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Geschichte: Vor 150 Jahren wurde die erstePost-Expedition in Schönhausen gegründet

17.09.2012, 07:09

In diesem Jahr wird die Post in Schönhausen 150 Jahre alt. Der Stendaler Posthistoriker Hermann Kuhlmann, der unter anderem die Postgeschichte aufarbeitet und selbst 1941 in Schönhausen in Lehre gegangen war, hat die Geschichte zusammengefasst.

Schönhausen l Die "Königlich-Preußische Oberpost-Direction" zu Magdeburg gab 1862, also vor 150 Jahren, die Order, dass in Schönhausen (Elbe) eine Post-Expedition eingerichtet wird. Erster Post-Expediteur war Hanxleden. Bisher gehörte Schönhausen zum Zustellbereich des Postamtes Tangermünde und um 1842 zur "Königlichen Post-Expedition" in Fischbeck. Ob Fürst Otto von Bismarck seinen Einfluss zur Einrichtung geltend gemacht hatte, ist nicht nachweisbar, jedoch anzunehmen.

Aus dem Jahr 1864 gibt es in der Schönhauser Post-Dokumentation zwei Einlieferungsscheine im Original mit der Unterschrift des ersten Post-Expediteurs sowie mit dem Stempelabdruck von 1864. Zu dieser Zeit befand sich die Post auf dem Grundstück des Kaufmannes Hanxleden, Hof 33 in der Dorfstraße, heute Fontanestraße 35 (Gaststätte Hanxleden/Hacker/Krutz).

1871 wurde die Schönhauser Post "kaiserlich". 1877 erfolgte die Einrichtung einer Telegraphen-Station, 1878 bereits als "Postamt III. Klasse mit Telegraphie" genannt. Der nunmehr "Kaiserlichen Ober-Post-Direction" waren die Räume in der alten Post zu klein und entsprachen nicht mehr den betrieblichen Anforderungen. Der Postverwalter Friedrich Schulze erklärte sich um 1883 bereit, privat ein neues Posthaus zu bauen. Um diese Zeit gab es einen Wechsel der Post zur Bismarckstraße 5. Friedrich Schulze übernahm die Postverwaltung.

Der Ausbau der Bahnstrecke Berlin - Lehrte (Hannover) im Jahr 1871 brachte umfangreiche Veränderungen im Postverkehr. Das Postamt Schönhausen entwickelte sich zum postalischen Knotenpunkt für den nördlichen Kreis Jerichow II bis einschließlich Havelwinkel. Die 1909 geschaffene Kleinbahnverbindungen Genthin-Jerichow- Schönhausen-Sandau wurde ebenfalls postalisch genutzt, um die Postorte zu versorgen. Das war das Aus für die Postkutschen von Havelberg bis Jerichow.

Ab 1894 bis 1896 wurde das Posthaus erbaut und 1896 dem Betrieb übergeben.

Der Fernsprechverkehr entwickelte sich im Laufe der Zeit ebenfalls positiv, bereits 1925 konnte der Versorgungsbereich Schönhausen dem Selbstwähl-Fernverkehr angeschlossen werden. Die bisherige Handvermittlung wurde aufgelöst.

1931 wurde in Schönhausen die "Landverkraftung" eingerichtet. Der nördliche Kreis Jerichow (mit Havelwinkel) wurde nunmehr per Kraftfahrzeug versorgt und der gesamte Kreis mit posteigenen Kraftfahrzeugen befahren, weil auch der südliche Teil des Kreises vom Postamt Genthin zu versorgen war.

Von 1934 bis 1937 erfolgten umfangreiche Baumaßnahmen: Das Postamt wurde im Haus umgebaut, Garagen errichtet und eine posteigene Tankstelle gebaut. Danach wurde das Postamt als Musteramt des Bezirkes Magdeburg ausgezeichnet. 1940 hatte das Leitpostamt Schönhausen 15 Postorte von Hohengöhren bis nach Kamern zu versorgen. Dazu gehörte auch Großwudicke.

Im April/Mai 1945 kam der Krieg auch in unsere Heimat.Eine Nachrichten-Einheit der deutschen Wehrmacht besetzte das Postamt. Die Elbebrücken wurden am 12. April gesprengt. Damit waren die Verkehrsverbindungen zerstört. Die amerikanischen Truppen kamen am 2. April an die Elbe und begannen mit dem direkten Beschuss der östlichen Dörfer. Das Postamt wurde beschädigt, die Garagen brannten ab, sie hatten nur 20 Jahre gestanden. Der Postverkehr wurde eingestellt. Schönhausen wurde von den sowjetischen Truppen am 7. Mai besetzt, das Postamt musste geräumt werden. Es wurde für die Besatzungsmacht als Verpflegungslager und Kornspeicher benutzt. Die Post zog in das Nebenhaus der Gärtnerei Drube um.

