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Ehrenfriedhof als stiller Zeitzeuge von Schrecken des Zweiten Weltkrieges 17. Mai: Bitternis trifft Buchhorster

Von Harald Schulz 18.05.2015, 03:34

Dieser 17. Mai 1945 bleibt bei den Buchhorstern, die den Tag in ihrem Heimatort erlebt haben, unvergessen. Die Ereignisse voller Bitternis treffen diese Menschen auch nach 70 Jahren noch mit voller Wucht. Zum Gedenken werden alljährlich Kränze an zentraler Stelle niedergelegt.

Buchhorst l Sichtlich erschüttert hörten die wenigen Personen, die diese Gedenkveranstaltung am gestrigen Sonntag beiwohnten, den Schilderungen von Zeitzeuge Klaus Gerike zu. Als 17-jähriger Jugendlicher, der Vater in russischer Kriegsgefangenschaft, musste er mit ansehen, wie Einwohner seines Heimatdorfes Tote aus einem Massengrab nahe des Dorfes mit bloßen Händen ausbuddeln, waschen und in Tücher wickeln mussten.

Woher die 53 KZ-Opfer stammen, ist unbekannt

Es handelte sich um Tote aus einem Eisenbahnwaggon, der seit Wochen auf den Bahngleisen abgestellt worden war. Zwangsarbeiter müssen die Leichname dann irgendwann vor Kriegsende in einem Massengrab aus drei Schichten Toter abgelegt und verscharrt haben, hat Gerike in Erfahrung bringen können. Woher genau die 53 NS-Opfer stammten, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, hieß es gestern von Gymnasiallehrer Jürgen Winkelmann, der die Spurensuche mit Geschichtsschülern aufgenommen hatte. Die Arbeitsgruppe vermutet, dass der Waggon aus dem Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg abgefahren sein könnte.

Aus Bitternis über ihre menschenverachtenden Deportationen zwangen polnische Zwangsarbeiter am 17. Mai wohl die Buchhorster Männer und Frauen zu diesem Martyrium. Erst als einer Dörflerin die Flucht gelang und sie amerikanische Truppenteile um Hilfe bat, schritten die sofort ein. Die Polen wurden fortgeschafft, das Waschen hatte ein Ende, die Toten wurden aus dem Massengrab umgebettet. Zurück blieb die Bitternis bei den Buchhorstern.

Die Nazi-Gräuel dürfen nicht vergessen werden, aber auch nicht, gegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzutreten, dafür sprachen sich Gerike und Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch aus. Beide legten Ehrenkränze als Mahnung am zentralen Gedenkstein nieder. Mit an der Gedenkfeier beteiligte sich offiziell auch die Jägerschaft des Ortes.

Die Gräberstätte, die bereits zu DDR-Zeiten eingerichtet und gepflegt wurde, umfasst 53 KZ-Tote und das Grab eines sowjetischen Offiziers.

Das gepflegte Areal soll in absehbarer Zeit eine Informationstafel erhalten, hieß es von Gerike. Auch hält er es für notwendig, dass zig Baumsträucher entfernt werden müssen, weil das Wurzelwerk bereits einige Grabumfassungen aus der Form gedrückt hat.