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Bürgerwindgenossenschaft in Tangeln gegründet / 65 Einwohner haben schon Anteile gezeichnet Der Windstrom-Profit soll vor Ort bleiben

Von Walter Mogk 25.03.2015, 02:26

Mit dem Bau des geplanten Bürgerwindparks bei Tangeln könnte schon im nächsten Jahr begonnen werden. Als erstes wurde jetzt eine Genossenschaft gegründet, an der sich Interessenten aus der Region Beetzendorf beteiligen können.

Tangeln l Nach der Biowärmegenossenschaft, über die die Haushalte im Ort mit preiswerter Wärme aus der örtlichen Biogasanlage versorgt werden, gibt es jetzt in Tangeln auch eine Bürgerwindgenossenschaft. 75 Einwohner des Dorfes fanden sich zur Gründungsversammlung ein - eine Resonanz, die auch Günter Willer, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Unternehmens (LU) Tangeln und Initiator des geplanten Bürgerwindparks, angenehm überraschte. "52 Anwesende sind gleich Gründungsmitglieder der Genossenschaft geworden und täglich kommen neue hinzu", berichtete er der Volksstimme.

Inzwischen ist die Mitgliederzahl auf 65 gestiegen. Die Genossenschaft soll später den Bürgerwindpark mit betreiben, der in einem langen Streifen südöstlich des Ortes zwischen Boxerberg und Darnebecker Berg errichtet wird. Wieviel Windkraftanlagen dort letztlich stehen werden, ist noch nicht endgültig klar. "Theoretisch möglich wären vier", erläuterte Günter Willer, der von den Anwesenden zusammen mit Eckehard Lindt in den Vorstand der Genossenschaft gewählt wurde.

Interessenten aus der Region können mitmachen

Eine der Anlagen wird ein sogenanntes Bürgerwindrad. Hieran sind die Genossenschaftsmitglieder direkt beteiligt. "Wir würden uns freuen, wenn weitere Bürger der Region Beetzendorf mitmachen", meinte Günter Willer. Schließlich müsse eine bestimmte Eigenkapitalhöhe erreicht werden, um die Finanzierungsgenehmigung zu bekommen. Für 500 Euro gibt es einen Anteil an der Genossenschaft, maximal können 50 pro Person gezeichnet werden. "Die Aufnahme erfolgt streng nach Eingang der Anträge", erklärte Willer.

Für den Rohrberger ist wichtig, dass der geplante Windpark zusammen mit den Bürgern errichtet wird und diese auch direkt etwas davon haben. "Wir streben eine Dividende von vier bis sechs Prozent an, die an die Genossenschaftsmitglieder ausgezahlt wird", so Willer. Es gelte dafür zu sorgen, dass das mit erneuerbaren Energien verdiente Geld vor Ort bleibt und nicht in die Tasche fremder Investoren wandert.

Die anderen Windräder sollen vom LU direkt betrieben werden, das ebenfalls als Genossenschaft organisiert ist.

Voraussetzung dafür, dass überhaupt Windkraftanlagen bei Tangeln errichtet werden können, war eine Änderung des Regionalen Entwicklungsplanes (REP) Altmark. Dieser sah dort nämlich zunächst gar kein Vorranggebiet für Windenergie vor. "Aber die Gemeinde Beetzendorf hat einen Antrag auf Ausweisung eines Sondergebietes gestellt", erläuterte Günter Willer. Allerdings nicht, ohne sich zuvor davon zu überzeugen, dass die Tangelner den Bürgerwindpark vor ihrer Haustür auch wirklich wollen. "Das war uns wichtig", betonte Bürgermeister Heinrich Schmauch immer wieder mit Blick auf die Auseinandersetzungen, die es anderswo in Sachen Windenergie gibt.

Gutachten zum Milan muss noch abgewartet werden

In einer Einwohnerversammlung stimmte 2012 eine große Mehrheit der Tangelner für die Windpark-Pläne. Die Gemeinde stellte daraufhin den Antrag und Ende des vergangenen Jahres war das Sondergebiet im REP verankert. Reserviert ist das Areal ausschließlich für den Bürgerwindpark, fremde Investoren können auf den Zug nicht aufspringen und dort eigene Anlagen errichten. Auch wenn diese bereits an einigen Stellen Landeigentümer mit Geldsummen ködern und entsprechende Versprechungen machen, wie Günter Willer berichtete. "Die werden sie nicht einhalten können, aber leider sind diese Flächen für uns dann erst einmal gesperrt", ärgerte er sich.

Ehe mit dem Bau des Windparks begonnen werden kann, muss noch das Ergebnis eines Naturschutzgutachtens abgewartet werden. Darin geht es um mögliche Auswirkungen des Windparks auf die in der Nähe beheimateten Rotmilane. "Sein Futtergebiet liegt in einer ganz anderen Richtung und er lebt seit 15 Jahren in freundschaftlicher Nachbarschaft zu dem bereits bestehenden Windrad auf dem Darnebecker Berg", so Willer. Dieses liege 320 Meter vom Milanhorst entfernt, die geplanten weiteren Windräder würden noch weiter weg stehen.

Liegt das Gutachten vor, könnte eventuell im August die Baugenehmigung beim Kreis beantragt werden. 2016 soll sich dann das Bürgerwindrad als erstes drehen. "Eine Eigenversorgung des Dorfes mit Strom ist darüber allerdings derzeit noch nicht möglich, da wir dafür auch ein eigenes Stromnetz verlegen und die erforderlichen technischen Einrichtungen vorhalten müssten", erklärte Willer. Doch vielleicht halte die Zukunft hier eine Lösung parat.