1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Mit dem Tanz in den Mai und 200 Mark Umsatz fing alles an

Bärbel und Karl Schneider haben den Ahlumer See verkauft und blicken auf 20 Jahre Arbeit zurück Mit dem Tanz in den Mai und 200 Mark Umsatz fing alles an

Von Walter Mogk 29.01.2011, 05:32

Schneider und Ahlumer See – diese drei Worte gehören seit zwei Jahrzehnten zusammen. Doch jetzt haben Bärbel und Karl Schneider, die 1991 das ehemalige Naherholungszentrum von der Gemeinde übernommen haben, ihr selbstgeschaffenes Paradies verlassen und an einen Nachfolger verkauft. Im Volksstimme-Gespräch blicken die beiden auf eine spannende und ereignisreiche Zeit am See zurück.

Ahlum. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge haben sich Bärbel und Karl Schneider vom Ahlumer See verabschiedet, der 20 Jahre lang ihr Lebensmittelpunkt war. "Wir wollten schon lange aufhören und alles verkaufen, weil wir es nicht mehr schaffen. Aber es hat sich immer kein geeigneter Käufer für das Areal gefunden", erzählte die 64-Jährige. Jetzt hat es geklappt und die beiden können wie geplant nach Wolfsburg ziehen, wo sie in der Nähe ihrer Kinder eine Wohnung nehmen wollen. "Es ist schon eine Erleichterung, nicht mehr die Verantwortung für alles tragen zu müssen. Außerdem haben wir beide ein Alter erreicht, in dem jeder normale Mensch längst seine Rente genießt", erklärte Bärbel Schneider. Dennoch bleibt eine gehörige Portion Wehmut beim Blick zurück.

Gleich nach der Wende verliebte sich der aus der Steiermark stammende Karl Schneider in das Gewässer, das in Regie der Gemeinde betrieben wurde. Der heute 66-Jährige hatte über seinen Wolfsburger Angelverein Kontakte zu den Ahlumer Petrijüngern und schon bei den ersten Besuchen reifte der Gedanke, sich hier seinen Traum zu erfüllen. "Von Kindheit an habe ich mit Fisch zu tun gehabt und in Wolfsburg als Hobby eine kleine Fischräucherei betrieben. Da lag es nahe, genau hier neu anzufangen", berichtete Schneider. Die Gemeinde wollte das sanierungsbedürftige Gelände, zu dem außer dem See auch der Campingplatz gehörte, loswerden und schrieb das Naherholungszentrum zur Verpachtung aus. "Im Februar/März 1991 liefen die ersten Verhandlungen, am 29. April hatten wir schon die erste Veranstaltung am See", erinnert sich Karl Schneider.

Mit dem Feuerwehrtanz in den Mai fing die Erfolgsgeschichte an. "200 D-Mark Umsatz haben wir damals gemacht und waren richtig stolz darauf", weiß Bärbel Schneider zu berichten. Ab dem Sommer 1992 begannen die beiden das Gelände dann nach und nach zu kaufen. Kein leichtes Unterfangen, schließlich standen inzwischen 19 verschiedene Eigentümer nach der Restitution im Grundbuch.

"Wir haben jede Menge Arbeit reingesteckt und große Unterstützung von der Gemeinde, vor allem vom damaligen Bürgermeister Joachim Gose bekommen", erzählt Karl Schneider. 1992 begannen die ersten Flohmärkte, anfangs zweimal im Jahr, später monatlich. Schneiders bauten die alte Gaststätte zum Seestüberl aus, gestalteten aus dem maroden Eintrittshäuschen eine rustikale Fischerhütte, kauften die alte Wassermühle, renovierten sie und richteten 1997 ein Damwildgehege ein. Schnell sprach sich herum, dass am Ahlumer See etwas los ist. Zu den jährlichen Veranstaltungen, zu denen beispielsweise Modellboot-, Oldtimer- und Trabitreffen gehörten, pilgerten Besucher aus ganz Deutschland. Angler aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin schätzten den Fischreichtum des Gewässers und wählten das kleine Ahlum als Standort für ihren Campingurlaub.

Zu den absoluten Höhepunkten in den 20 Jahren zählten das zweitägige Endurorennen mit einem Meisterfahrer aus Italien, die Ossi-Party mit dem NDR, die ein 1000-Mann-Zelt füllte, die Zwillingstreffen und das Meyertreffen, bei dem der schwerste Namensträger mit 1100 Eiern aufgewogen wurde.

Aber es gab auch Neider und einige Rückschläge. Mehrere Einbruchserien und gelegte Brände, denen unter anderem die Fischerhütte zum Opfer fiel, machten den Schneiders um die Jahrtausendwende zu schaffen. Aufgegeben haben sie dennoch nicht.

"Alles in allem war es eine schöne Zeit. Zu Spitzenzeiten haben wir 10 000 Faltblätter verteilt und bei den legendären Eispartys bis zu 1000 Besucher auf dem See gehabt", erinnert sich Karl Schneider. Was immer gut ging, auch im Winter, sei der Fischverkauf gewesen. Ihrem Nachfolger übergeben die beiden also ein bestelltes Feld.