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Antje Rein und Sandra Wiedenbrüg helfen Familien Mobbing in der Schule: Der tägliche Terror

25.10.2013, 17:57

Die Oebisfelder Therapeutinnen Antje Rein und Sandra Wiedenbrüg wollen Familien helfen, in denen Kinder von anderen Mitschülern gemobbt werden. Volksstimme-Volontär Malte Schmidt sprach mit den beiden über das Thema "Mobbing in der Schule".

Volksstimme: Wie entsteht Mobbing?

Antje Rein: Mobbing entsteht meistens da, wo jemand einem anderen eine Angriffsfläche für eine Ungewöhnlichkeit bietet. Das können verschiedene Dinge sein: ist er zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, aus einem anderen Land oder hat derjenige einfach einen anderen Bildungshintergrund. Immer, wenn irgendwer aus der Norm fällt, bietet er eine Angriffsfläche für Mobbing.

Volksstimme: Gab es in Oebisfelde auch schon Vorfälle von Familien, die Sie betreut haben?

Rein: Ja, es gibt und gab in Oebisfelde Mobbing-Vorfälle, bei denen Eltern mich in meiner Praxis aufgesucht haben und mich um Rat baten.

Volksstimme: Wie wirkt sich Mobbing auf Kinder aus?

Rein: Mobbing ist ein Prozess, der schleichend beginnt. Man wird vielleicht mal gehänselt, dann kriegen andere das mit, dann kommt es dazu, dass sie auch noch mitmachen und sich damit stärken. Dann geht es dahin, dass es zu einer Regelmäßigkeit von Mobbing kommt, dass jemand richtig "Mode" ist. Viele Kinder, die nichts damit zu tun haben wollen, haben nicht den Mut, um einfach mal zu sagen, dass die Mobber das lassen sollen. Sie könnten dann selbst Opfer werden.

Volksstimme: Bitte beschreiben Sie, was sind typische Anzeichen von Kindern, die gemobbt werden?

Rein: Sie wollen nicht mehr zur Schule gehen oder zumindest gefahren werden, die schulischen Leistungen lassen nach, sie verlieren Geld, sie wollen keine wirkliche Erklärung für ihr Verhalten geben, sie ziehen sich zurück, haben Albträume oder begehen einen Selbstmordversuch. Eltern sollten außerdem darauf aufmerksam werden, wenn viele Sachen ihrer Kinder andauernd kaputt gehen oder Gegenstände des Kindes fehlen.

Volksstimme: Spielt bei dem Thema Mobbing auch das Internet eine große Rolle?

Rein: Das Cybermobbing hat ganz enorm zugenommen. Wir versuchen dort die Eltern auch aufzuklären, dass sie genau hinsehen, was ihre Kinder im Internet schreiben und ob sie vielleicht andere mobben. Wenn nämlich der Ruf eines Kindes erst einmal geschädigt ist, kann man es nicht wieder rückgängig machen, denn das Internet vergisst nichts.

Volksstimme: Was müssen Eltern tun, wenn sie bemerken, dass ihr Kind gemobbt wird?

Rein: Es ist immer vorteilhaft, wenn Eltern mit ihren Kindern in einem regen Kontakt sind und merken, wenn sich das Verhalten ihrer Kinder verändert. Es ist immer gut, die Schule zu kontaktieren und die Lehrer mit ins Boot zu nehmen. Auch mal nachfragen, ob die Lehrer etwas bemerkt haben. Leider ist es aber so, dass auch viele Lehrer mittlerweile wegsehen und sich in solchen Situationen nicht zu helfen wissen. Eltern müssen es so schnell es geht öffentlich machen, dass ihr Kind runtergemacht wird, geschlagen wird und so weiter.

Sandra Wiedenbrüg: Sobald ein Mobbingfall in der Familie bekannt wird, betrifft es alle Angehörigen.

Volksstimme: Was können Schulen machen, wenn so ein Fall bekannt wird?

Rein: Schulen haben dort Möglichkeiten einzugreifen. Nach einer bestimmten Anzahl von Abmahnungen eines Schülers kann dieser an eine andere Schule versetzt werden.

Volksstimme: Wo finden Erziehungsberechtigte Hilfe?

Rein: Bei Familienberatungsstellen, Familientherapeuten, Psychologen. Außerdem gibt es für jeden Landkreis Schulpsychologen beim Jugendamt. Auch bei den Lehrern sollte man es in erster Linie versuchen

Volksstimme: Am 21. November können interessierte Eltern um 19 Uhr nach Velpke in den Gasthof Derby kommen, weil Sie einen Vortrag halten. Was erfahren die Erziehungsberechtigten dort?

Rein: Es wird einen Vortrag geben, der sich in erster Linie an die Eltern richtet, die ihre Kenntnisse darüber vermehren wollen, was passiert, wenn ihr Kind in eine Mobbing-Situation gerät. Was kann man dagegen tun, wie kann man das Kind schützen und wie kann man darauf reagieren? Das sind die Inhalte des Vortrags. Natürlich werden wir den Eltern auch Fragen beantworten und unsere Hilfe anbieten.

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