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Forum zur Landratswahl mit den Wirtschaftsjunioren/Rund 50 Gäste in der Alten Münze Ziche und Höppner im Duell

Von Antje Mewes 30.01.2015, 02:18

In gut drei Wochen sind Landratswahlen im Altmarkkreis. Amtsinhaber Michael Ziche (CDU) und Herausforderer Andreas Höppner (Die Linke) standen am Mittwochabend in der Alten Münze Rede und Antwort.

Salzwedel l Die Wirtschafts-junioren Altmark organisierten die öffentliche Vorstellung in der Geschäftsstelle der Industrie und Handelskammer (IHK) und trugen vornehmlich Themen, die ihnen am Herzen liegen, an die Kandidaten heran. Einen Schlagabtausch a lá TV-Duell hatte sicherlich niemand erwartet, und so war das von Stefan Korneck moderierte Forum von großer Sachlichkeit geprägt. Nur gelegentlich gingen die Kontrahenten auf Aussagen des jeweils anderen ein. Wenige gutmütige Geplänkel lockerten die knapp zweistündige Fragerunde mit rund 50 Teilnehmern auf. Korneck stellte Fragen zu fünf Themenbereichen, wobei er abwechselnd zuerst Ziche oder Höppner ansprach.

Wirtschaft:

Korneck stellte in den Raum, dass Existenzgründungen rückläufig seien und der Altmarkkreis nicht mit der Anmeldung von Patenten glänze.

Der Amtsinhaber setzte noch einen drauf, indem er erklärte, dass der Altmarkkreis die "geringste Ingenieurdichte in Sachsen-Anhalt" habe. Das sei dadurch bedingt, dass viele Großunternehmen die Altmark als "verlängerte Werkbank", nutzen und Produktionsstätten betreiben. Forschung und Entwicklung fänden aber an den Hauptstandorten der Konzerne statt. Dennoch seien die Arbeitsplätze, die so geschaffen wurden, "gut für die Menschen im Kreis", sagte Ziche und nannte die aktuell "sensationell niedrige Arbeitslosenquote im Kreis". Für die Zukunft sind ihm vor allem Arbeitsplätze für gut ausgebildete junge Frauen wichtig.

Für Andreas Höppner haben sich insbesondere die Handwerksbetriebe gut entwickelt und hätten auch die Wirtschaftskrise stabil überstanden. Höppner: "Verkehrt ist, dass auf die Niedriglohnpolitik gesetzt und damit geworben wurde." Dadurch habe der Kreis jedes Jahr 1000 Einwohner verloren. "Junge Familien gehen dahin, wo es ein vernünftiges Einkommen gibt", erklärte er. Höhere Löhne seien für ihn neben einem Angebot qualifizierter Arbeitsplätze der wichtigste Faktor, um Menschen im Kreis zu halten.

Korneck fragte nach unterschiedlichen Entwicklungen der Wirtschaft im Altmarkkreis. Für Höppner hat klar Gardelegen mit seinen ausgelasteten Gewerbegebieten die Nase vorn. "Salzwedel und Arendsee stehen schlechter da. Das ist nicht akzeptabel, weil es für die Bürger schwieriger ist, Jobs zu finden", sagte er. Und dann kam doch etwas wie ein Schlagabtausch auf. Denn Ziche widersprach. Salzwedel habe eine größere Steuerstärke und mehr Arbeitsplätze. Allerdings sei die Hansestadt einen anderen Weg gegangen und habe Gewerbebetriebe auf Industriebrachen angesiedelt. Das falle nicht so auf wie die Gewerbegebiete in Gardelegen. Ziche konterte: "Auch Fricopan in Immekath wäre besser in einem urbanen Bereich angesiedelt worden." Daraufhin versteifte sich die Miene seines Mitbewerbers, der in dem Unternehmen Betriebsrat ist.

Fachkräftemangel

Beim Thema Fachkräftemangel gab es erneut konträre Ansichten der Kandidaten. Der Altmarkkreis habe die größte Schulabbrecherquote und die wenigsten Gymnasiasten, sagte Höppner. Dem könne nur mit einem Erhalt der Schulen und einer auf die Bedürfnisse der Altmark abgestimmten Berufsausbildung entgegengesteuert werden. "Die Einkommen müssen hoch, damit uns die jungen Leute nicht verloren gehen", so der Linke-Politiker.

Ziche: "Wir haben nicht die höchste Schulabbrecherquote." Die Zahlen seien nicht real, weil die Inklusion nicht berücksichtigt sei. Im Altmarkkreis hätten die Einwohner ein überdurchschnittliches verfügbares Einkommen. Die Abwanderung sei gestoppt und die Region habe sich wirtschaftlich gut aufgestellt, ebenso bei Kitas und Schulen.

Einig waren sich beide Kandidaten, dass Zuwanderung ein Weg ist, um Fachkräftemangel und Bevölkerungsschwund entgegenzuwirken.

Infrastruktur

Beim Thema Breitband fragte Korneck Höppner, warum die Linke offiziell für flächendeckend schnelles Internet wirbt, in Salzwedel aber gegen den Beitritt zum Breitband-Zweckverband gestimmt hat. Höppner: "Der Zweckverband hat ein kleines Problem mit einer Anschlussquote von 60 Prozent." Da das nicht in jedem kleinen Dorf erreicht werde, gebe es weiße Flecken. Aus seiner Sicht hätte forciert werden müssen, dass die Großunternehmen flächendeckend für schnelles Internet sorgen.

Ziche führte für die Altmark ein Marktversagen der Konzerne ins Feld. Mit wissenschaftlicher Begleitung sei der Zweckverband gegründet worden. Ziche räume ein, dass nicht jeder abgelegene Hof erschlossen werden könne. Was die Auslastung anbelange, gebe es bereits konkrete marktübliche Angebote an die Nutzer. Beide räumten der zukunftsfesten Internettechnologie Priorität ein.

Zudem wollen beide einen Ausbau der Bundesstraßen 188 und 71 mit Ortsumfahrungen. Ziche nannte den Ausbau der A 39, der B 190n und die Ortsumfahrung Brome als wichtige Maßnahmen. Zudem wolle er erreichen, die unterschiedlichen Zuständigkeiten beim Straßenbau zu bündeln, um Geld effektiver einsetzen zu können.

Umwelt und Energie

Wie die Bürger mehr von den im Kreis erzeugten regenerativen Energien profitieren könnten, wollte der Moderator wissen. Ziche führte die Bürgerenergiegenossenschaft ins Feld. Die Altmark sei früh Bioenergieregion geworden. Die Akzeptanz dafür wachse und es gebe hoffnungsvolle Initiativen für Wärme-und Stromnutzung in der Region wie etwa das Bioenergiedorf Tangeln.

Er könne verstehen, dass es Gegenwehr gegen Windkraftgebiete gebe, sagte Höppner. Dabei müssten die Bürger "mitgenommen" werden. "Es gibt genügend Flächen, um die Windräder so zu verteilen, dass sie nicht stören. Die Erzeugung von Biogas müsse "vernünftig gesteuert werden."

Die Zukunft

Höppner: "Eine stabile Wirtschaft, höhere Löhne, gute Lebensbedingungen als Gesamtpaket." Marketing als wichtiges Thema.

Ziche: Standortvorteile wie gut ausgebautes Schul- und Kita-Netz, angepassten ÖPNV nutzen. Leistungsfähige Wirtschaft, gute Lebensbedingungen in soliden Kommunen.