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Silke Wolf und andere Bürger gedachten am Volkstrauertag der Opfer von Krieg, Vertreibung und Gewalt "Friede auf Erden ist lange nicht erreicht"

Von Jens Pickert und Julia Schneider 18.11.2014, 01:18

Am Volkstrauertag gedachten viele Bürger der Opfer von Krieg, Vertreibung und Gewalt. Auch in Oebisfelde und den Ortsteilen wurden aus diesem Anlass Kränze niedergelegt.

Oebisfelde/Buchhorst/Wassensdorf l "Es hat in beiden Weltkriegen mehr als 65 Millionen Tote gegeben und 56 Millionen Versehrte", sagte Silke Wolf, Bürgermeisterin der Stadt Oebisfelde-Weferlingen, am Sonntag am Kriegerdenkmal in Buchhorst. Eine große Gefahr, so erklärte sie, würde im Vergessen dieser schrecklichen Zeiten liegen.

So gäbe es kaum noch Zeitzeugen, und das heutige Weltgeschehen - Bilder der Zerstörung und Gewalt aus Afghanistan oder Afrika - lasse viele Leute kalt, weil der Bezug zu ihrem eigenen Leben fehle. "Friede auf Erden ist noch lange nicht erreicht", sagte Silke Wolf und zeigte sich gleichzeitig dankbar dafür, dass in Deutschland Frieden herrscht. Dies sei nicht zuletzt den vielen Kriegsopfern zu verdanken, die heute noch nicht vergessen sind. "Wenn niemand mehr an sie denkt, dann sind sie endgültig tot - dann sind sie umsonst gestorben."

Mit diesen Worten legte die Bürgermeisterin ein Gesteck nieder. Auch der Buchhorster Ortswehrleiter Matthias Konkel und Jagdvorstand Ulrich Grabow legten Kränze nieder, bevor die Teilnehmer des Gedenkens - unter ihnen viele jüngere Buchhorster - zum Ehrenfriedhof des Ortes zogen. "Es ist der einzige Ehrenfriedhof unserer Einheitsgemeinde. Er erinnert an schreckliche Taten", erzählte Silke Wolf. Für den Volkstrauertag war der Friedhof auf Vordermann gebracht worden. Vor das Ehrendenkmal legten neben Silke Wolf auch Klaus Gerike und Doreen Wienecke Blumen.

"Wir Überlebenden werden die zahlreichen Opfer nie vergessen."

Ruth Teuber, Vorsitzende der Oebisfelder Gruppe der Vertriebenen

In Wassensdorf hingegen waren es die Feuerwehrkameraden und die Musiker der Schalmeienkapelle, die der Kriegsopfer gedachten. "Wir halten keine großen Reden", erklärte Wehrleiter Frank Hintersdorf. So legten der stellvertretende Wehrleiter Marcel Abagat sowie Uta Hackfurth und Holger Gerchl von der Schalmeienkapelle mit musikalischer Begleitung Gestecke vor das Kriegerdenkmal, anschließend wurde in völliger Stille der Opfer gedacht.

Auch in Oebisfelde und in anderen Ortsteilen engagierten sich Vereine, Feuerwehren und Bürger gegen das Vergessen des Kriegsgeschehens. Einen großen Blutzoll hätten kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs die Bewohner der ehemaligen deutschen Ostgebiete wie Ostpreußen, Schlesien oder das Sudetenland entrichten müssen. Betroffen waren insbesondere Frauen und Kinder. Knapp zwölf Millionen verließen ihre Heimat. Für zirka 2,1 Millionen Menschen hätten die Märsche in die Ungewissheit mit dem Tod geendet.

"Auch wenn diese schreckliche Zeit mittlerweile 70 Jahre zurückliegt, werden wir Überlebenden die zahlreichen Opfer, die auch aus unserem Verwandten- und Bekanntenkreis kamen, nie vergessen", sagte Ruth Teuber, Vorsitzende der Oebisfelder Gruppe der Vertriebenen, am Sonntagnachmittag bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal der Vertriebenen auf dem Dämmchen. Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch erinnerte daran, dass 70 Jahre nach diesen Geschehnissen Flucht und Vertreibung immer noch aktuell seien: "In vielen Ländern der Welt herrscht immer noch Krieg. Tausende von Menschen befinden sich auf der Flucht. Ich finde, wir sollten alles tun, um ihnen auf der Flucht zu helfen. Die politische Ebene muss aber auch gewaltlos Einfluss nehmen, um den Frieden wiederherzustellen."