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Innungsmeister Bratke wirbt mit krisenfester Arbeit - doch die Nachfrage bei der Jugend stockt Fleischerhandwerk bangt um Nachwuchs

Von Harald Schulz 25.09.2013, 03:08

Das Fleischerhandwerk steckt offensichtlich in einer Nachwuchskrise. Aktuell zählt die Kreishandwerkerschaft Altmark fünf Auszubildende - wie 2011. Nur im vergangenen Jahr waren es acht Lehrlinge. Zu wenig, beklagt Innungsmeister Ronny Bratke.

Jahrstedt l Die Fleischer-Innung Salzwedel-Klötze ist morgen mit Betrieben dabei, wenn eine landesweite Image-Kampagne startet. Doch bei der Innung Salzwedel-Klötze geht es zusätzlich noch um eine andere Wurst. Ziel ihrer Innung sei es, so Ronny Bratke, Innungsmeister für Salzwedel-Klötze, öffentlich darauf hinzuweisen, dass die Fleischerfachbetriebe mehr zu bieten haben als volle Verkaufstresen mit Fleisch und Wurst zu übermaßen günstigen Preisen. "Wir bieten stets frische Qualität. Aber auch sichere Arbeitsplätze und ein leistungsgerechter Lohn zeichnet dieses Handwerk ebenso aus", preist Bratke sein Handwerk.

"Dabei bietet das Fleischerhandwerk auch in kleineren Betrieben eine vielseitige Ausbildung."

"Das Ausüben von Schlachten, Zerlegen und Herstellen von Fleischerzeugnissen ist lange nicht mehr so körperlich anstrengend wie noch vor Jahren. Auch ist der Beruf Fachverkäuferin in unserer Innung zu finden", unterstreicht der Jahrstedter Fleischermeister. Doch es gibt eben die andere Seite der Medaille: Die Ausbildungszahlen stocken, sind sogar rückläufig in manchen Innungsbereichen. Das weiß auch Ronny Bratke, der ebenfalls dem geschäftsführenden Landes-Innungsverband angehört.

Mittlerweile ist Bratkes Geselle Maik Polst so etwas wie ein leuchtendes Aushängeschild für das Fleischerhandwerk. Er hat nämlich seine Lehre in der Landfleischerei Bratke begonnen, die Prüfung erfolgreich abgelegt und arbeitet bis zum heutigen Tag in dem Familienbetrieb. Die Nachwuchsgewinnung ist aber mehr und mehr zum Problem geworden. Ronny Bratke hat es im eigenen Betrieb selbst jüngst erleben müssen. Nach zwei Lehrjahren hat sein Auszubildender den Lehrvertrag einfach ohne plausible Erklärung beendet, bedauert Bratke die Entscheidung des jungen Mannes. "Dabei bietet das Fleischerhandwerk auch in kleineren Betrieben eine vielseitige Berufsausbildung, die weitaus mehr bietet als Arbeiten und Funktionieren am Fließband. Das Berufsbild bleibt gefragt", heißt es vom Innungsmeister. "Vermutlich ist die Annahme, dass das Fleischerhandwerk schwere körperliche Arbeit abfordert, immer noch in den Köpfen vieler junger Menschen verankert. Doch das ist ebenso falsch wie die Annahme, dass wir schlecht zahlen und Überstunden die Regel sind", will Innungsmeister Bratke diese Vorurteile ausgeräumt wissen.

Die Zahlen von den Kreishandwerkerschaften Stendal und Gardelegen geben allerdings die Befürchtungen vom Innungsmeister wieder: In der Kreishandwerkerschaft Altmark sind für das Jahr 2011 lediglich fünf Auszubildende notiert. Ein Ausbildungsjahr später war ein leichter Anstieg auf acht Lehrlinge zu notieren, dafür stehen aktuell erneut nur fünf an diesem Gesellenbrief interessierte Lehrlinge in der Bestandsführung der Kreishandwerkerschaft.

Innungsmeister Bratke will nicht von einem Überlebenskampf der Betriebe sprechen, räumt aber ein, dass es an Lehrlingen mangelt. Zudem hätte die Einführung von verschärften EU-Hygienerichtlinien fürs Schlachten und Verarbeiten von Fleisch und Wurst für die Arbeitsabläufe nicht den erhofften Erfolg gebracht. Kleine Fleischereien stehen vor einem Berg an Problemen, während große Schlachtunternehmen den Ausstoß an Fleisch- und Wurstwaren ungebremst auf den Markt bringen.

"Unsere Qualität wird nicht virtuell abgerufen, sondern ist Handarbeit. Man muss als Fleischer fürs Zupacken bereit sein", macht Bratke keinen Hehl daraus, dass es in diesem Beruf nicht ohne körperliche Anstrengungen vorangeht. "Unser Image ist trotz Lehrlingsmangel gut. Das merken wir beim Partyservice. Da wird nur handwerkliches Können und Qualität verlangt", so Innungsmeister Bratke.