Zimmerer aus Nitzow stellt sich der Herausforderung / Richtfest für Anfang Dezember geplant Neuer Dachstuhl für die Vehlgaster Kirche
Die Kirche in Vehlgast hat einen komplett neuen Dachstuhl erhalten. Sollten zunächst nur Dachsparren ausgewechselt werden, wurde es ein neue Konstruktion. Das war für den Nitzower Zimmermann André Neumann eine willkommene Herausforderung.
Vehlgast l Der "Holzwurm", wie sich das kleine Unternehmen aus dem Haveldorf nennt, hatte sich an einer der Ausschreibungen für die Dachsanierung beteiligt. Gemeinsam mit seinem Angestellten Tino Bläsing sollte er nur einige Sparren in der Dachkonstruktion erneuern. Dass es der gesamte Dachstuhl wird, damit hat der Fachmann nicht gerechnet.
Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde festgestellt, dass weit mehr an der maroden Dachkonstruktion erneuert werden muss, als vorher eingeschätzt wurde. Hausbockbefall und Feuchtigkeit haben das Baumaterial angegriffen und es wurde festgestellt, dass die komplette Dachkonstruktion durch neues Holz ersetzt werden muss. "Man fragte mich, ob ich diesen Auftrag übernehmen würde", berichtet André Neumann im Gespräch mit der Volksstimme. Es ist der größte Auftrag der kleinen Handwerksfirma, die im nächsten Jahr auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken kann.
"Normalerweise bauen wir Carports, kleinere Unterstände und auch im Trockenbau haben wir schon auf zahlreichen Baustellen unsere Visitenkarten hinterlassen", berichtet der Zimmerer stolz. Solch einen großen Auftrag gab es noch nie und es sei für die beiden "Holzwürmer" eine große Herausforderung, die sie gern angenommen haben.
Hier ist Fachwissen gefragt und die beiden Experten mussten einige Balken so wieder herrichten, wie die Bauherren sie vor vielen Jahren eingebaut haben. "Das macht richtig Spaß, wenn man nach alter Tradition mit dem Holz arbeiten kann." Froh waren die beiden aber, dass heute moderne Krantechnik zur Verfügung steht, um die bis zu sechs Meter langen und fast 30 Zentimeter dicken Balken hochzuhieven.
Mittlerweile ist das Kirchendach mit neuen Holzbalken versehen und die Dachdecker können die Fläche eindecken. Dazu werden Dachsteine der Sorte Biberschwänze verwendet. André Neumann und Tino Bläsing haben über zwölf Kubikmeter Holz im neuen Dachstuhl der Vehlgaster Kirche verarbeitet. Wenn Anfang Dezember Richtfest gefeiert wird und bereits zum Weihnachtsfest im Kirchenraum der Gottesdienst stattfinden soll, will André Neumann auf alle Fälle dabei sein und stolz auf seine größte berufliche Herausforderung schauen.
Die Kirche stand im September zum Tag des offenen Denkmals im Mittelpunkt des Interesses beim Dorfrundgang. Architektin Prof. Petra Kahlfeldt hatte über die Sanierung berichtet. Begonnen hatte alles mit einer Anfrage des Pfarrers im Jahr 2008. Er bat um Unterstützung und eine Bestandsaufnahme des baulichen Zustandes der Kirche. Projektleiter Marco Fleury verglich den aktuellen Zustand des Gotteshauses mit dem eines menschlichen Skeletts, das, je älter es wird, um so zerbrechlicher wird. Die Sanierung des ortsbildprägenden Gebäudes ist in drei Bauabschnitte aufgeteilt, bis 2014 soll sie abgeschlossen sein. Die Stadt Havelberg unterstützt finanziell. Bauherr ist die Evangelische Kirchengemeinde Breddin-Vehlgast. Zunächst gab es Sicherungsarbeiten am Tragwerk. Die Kirche erhält jetzt eine neue Decke, dann geht es im Innenraum weiter, wo unter anderem die gesamte Elektrizität und die Beleuchtung erneuert werden.