Auf Befehl der sowjetischen Besatzungbehörden wurde im August 1945 der Postverkehr wieder aufgenommen. Am 23. August fuhr der erste Zug wieder über die Behelfsbrücke, die am 18. März 1947 durch Eisgang zerstört worden war. Im Frühjahr 1946, als das Posthaus leer stand, wurde wieder umgezogen: Die Kriegsschäden am und im Posthaus in der Bismarckstraße waren notdürfig beseitigt worden. Die 1925 eingerichtete Fernsprechvermittlung war ausgebaut und nach Russland transportiert worden. Schönhausen bekam die früher ausgemusterten Fernsprecheinrichtungen für die Handvermittlungen (Klappenschränke mit Handvermittlung). Ich habe nach meiner Rückkehr aus der Gefangenschaft selbst an so einem Klappenschrank gearbeitet.

Die Postbeförderung erfolgte in Richtung Sandau und Genthin wieder per Kleinbahn und ab Sandau in den Havelwinkel per Kariol-Post mit Pferdebespannung. In den umliegenden Orte verteilten die Landzusteller Briefe und Päckchen.

Es war ein schwerer Neuanfang, langsam normalisierte sich der Postverkehr. 1951 konnten die Landlinien wieder mit Kraftfahrzeugen befahren werden. Damit endete die Postbeförderung mit der Kleinbahn. Auch die posteigene Tankstelle auf dem Hof wurde wieder in Ordnung gebracht. 1952 gehörten bereits 26 Orte einschließlich Havelberg zum Verantwortungsbereich des Postamtes.

1960 kam dann eine grundsätzliche Veränderung der Posttransporte. Ab dem Postamt Stendal 2 verkehrten nunmehr Kraftgüterposten per Straße. Die Linie der Güterpost 35 A verkehrte täglich zweimal von Stendal 2 nach Havelberg über Tangermünde, Schönhausen, Klietz 1 und 2, Sandau und Havelberg 1 und 2.

1965 führte die Deutsche Post vierstellige Postleitzahlen ein. Das Leitpostamt Schönhausen hatte folgende PLZ erhalten:

Bereich Leitpostamt Schönhausen (Elbe): 3520

Bereich Land mit 28 Postorten: 3521

Bereich Havelberg 1, 2, 3: 3530

1967 wurden am Schönhauser Posthaus komplexe Reparaturen durchgeführt, auch die letzten Kriegsschäden konnten beseitigt werden.

1978 versorgte das Leitpostamt über drei Landkraftpostlinien insgesamt 31 Postorte im Kreis Havelberg. Für den Ein- und Abgang der Post verkehrte zweimal werktäglich und einmal sonntags eine Kraftgüterpost.

Die Deutsche Post wird zum 3. Oktober 1990 auf die Deutsche Bundespost überführt, somit erfolgt schrittweise die Übernahme der Strukturen der Bundespost gemäß Einigungsvertrag. Vorerst gibt es noch die Verkehrsgebiete Ost und West mit jeweils eigenen Ministerien für die Postverwaltungen.

1991 ist Schönhausen weiterhin zuständig für die Postversorgung von 28 Postorten, dazu die Postämter Schönhausen und Havelberg 1 und 3.

1997 gibt es die nächste Veränderung: Leitungsmäßig wird Schönhausen dem Postamt V (mit Verwaltung) in Stendal unterstellt. Das Posthaus wird geschlossen.

Ab 30. Juli 1997 gibt es in der Elbgemeinde eine Postagentur. Der Annahmedienst erfolgt im Schreibwarengeschäft von Borowski. Die Zustellung erfolgt ab dem Zustellstützpunkt im Bismarck-Park 1 (neben dem NP-Markt). Ab hier versorgen elf Zusteller per Kfz 28 Orte.

Details zum Posthaus:

Der Postverwalter Friedrich Schulze hat die Post auf dem Ebelingschen Grundstück bereits 1883 geleitet. Das Haus lag im hinteren Teil des Grundstücks. Das Gebäude entsprach nicht mehr den Anforderungen. Friedrich Schulze baute ein neues Posthaus und stellte es der Post zur Nutzung zur Verfügung. 1936/37 erfolgte ein erneuter Umbau, da die Verkehrsverhältnisse eine Vergrößerung und Modernisierung erforderten. 1945 musste das Haus nach Einzug der sowjetischen Truppen von der Post geräumt werden. Sie zog in die Gärtnerei Drube ein, wo im August der Postverkehr wieder aufgenommen wurde. Im Frühjahr 46 stand plötzlich das Posthaus leer, sofort konnte wieder eingezogen werden. Es war ein schwerer Anfang für die Mitarbeiter, denn Material gab es kaum, die Fenster waren mit Brettern zugenagelt. Im Jahre 2000 wurde das Haus von der Erbengemeinschaft Licht an den Bauunternehmer Tannhäuser verkauft. Da das Haus denkmalsgeschützt ist, baute er es wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück und richtete Wohnungen ein. Wenn auch das ehrwürdige Postamt nicht mehr besteht, so gibt es in Schönhausen nunmehr zweimal die Post: die Agentur in der Fontanestraße 6 und den Zustellstützpunkt im Bismarck-Park 1.

Grundlage für diesen Bericht ist die Chronik "Schönhausen und seine Post" (Erstschrift 1999/2000), die nunmehr mit den Nachträgen bis 2012 neu bearbeitet wird.­