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Wetter Die Hälfte aller Jungstörche ist tot

Wegen Regen und Kälte sind rund um den Drömling viele Jungstörche
gestorben. In dem Bereich gibt es dieses Jahr 44 Brutpaare. In Kunrau
und Steimke haben sich die Adebare auf einem Strommasten eingerichtet.

14.06.2014, 06:54

Drömling l 44 Storchenpaare nisten derzeit in Drömling sowie den umliegenden Dörfern. Diese Zahl ist relativ konstant, weiß Wolfgang Sender von der Naturparkverwaltung in Oebisfelde. Mal sind es mehr, mal weniger.

So weit, so gut. Nicht so schön ist allerdings, dass sich in diesem Jahr weniger Nachwuchs auf dem Weg in den Süden begeben wird als sonst. Grund sind der anhaltende Regen und die Kälte vor knapp zweieinhalb Wochen. Im Landkreis Gifhorn starben deshalb 35 Jungstörche und auch rings um den Drömling sieht es "nicht rosig" aus, wie Wolfgang Sender im Gespräch mit der Volksstimme berichtet.

Zu groß, um von den Eltern gewärmt zu werden

Genaue Zahlen kann er zwar noch nicht nennen, da erst 25 Standorte kontrolliert worden sind, doch zeichnet sich eine Tendenz ab. "Normalerweise gibt es durchschnittlich 2,2 bis 2,5 Junge pro Nest. Jetzt sind es nur 1,8 Junge. Das ist nicht berauschend", sagt der Experte und stellt fest, dass wohl knapp die Hälfte aller Jungvögel das schlechte Wetter nicht überlebt hat. Und zwar vor allem deshalb, weil sie schon zu groß waren, um von den Eltern zugedeckt zu werden, aber noch zu klein, um sich mit dem eigenen - noch nicht ausreichend entwickelten - Gefieder vor einer Unterkühlung zu bewahren. Somit waren sie der Witterung schutzlos ausgeliefert und starben. Wenn das passiert, werden sie von den Eltern sogleich "über Bord geworfen", weiß Wolfgang Sender. Glück hatte, wer schon ganz früh geschlüpft ist, so wie beispielsweise die fünf Jungstörche in Mieste, die alles "schadlos überstanden" haben.

Für einen zweiten Brutversuch ist es jetzt zu spät, erklärt Sender. So müssten die Störche ihren Hormonhaushalt erstmal wieder auf die Balz umstellen. Und selbst wenn das zum Erfolg führt, dauert das Brüten in der Regel 34 Tage. Noch einmal 57 Tage benötigt ein Jungvogel, um flügge zu werden. "Da wird die Zeit zu knapp. Das wird nichts mehr", macht Wolfgang Sender deutlich. Schließlich erfolgt der Abflug nach Afrika schon Anfang August.

Zwar bedauert er, dass eine Reihe von Jungvögeln dem ungünstigen Wetter zum Opfer gefallen ist, außergewöhnlich sei das allerdings nicht. "Ich beobachte das jetzt seit 1985. Seither kam das immer wieder mal vor. So ist die Natur. Es gibt kaum ein Jahr, wo mal durchgängig optimale Bedingungen herrschen."

Im Fall eines speziellen Nestes hegt Wolfgang Sender aber besondere Hoffnungen, nämlich für den seit über zehn Jahren nicht mehr von einem Storchenpaar besetzen Horst in der Kolonie Werder. Ob dort alles gutgegangen ist, kann er jedoch wegen der schwierigen Einsehbarkeit noch nicht abschätzen.

Glücklich ist Sender auch darüber, dass erstmals seit DDR-Zeiten auch in Steimke wieder ein Storchenpaar zuhause ist. Allerdings haben es sich die Adebars ausgerechnet auf einem Strommasten gemütlich gemacht. "Das ist kurios", findet Sender. Das Nest, so ist es abgesprochen, soll vom Energieversorger im Herbst entfernt und dann von der Naturparkverwaltung durch eine Plattform ersetzt werden. Auch wenn die Stromkabel für die Störche durchaus gefährlich sind, kommt ein anderer Standort nicht infrage. "Der würde nicht angenommen werden", ist sich Sender aus Erfahrung sicher. Ebenso rechnet er damit, dass es in Steimke dieses Jahr noch keinen Nachwuchs geben wird.

Störche sind bei der Nestsuche flexibel

Zu erwähnen ist, dass das Steimker Storchenmännchen, das den Mast im Frühjahr auserkoren hatte, im vergangenen Jahr noch am Ortsrand von Kunrau ansässig war, wie Wolfgang Sender erzählt. Das lässt sich anhand der Daten eines sogenannten Loggers ablesen. Im Frühjahr verlor er aber den Revierkampf und suchte danach nach einer anderen Heimat.

Dass Störche bei der Auswahl des Nestes flexibel sind, beweist auch ein Pärchen in der Ortsmitte von Kunrau. Dieses nistet nämlich ebenfalls auf einem Strommasten.