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Wanderpapst übergab der Klötzer Bibliothek die Aufzeichnungen über seine Wanderungen Manfred Lietze hinterlässt sein Lebenswerk

Von Markus Schulze 02.05.2014, 03:22

Unter der Leitung von Manfred Lietze fanden von 1994 bis 2012 mehr als 200 Wanderungen mit fast 18000 Teilnehmern statt. Über jede Wanderung hat Lietze genau Buch geführt. Heraus kamen 19 Bände, die er nun an die Klötzer Bibliothek übergeben hat.

Klötze l Fast 20 Jahre lang war der Klötzer Manfred Lietze der unangefochtene Wanderkönig. Unter seiner Regie fanden von 1994 bis 2012 exakt 226 Wanderungen auf unterschiedlichen Strecken statt. Die erste Tour erfolgte am 9. Januar 1994 mit elf Teilnehmern. Danach gab es eine regelrechte Massenbewegung. So beteiligten sich an den monatlichen Lietze-Wanderungen durchschnittlich 70 bis 90 Personen. Mit dabei waren Menschen aus ganz Sachsen-Anhalt und auch aus Niedersachsen. Insgesamt wurden bei den Wanderungen 2386 Kilometer zurückgelegt. Auf diese Weise wurde quasi der gesamte Altmarkkreis erkundet - seien es nun die Gegenden rund um Arendsee oder Salzwedel, der Heidau, der Wismar, die Hellberge, der Kalbesche Werder, die Colbitz-Letzlinger Heide oder der Klötzer Forst. Alles in allem gab es 17824 Teilnehmer. Im August 2005 waren die Lietze-Wanderer sogar die Hauptdarsteller in der Fernsehsendung "Wandern ist des Müllers Lust", in der Schlager- beziehungsweise Volksmusikgrößen wie Mara Kayser und "Die Schäfer" fast zu Statisten wurden.

2012 hörte Manfred Lietze aus gesundheitlichen Gründen als Wanderführer auf. Doch seine Wanderungen bleiben unvergessen. Nun hinterließ Manfred Lietze den Einwohnern der Stadt Klötze sowie allen anderen Interessenten ein vorzeitiges Erbe. So hatte er in all den Jahren über jede Wanderung präzise Buch geführt und für jedes Wanderjahr ein Album mit Fotos und Berichten angefertigt. Diese Dokumentationen übergab er am Dienstag der Klötzer Bibliothek.

Bürgermeister Matthias Mann würdigte Manfred Lietze als "Vorbild", der Klötze weithin bekannt gemacht hat und lobte dessen Genauigkeit. So sind die gesammelten Werke nach wie vor "brandaktuell" und derart präzise, "dass man sich im Prinzip gleich auf den Weg machen und die Touren nachwandern könnte".

Indes bedankte sich Manfred Lietze bei all jenen, die ihn in all den Jahren unterstützt und treu zur Seite gestanden haben, insbesondere waren dies seine Frau Alice, sein Sohn Stefan sowie Sieglinde und Hans Tafelski.

"Wandern stärkt den Körper und befreit die Seele."

Wie der Wanderpapst erzählte, erinnert er sich mit großer Freude an jede einzelne Wanderung. "Höhepunkte waren immer die Volkswandertage und auch unsere Fahrten, wie in den Harz, in den Spreewald, zum Maschsee oder zum Kyffhäuser." Nicht zu vergessen die gemeinsamen Essen zum Ende eines Wanderjahres.

Besonders stolz ist Manfred Lietze darauf, den Wanderern dabei geholfen zu haben, die Altmark wirklich mal aus nächster Nähe kennenzulernen. Eine Aussage, an die er sich nur zu gerne entsinnt, lautet: "Manfred, wir wussten ja gar nicht, wie schön die Altmarkt ist. Ohne dich hätten wir das nie erlebt."

Manfred Lietze bat die politischen Verantwortungsträger dafür Sorge zu tragen, dass sein Wunsch, Klötze zu einem Mekka für Wanderer zu machen, weiter verfolgt wird.

Dieser Anregung schloss sich Hans Tafelski an. Zwar gibt es den Club der Wanderfreunde, der monatlich Wanderungen und Radtouren anbietet, und er erwähnte auch die Radtouren des Fremdenverkehrsvereins Jeetze-Ohre-Drömling sowie des Immekather Sportvereins, doch könnte seiner Ansicht nach noch mehr gemacht oder gebündelt werden. "Wandern stärkt die Gemeinschaft und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl", betonte Hans Tafelski.

Manfred Lietze pflichtete dem bei: "Wandern stärkt den Körper und befreit die Seele." Oder, wie es auf dem Stein steht, der anlässlich seiner 100.Wanderung aufgestellt wurde, heißt: "Sag`s den Andern, schön ist Wandern."

Allerdings verhehlte Manfred Lietze nicht, dass es schwierig ist, jemanden zu finden, der in seine Fußstapfen tritt. Noch dazu ehrenamtlich. Schließlich ist die Organisation von Wanderungen mit viel Zeit und Mühe verbunden. "Ich bin in Vorbereitung einer Wanderung rund um Dönitz mal 93Kilometer mit dem Auto gefahren, um eine geeignete Strecke zu finden", nannte er ein Beispiel für den großen Aufwand, der im Vorfeld betrieben werden muss. "Man muss mit Herz und Seele dabei sein. Dazu gehört viel Akribie", meinte auch Hans Tafelski.

Stefan Lietze, der die Qualifikation zum Wanderführer hat und weitere Lizenzen erwerben möchte, kann die Nachfolge seines Vaters aus privaten und beruflichen Gründen (noch) nicht antreten. Trotzdem kündigte er an, den 2007 gegründeten, aber derzeit eher ruhenden Altmärkischen Heimatverein zu neuem Leben zu erwecken. Denn auch für ihn ist klar, "dass Wandern weiterhin im Trend ist". Und er möchte, dass Klötze als Zentrum der Wanderbewegung im Gespräch bleibt. Das ist der Verdienst seines Vaters. Und dies belegen auch die 19 Bände, die fortan von jedem Besucher in der Klötzer Bibliothek bestaunt werden können.