1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. "Wolf wird zunehmend zur Gefahr"

Jäger fordern Konzepte zum Umgang mit Isegrim "Wolf wird zunehmend zur Gefahr"

Naturschützer lieben ihn, Tierhalter und Jäger verteufeln ihn: den Wolf.
Immer öfter sorgt dieses Raubtier für Zündstoff. Vor allem deshalb,
weil nicht klar geregelt ist, wie auf wachsende Populationen und
verändertes Verhalten der Wölfe reagiert werden soll. Jäger schlagen
inzwischen Alarm.

Von Siegmar Riedel 17.03.2015, 02:23

Quarnebeck l Bei der Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft Quarnebeck räumte der erfahrene Jäger Horst Kamieth dem Thema Wolf breiten Raum ein. "Der Trend ist: Der Wolf wird zunehmend zur Gefahr", fasste er zusammen. "Es gibt keine Konzepte, weder vom Bund noch von den Ländern, wie mit dem Wolf umgegangen werden soll. Das ist das Problem", erläuterte Kamieth. Die Populationen würden rapide wachsen, doch Richtlinien gebe es keine.

Der Jäger hat auch ein verändertes Verhalten der Wölfe ausgemacht. "Entgegen der landläufigen Meinung brauchen sie kein großes Revier und viel Ruhe wie angenommen. Sie brauchen nur ihre Beute, ein Plätzchen zum Schlafen und zur Geburt der Jungen", ist sich Horst Kamieth sicher. Das hätten Sichtungen in der jüngeren Vergangenheit gezeigt. "Der Wolf ist nicht nur lernfähig, sondern auch sehr anpassungsfähig", begründete Kamieth.

Beispielsweise sind bei der sogenannten Diplomatenjagd am 28. Dezember zwei Wölfe aus dem Dickicht getrieben worden. "Aufgrund des Größenunterschieds ein Pärchen", vermuten Kamieth und andere Waidmänner. Er ist fest überzeugt, dass diese Wölfe im April/Mai in einem Umkreis von 15 Kilometern um das Forsthaus Döllnitz Nachwuchs bekommen.

Keine natürlichen Feinde in Deutschland
Und deutlicher: "Wir sind nicht mehr nur Durchzugsgebiet, der Wald um Quarnebeck und Klötze ist Standort des Wolfs."

Für Horst Kamieth ist das nicht verwunderlich. "Deutschland ist nicht das Ursprungsland der Wölfe, das ist Polen. Deshalb haben sie hier keine Feinde", sagte er und vermutete: "In den östlichen Bundesländern und Niedersachsen gibt es bereits viel mehr Wölfe als angenommen."

Kamieth forderte deshalb: "Ein klares politisches Konzept zur Regulierung der Wolfsbestände muss her." Denn Naturschutz bedeute besonders Artenvielfalt, nicht nur Wolf. Für ihn steht fest, dass sich in der Region mehrere Rudel etablieren werden. Mindestens ein Wildtier sei schon von einem Wolf gerissen worden.

Erlegte Strecke fiel bescheiden aus
Im Anschluss informierte er über die, wie er sagte, bescheidene Strecke des vergangenen Jagdjahres. Erlegt wurden vier Damwild und zwei Wildschweine. "Ein absoluter Tiefpunkt", sagte Kamieth. "Vor zehn Jahren waren es noch 40 Sauen."

Rotwild ist gar keines erlegt worden, das sei nicht einmal durch das Revier gezogen. Insgesamt 48 Rehe wurden zur Strecke gebracht, weitere durch Unfälle, eines riss der Wolf.

Hasen erlegten die Jäger zwei, einen Fasan, 25 Füchse, 7 Dachse, 7 Marder, 10 Waschbären, 3 Marderhunde, 1 Nutria. "Die Tendenz bei den Waschbären ist steigend", sagte Kamieth.

Danach ehrte Harald Schulz, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft, Ingolf Grothe als Privilegierten Hofjäger. Dieser hatte bei der Diplomatenjagd zwei Rehe erlegt.