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Vorsitzende Ingrid Schumann droht mit Schließung, sollte es nicht mehr Unterstützung geben Grenzmuseum steht vor dem Aus

Von Markus Schulze 27.05.2015, 03:24

Ingrid Schumann, Vorsitzende des Böckwitzer Museumsvereines, fühlt sich von ihren Mitgliedern, aber auch der Politik im Stich gelassen. Es gebe, so sagt sie, zu viel Arbeit und zu wenige Helfer. Sollte sich daran nichts ändern, werde das Museum Ende Mai schließen.

Böckwitz l Es sieht ganz danach aus, als sei der Fortbestand des Böckwitzer Museums in seiner bisherigen Form ernsthaft in Gefahr. Auf jeden Fall scheint Vorsitzende Ingrid Schumann allmählich die Nase voll zu haben. Im Gespräch mit der Volksstimme beklagt sie, zu viel Arbeit und zu wenig Unterstützung zu haben. Zwar steht dem Verein seit voriger Woche eine junge Frau aus Jahrstedt als neue ABS-Kraft zur Verfügung, jedoch endete vor knapp einem Monat für zwei Personen das Förderprogramm "Aktiv zur Rente Plus". Auf diese Arbeitskräfte muss also verzichtet werden. Anderes Personal sei nicht in Sicht, obwohl sich Ingrid Schumann nach eigener Aussage bei allen möglichen Stellen intensiv darum bemüht hat.

Hinzu kommt, dass sich Ingrid Schumann zunehmend allein und im Stich gelassen fühlt. "Unser Museumsverein hat 37 Mitglieder. Aber außer mir und Willi Schütte ist meistens keiner da." Hier gelte es aber zu bedenken, dass beide nicht jünger würden und gesundheitlich bisweilen angeschlagen seien. Verlass sei ansonsten nur noch auf ein paar Getreue wie etwa ihren Mann Reiner sowie Hannes Faesche und Renate Brüggemann. Und würde nicht gelegentlich der Museums- und Heimatverein Brome um seinen Vorsitzenden Jens Winter und dessen Stellvertreter Jörg Schödel einspringen, dann wäre das Pensum überhaupt nicht zu schaffen, macht Ingrid Schumann deutlich.

"Wenn sich nicht ganz schnell was ändert, dann ist hier am 31. Mai Schluss."

Ingrid Schumann

Um den Museumsgarten zumindestens halbwegs in Ordnung zu halten, habe sie sogar schon Leute aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Des Weiteren kritisiert die Vorsitzende des Museumsvereines ihre sonstigen Vorstandskollegen, denen es - mal abgesehen von Willi Schütte - an Loyalität und Engagement mangele. Beispielsweise sei zur Saisoneröffnung ohne ihr Zutun eine Einladung verschickt worden, die mehr einem Aprilscherz gleichgekommen sei. Deshalb, so meint Ingrid Schumann, hätten sich zum Auftakt, den man mühevoll vorbereitet und zu dem man Sekt und Häppchen gereicht habe, nur wenige Besucher auf das Museumsgelände verirrt.

Überdies sehe sich die Vorsitzende, die dem Vernehmen nach einige Mitglieder vergrault haben soll, dem Vorwurf ausgesetzt, das Inventar des Museums zu verscherbeln. Dem widerspricht sie energisch. "Das ist Quatsch. Hier gibt es keinen Ausverkauf. Nur das, was doppelt und dreifach vorhanden ist, wird angeboten. Viel Geld gibt es dafür sowieso nicht."

Noch dazu hätten ihre diversen Anstrengungen, dass alle (wieder) an einem Strang ziehen, ins Leere geführt. So habe sie nach Rücksprache mit dem Landtagsabgeordneten Uwe Harms, der ebenfalls Mitglied im Museumsverein ist, zu mehreren Vorstandssitzungen eingeladen. Doch die Beteiligung sei gering gewesen. Das gleiche Bild habe sich bei einer öffentlichen Versammlung ergeben, zu der nur der Männergesangverein Jahrstedt-Germenau eine Abordnung entsandt habe. Wohingegen der Jahrstedter Ortschaftsrat, der Kulturklub Drömling, die Junge Gesellschaft Jahrstedt und der Fremdenverkehrsverein Jeetze-Ohre-Drömling noch nicht mal auf die Einladung reagiert hätten. "Das fand ich sehr enttäuschend. Man kann wenigstens absagen", moniert Ingrid Schumann, die sich auch nicht davor scheut, die Stadt Klötze sowie den Altmarkkreis Salzwedel in ihre Schelte einzubeziehen.

"Die Stadt Klötze leistet ihr Möglichstes für das Museum. Jährlich gibt es einen Zuschuss."

Christian Hinze-Riechers

So werde das Böckwitzer Museum einerseits als touristisches Aushängeschild der Region angepriesen und es werde stets betont, wie wichtig es sei, das Wissen über die Grenze und das geteilte Deutschland zu bewahren und zu vermitteln; andererseits werde aber nichts für den Verein und den Erhalt des Museums getan. "Am 18. November haben hier noch alle schöne Reden geschwungen. Aber wenn man mal was braucht, dann ist man die Gelackmeierte", schimpft Ingrid Schumann.

Die Vorsitzende des Böckwitzer Museumsvereins ist all dieser Sorgen überdrüssig und zu einem drastischen Entschluss gekommen. Für sie steht fest: "Wenn sich nicht ganz schnell was ändert, dann ist hier am 31. Mai Schluss und das Museum dicht. Dann ist ab dem 1. Juni nur noch die Grenzausstellung geöffnet und auch das nur noch auf Anfrage. Klar wäre es schade, wenn das Museum, in das wir gerade in den letzten paar Jahren so viel investiert haben, den Bach runtergeht. Aber dann ist das eben so. Das haben dann andere zu verantworten."

"Was soll ich dazu sagen", entgegnete auf Nachfrage Haupt- und Kämmereiamtsleiter Christian Hinze-Riechers, der klarstellt, dass die Stadt Klötze ihr Möglichstes für das Museum in Böckwitz leiste. So erhalte der Verein alljährlich einen Zuschuss. Außerdem habe die Kommune bei den vergangenen Arbeitsförderprogrammen den Eigenanteil des Museumsvereines übernommen. "Mehr ist nicht drin." Dass die Stadt Klötze für den Museumsverein Personal einstelle, sei auf jeden Fall abwegig.