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Circus Malford gastiert ab Freitag bis Sonntag in Klötze/Zirzensische Kunst und Streichelzoo Vom Saisonauftakt hängt die Zukunft ab

Von Harald Schulz 20.03.2014, 02:19

Der Circus Malford hat seine Zelte an der Salzwedeler Straße in Klötze seit Montag aufgeschlagen. Im beheizten Viermastzelt kann das Publikum ab Freitag und bis Sonntag die zirzensischen Kunststücke der Artisten und Dressuren bestaunen. Es ist der Start in eine neue, ungewisse Saison.

Klötze l Von diesem Start in die neue Saison hängt die Zukunft des Familienunternehmens in sechster Generation ab. Zirkusdirektor und damit Chef über 30 Zirkusleute und 60 Tiere ist Georg Sperlich. Der 70-jährige Senior kann sich das Altwerden nicht leisten, wie er selbst sagt. "Die Zirkusluft ist dünner geworden, doch dieses Leben liegt mir im Blut, hält mich jung", sagt der nach modernen Maßstäben anzusehende Art-Direktor, um noch schnell die Wasserversorgung für die komplette Wohnwagenkarawane flott zu machen.

Vor 20 Jahren Ziegen an den Tierpark verschenkt

Der jüngste Spross der Zirkusfamilie Sperlich ist die zweijährige Sharon. Ein blond gelockter und stetig plappernder Wirbelwind. Noch nicht größer als das Schienbein von Kamel Taro, und doch bestimmt Sharon bereits mit heller Stimme, wohin sich Taro trollen soll. Taro ist übrigens ein echtes Klötzer Kamel, wie Juniorchef und Papa Sascha Sperlich weiß. Vor zwei Jahren wurde das weißhaarige Tier bei einem Gastspiel in Klötze geboren. Es gibt noch eine weitere Verbindung mit der Stadt: Vor 20 Jahren schenkte Zirkusdirektor Georg Sperlich dem Tierpark vier Krummhornziegen. Dafür durfte er einige andere Tiere mitnehmen.

Hornziegen, Schafe, Lamas, kleine wie große, Hunde, Araberhengste und Kamele zeigen am Freitag, Sonnabend und Sonntag ihre Kunststücke in der Manege. Unter der zwölf Meter hohen Zirkuskuppel werden zudem zehn Artisten im Verlauf einer der insgesamt drei Vorführungen atemberaubende Kunststücke am Trapez, mit Hula-Hoop-Reifen und Jonglagen sowie spektakuläre Körperkunst vorführen. Einer der Höhepunkte ist die Luftakrobatik der erst 18-jährigen Shallon Hein an den russischen Seilen. Die Artisten des Circus Malford präsentieren klassisch-traditionelle zirzensische Kunst, die aber auf höchstem Niveau.

Der Tagesablauf hat atemberaubendes Tempo

Senkt sich dann der Vorhang, gibt es für die Zirkuscrew höchstens eine kurze Atempause. Die nächste Vorstellung muss vorbereitet werden, die Tiere lassen nicht auf sich warten. "Unsere Welt ist eine eigene, hat einen einzigartigen Rhythmus. Wer heute Zirkus anbietet, muss für ihn ohne Wenn und Aber leben", berichtet die 32-jährige Shirley Ortmann, Ehefrau, Mutter, Hausfrau, Moderatorin jeder Vorstellung und Artistin. Sie stammt ebenfalls wie ihr Mann Sascha aus einer Zirkusfamilie, der Linie von Joschi Ortmann, der heute den Zirkus Humberto leitet. Ihr Tagesablauf hat ein atemberaubendes Tempo. Zwischen Aufstehen, Auftritt und Feierabend warten täglich zig Aufgaben, wie den zehnjährigen Sohn Alessandro zur Schule zu bringen, für den eigenen Auftritt immer wieder mit den Hula-Hoop-Reifen üben, für regelmäßige Mahlzeiten sorgen, und nachmittags als strahlende Zirkusfee das Publikum unterhalten. Ach ja, da ist ja immer noch die Werbetrommel am nächsten Auftrittsort zu rühren.

Zirkusschule garantiert einheitliches Lernen

Das Strahlen fällt den Zirkusleuten von Saison zu Saison schwerer. "Das Publikum bleibt aus, obwohl auch im Jahre 2014 der Applaus unser schönster Lohn ist", bedauert Shirley Ortmann. Doch es bedarf selbstverständlich mehr als Applaus, "um über die Runden zu kommen", wie sie es ausdrückt. Gebühren für Stellplätze und Hinweistafeln verschlingen im Jahr deutlich über 1000 Euro.

Das Futter für die Tiere muss täglich reichen, Tierarztkosten müssen bezahlt sein, Versicherungen zahlen nur, wenn die Beiträge gezahlt sind und nicht zuletzt soll auch etwas zum Leben übrig bleiben, zählt Shirley Ortmann auf.

Was sich verbessert hat, ist die Schulausbildung für Zirkuskinder. Dank den Richtlinien der Zirkusschule Nordrhein-Westfalen kann auch Alessandro an jeder Schule und in jedem Bundesland einheitlich beschult werden. Alessandro besucht in einem Monat bis zu vier Schulen. Eine Zirkussaison dauert immerhin bis zu neun Monate.

Trotz aller Not, Entbehrungen, knochenharter Arbeit beim Auf- und Abbauen bei jedem Wetter fasziniert Zirkus die Malford-Familie weiterhin. So garantieren der 22-jährige Ramon und der zehnjährige Alessandro ein Clown-Gespann, das ganze Familien herzerfrischend unterhält.