, Schluss machen mit der Sanierung. Doch folgten noch Müllertor 5 ebenfalls mit Erdwärme, die Weinbergstraße 79 und 83, hier kamen Luftwärmepumpen zum Einsatz, und die Grundstücke 17 und 18, wo ein altes Haus abgerissen und ein Neubau errichtet werden durfte.

Die Domstraße 2 als markantes Eckgebäude auf der Stadtinsel war das nächste Projekt. Um Erdwärme für mehrere Häuser nutzen zu können, kaufte Manfred Heinze die benachbarte Domstraße 1 und Schulstraße 10 und sanierte sie.

Er fühlt sich mittlerweile als Havelberger, hat viele Freunde hier, würde lieber heute als morgen ganz hierher ziehen. Tochter und Sohn sind erwachsen. Seine Frau ist allerdings in Norderstedt ehrenamtlich in einer Familienbildungsstätte tätig und pflegte bis vor kurzem ihre Tante. Somit pendelt er zwischen den Städten. Traurig machen ihn manche Neider. "Ich habe Häuser auch völlig ohne Förderung saniert. Mit dem Geld, das ich mir erwirtschaftet habe. Dabei habe ich überwiegend mit Havelberger Firmen zusammengearbeitet. Sie arbeiten sehr gut, sind termintreu, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt."

Wünschen würde er sich für Havelberg, dass die Stadtinsel einen Lebensmittelmarkt bekommt und dass es Arbeitsplätze für junge Leute gibt.

"Ich fühle mich sauwohl hier und sehe mich als Havelberger. Ich fühle mich nicht mehr als Wessi, sondern als Ossi", sagt er mit größter Überzeugung.