1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. SCC: Nach 40 Jahren immer noch jung

Sandauer Jecken luden am 10. März 1973 zur ersten Prunksitzung - damals hieß es noch Faschingsball SCC: Nach 40 Jahren immer noch jung

Von Ingo Freihorst 05.01.2013, 02:30

Am 10. März 1973 hatte der Sandauer Carnevalsclub SCC zu seiner Premierenfeier geladen - das Experiment gelang. Seither sind 40 Jahre ins Land gezogen. Und noch immer heißt es im Schützenhaus: Sandau, Ahoi!

Sandau l Der Sandauer Kurt Rehfeld, damals hauptamtlich als Kulturfunktionär in Havelberg tätig, leitete ehrenamtlich auch den Stadtklub in Sandau. In dieser Runde regte er die Gründung eines Karnevalvereins ein. Erhard Schulze, Ullrich Buhtz, Heinz Hinmüller, Siegfried Plötz und Gerhard Hohenhaus konnte er mit dieser Idee überzeugen, am 9. November 1972 wurde der Karneval in Sandau ins Leben gerufen.

Und es gab Geburtshelfer aus der Nachbarschaft: Den Sandauern zur Seite standen bei der ersten Veranstaltung die erfahrenen Wulkauer WKC-Jecken Walter Bathe, Horst Knoke, Günter Kümmel, Paul Stein und Werner Rötsch. Viele Gespräche wurden zum Aufbau eines eigenen Elferrates geführt. Zeitgleich entstand eine Tanzgruppe, Büttenredner, Prinzenpaar und Sänger wurden gewonnen.

Manfred Kaluza sollte Präsident des SCC werden. "Bei der ersten Veranstaltung, die Walter Bathe leitete, saß ich noch mit im Publikum, schaute mir alles erst einmal aus dieser Perspektive an und wollte mich dann entscheiden", erinnerte er sich. - Und er trat das Ehrenamt an. Von 1974 bis 1995 stand er dem SCC vor. Der erste Elferrat war noch aus Sandauern und Wulkauern gemischt, ab der zweiten Saison klappte es auch in Eigenregie.

Nicht nur in Sandau gab es Auftritte - manche Jahre war der SCC so gefragt, dass man sogar bis Aschermittwoch auftreten musste. Mit dem von Hans Grzella gesteuerten KAP-Bus ging es bis nach Tangerhütte und Weißewarte oder ins Brandenburgische nach Lüben oder Glöwen. Prunksitzungen fanden in Garz, Kuhlhausen, Fischbeck, Neuermark-Lübars, Klietz und natürlich in Havelberg statt - dort im Armeekulturhaus, im Hotel "Weltfrieden" und im Schmokenberg.

Bei einer Rosenmontagsfeier in letzterem Lokal hatte es Manfred Kaluza gewagt, auch die Karnevalisten im westdeutschen Mainz zu grüßen - was ihm umgehend eine Vorladung ins Volkspolizei-Kreisamt bescherte. Überhaupt war zu DDR-Zeiten der Sandauer ABV samt einigen weiteren im Ort unbekannten, aber aufmerksamen Herren stets bei den Prunksitzungen zur Stelle...

Büttenredner waren damals Walter Schenk und seine Tochter Annegret Poet, Rolf Hachmann, später dann auch André Schneider sowie als Gäste die Wulkauer Fritze Bratke und Günter Kümmel. In späteren Jahren trat der Elferrat auch als Männerballett auf, seit Anbeginn mit im SCC-Programm ist das Publikumsspiel.

Manfred Kaluzas Frau Elke agierte als Sängerin und hatte die Aufgabe, die Sitzungen mit dem SCC-Lied zu eröffnen: "In Sandau, da ist heut wieder Karneval, wir sind hier bei Wein und Bier" hieß es nach der Schneewalzer-Melodie. Die Begleitmusik stammte nicht aus der Konserve, sondern von den Instrumenten einer Band. Heute würde das den Kostenrahmen sprengen...

Der Schlachtruf "Sandau Ahoi!" entstand mit Blick auf die an Sandau vorbeiziehende Elbeschifffahrt, erinnerte sich Manfred Kaluza. Die weißen Jacken des Elferrates besorgte Uli Buhtz aus Beständen der Verkehrspolizei. Die Kostüme schneiderten die Frauen.

Mit der deutschen Einheit kamen neue Gesetzlichkeiten - unter anderem mussten die Karnevalsklubs zu eingetragenen Vereinen umfunktioniert werden. Eine Satzung war dazu aufzustellen, ein Vorstand zu wählen, Gema-Gebühren mussten entrichtet werden. Diesen Zwängen wollten sich die alten Kader nicht mehr unterziehen - 1995 fand darum ein Führungswechsel statt.

Seitdem leitet Peter Damker die Geschicke des SCC, bei der Schlüsselübergabe am 11. November 1995 am Rathaus wurde der alte Elferrat verabschiedet. Peter Damker sowie Ulf Ziems, Frank Adam, Eyko Pohland und Tadeuz Fester hatten sich seit 1992 als Jecken eingearbeitet und neue Ideen entwickelt.

Gastspiele führten den SCC nach der Wende unter anderem nach Havelberg, Nitzow, Jederitz, Schönhausen, über die Elbe nach Iden, Behrendorf und gleich mehrere Jahre nach Giesenslage.

Vor zwei Jahren wurde endlich auch eine hoffentlich dauerhafte Lösung für den immer umfangreicheren Fundus gefunden - das neue Domizil befindet sich in der Havelberger Straße. Vorher hatte es sich in der alten Turnhalle befunden, doch wurde das Gebäude verkauft.

Die Tanzgruppen des aktuell 63 Mitglieder zählenden Vereins üben das gesamte Jahr über für die Prunksitzungen, Auftritte gibt es aber auch bei Geburtstagen, Hochzeiten oder zum Tanztee. "Inzwischen haben wir auch gute Beziehungen zu den anderen Vereinen der Stadt", ist Peter Damker froh. Der SCC ist denn auch regelmäßig bei den großen städtischen Aktionen mit von der Partie - heute in Eigenregie mit dem Weihnachtsbaumverbrennen am Deich, aber auch beim Volksfest oder dem Weihnachtsmarkt.

Der Vereinsvorsitzende bedankt sich bei dieser Gelegenheit bei allen Gästen und Sponsoren für die vielen Geschenke zum runden Jubiläumsfest, ein besonderer Dank gilt Sven Wuttke und seinem Team von der Event-Arena.