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55 Familien gehen regelmäßig zur Tafelausgabe/Stützpunkt in Jahrstedt derzeit geschlossen Immer mehr Menschen werden bedürftig

Von Siegmar Riedel 31.05.2013, 03:14

Die Ausgabestellen der Tafel sind inzwischen zur Normalität geworden. Die Schlangen vor den Türen auch. Allerdings werden diese immer länger, wie Martina Huhn, Gründerin der Salzwedeler Tafel, im Volksstimme-Gespräch berichtet.

Klötze l Jeden Mittwoch bilden sich Menschentrauben vor einem Geschäft in der Breiten Straße in Klötze. Jedoch kann dort nicht jeder einkaufen. Nur Bedürftige, die das auch mit einem Hartz-IV-Bescheid nachweisen, dürfen dort Lebensmittel und manchmal auch Schulbedarf für die Kinder in Empfang nehmen. Die Ausgabestelle der Salzwedeler Tafel ist zu einer notwendigen Institution geworden.

Der Anblick der Wartenden sei aber immer auch erschreckend, so Martina Huhn, sind sie doch Zeichen für die wachsende Not in Teilen der Bevölkerung. "Für die Region Klötze ist es eindeutig mehr geworden", sagt sie. Die Gründerin der Salzwedeler Tafel mit Ausgabestellen in Klötze, Jahrstedt und Gardelegen hat von Beginn an beobachtet, dass die Zahl der Bedürftigen kontinuierlich und unaufhörlich steigt. "Wir haben jetzt wieder häufiger Neuanmeldungen", hat Martina Huhn festgestellt.

Doch in diesen Tagen ist es für die Helfer in der Klötzer Ausgabestelle noch schwieriger als sonst. Der Grund: Wegen einer schweren Erkrankung des Betreibers ist die Außenstelle in Jahrstedt geschlossen. "Es ist nicht sicher, wie es dort weiter geht", bedauert Martina Huhn. "Die Zukunft des Jahrstedter Stützpunktes steht derzeit in den Sternen."

Auch die Tafelausgabe ist nicht ganz kostenlos

Seit der Gründung 2006 hat die Tafel für Klötze und Jahrstedt rund 1000 Bedürftige registriert. 50 bis 55 Familien holen sich regelmäßig für einen symbolischen Preis das Nötigste zum Leben, denn ganz kostenlos ist auch die Tafel nicht. In Salzwedel sind 130 Haushalte betroffen. Für den ganzen Altmarkkreis beziffert Martina Huhn die bei der Tafel angemeldeten Bedürftigen auf 3000. Für sie sind insgesamt 55 Tafel-Helfer im Kreis da, in der Klötzer Ausgabestelle sind es 12 Ehrenamtliche.

"Anfangs dachte ich noch, ich könnte die fortlaufenden Nummern bei der Registrierung aufteilen: Salzwedel bis 500, Klötze 501 bis 1000, Gardelegen 1001 bis 1500", erinnert sich Martina Huhn. Das habe sich aber schnell als Illusion erwiesen, weil es viel mehr Menschen gebe, die auf Hilfe angewiesen seien.

Besonders seit Anfang 2013 suchen wieder mehr Menschen die Hilfe der Tafel in der westlichen Altmark. Martina Huhn hat dafür mehrere Ursachen ausgemacht: "Es gibt weniger Arbeitsmöglichkeiten, Maßnahmen der Jobcenter sind ausgelaufen und es kommt kein Ersatz." Die Energiekosten würden unablässig steigen. Zudem seien Programme wie "Aktiv zur Rente" ausgelaufen. "Den Leuten fehlt einfach das Geld zum Leben", fasst Martina Huhn zusammen. "Wer über 50 ist, hat in der Altmark keine Chance mehr, weil es genug junge Arbeitslose gibt."