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Gremium erkennt für sich keine wirkliche Aufgabe mehr / "Erzählen ein bisschen, und das war\'s" Jahrstedter Rat sehnt sich nach alten Zeiten

Der Jahrstedter Ortschaftsrat bemängelt, dass es aus dem Rathaus in
Klötze kaum mehr Informationen gebe und sieht seine Befugnisse als
eingeschränkt an.

Von Markus Schulze 16.11.2013, 02:06

Jahrstedt l Die Kritik, dass die Ortsbürgermeister aus dem Rathaus kaum oder gar keine Informationen bekämen, ist nicht neu, wird aber trotzdem immer mal wieder in den Ortsteilen der Stadt Klötze geäußert, jüngst auch im Jahrstedter Ortschaftsrat. Die Mitglieder des Gremiums sehnen sich offenbar nach der "guten alten Zeit" vor der Gebietsreform, als die Gemeinde noch selbständig war und über einen eigenen Haushalt verfügte. So sah sich Ortsrat Karl-Heinz Schmidt nach der Einwohnerfragestunde zu einem kleinen Rundumschlag bemüßigt. "Eure Anfragen sind ja berechtigt", sagte er in Richtung der anwesenden Einwohner, "aber unsere Mittel sind beschränkt." So könne Ortsbürgermeister Uwe Bartels die Hinweise, sei es nun eine kaputte Lampe oder ein defekter Gully, lediglich notieren und an die Stadt weiterleiten, ohne dass er darauf eine Antwort erhielte.

Schmidt: "Macht keinen Spaß mehr, hier zu sitzen"

Ein Ortschaftsrat habe nach Auffassung von Karl-Heinz Schmidt ohnehin keine echten Aufgaben und Befugnisse mehr. "Wir kommen zusammen, erzählen ein bisschen und das war\'s. Wir haben keinen Einfluss", schimpfte Karl-Heinz Schmidt und fügte hinzu, dass ein Ortschaftsrat eigentlich kaum noch eine verantwortungsvolle Funktion erfülle und somit wenig Sinn mache. Ihm selbst bereite es jedenfalls "keinen Spaß mehr, hier zu sitzen." Zudem beschwerte er sich darüber, dass die Sorgen, Nöte, Fragen und Anregungen, die an die Stadt übermittelt würden, dort wenig Beachtung fänden. Seinem Empfinden nach habe es auch keinen Zweck, wenn ein Ortsrat im Hauptausschuss oder im Stadtrat vorstellig würde, um die Anliegen vorzutragen. Er fände ja doch kein Gehör. Noch dazu würden auch im Hauptausschuss und im Stadtrat überwiegend Klötzer Themen behandelt.

Ortsbürgermeister Uwe Bartels schlug im Grunde in die gleiche Kerbe: "Wenn ich was habe, dann heißt es immer, ¿jawoll, wir kümmern uns", aber was daraus wird, erfahre ich nicht."

Ingrid Schumann, Vorsitzende des Böckwitzer Museumsvereins, schlug vor, die Probleme schriftlich zu dokumentieren und dieses Schreiben dann dem Klötzer Bürgermeister Matthias Mann persönlich zu überreichen. Dann, so mutmaßte Ingrid Schumann, müsste Matthias Mann notgedrungen Auskunft erteilen.

Matthias Mann ist über Kritik aus Jahrstedt verwundert

Indes wünschte sich Uwe Bartels, dass die Stadt mehr auf die Interessen und Belange der Ortsteile eingeht, beispielsweise beim Thema Gemeindearbeiter. So könne es nach Ansicht von Uwe Bartels nicht sein, dass sich gerade Mal zwei Leute um Jahrstedt, Kunrau und Steimke kümmern. Das seien viel zu wenige, zumal die Maschinen und Fahrzeuge, die die Arbeit erleichtern und beschleunigen, vor allem in Klötze genutzt und von der Stadtwirtschaft blockiert würden.

Matthias Mann kann all diese Kritik nicht nachvollziehen. Auf Volksstimme-Nachfrage betonte er, dass sich im Rathaus sehr wohl um die Belange der Ortsteile gekümmert werde. Seine eigene Tür stehe immer offen. Dass ausgerechnet der Jahrstedter Ortschaftsrat, dessen Mitglieder, inklusive Ortsbürgermeister Uwe Bartels, seine Einladungen zu Gesprächen, wie beispielsweise zur Bürgermeisterdienstberatung, häufig ignorieren, derartige Vorwürfe äußern, verwundere ihn aber sehr. Ansonsten wollte sich Matthias Mann nicht weiter äußern, um öffentlich nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.