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Rund ein Viertel der Klötzer Grabsteine nach Prüfung als nicht standsicher eingestuft Ein Aufkleber sorgt für Unmut

Von Tobias Roitsch 28.05.2015, 03:27

Gefahr durch umkippende Grabsteine besteht wohl auf kommunalen Friedhöfen in der Stadt Klötze. Dass die Steine erst durch einen Standfestigkeitstest gelockert wurden, weist die ausführende Firma aber zurück.

Klötze l Es ist ein kleiner grüner Aufkleber, der seit kurzem auf einigen Grabsteinen in der Einheitsgemeinde Stadt Klötze klebt. Darauf steht eine Mitteilung an die Grabnutzer der kommunalen Friedhöfe: Der Stein sei nicht standsicher. Es bestehe Unfallgefahr. Rund ein Viertel der Steine trägt einen solchen Aufkleber.

Festgestellt wurden die Sicherheitsmängel im Rahmen einer Standfestigkeitsprüfung, die Mitte des Monats stattfand. Mindestens einmal im Jahr ist die Stadt Klötze zu einer solchen Prüfung verpflichtet, wie es in der Ankündigung der Tests in der April-Ausgabe des Amtsblattes heißt. Dadurch sollen Unfälle durch umstürzende Grabmale vermieden werden. Dafür wurde jedes Grabmal auf den 21 kommunalen Friedhöfen der Einheitsgemeinde einem Kipptest unterzogen.

Beauftragte Firma weist Vorwürfe zurück

Ein Stein, der diesen Test nicht bestanden hat, steht auf einem Grab, das der Klötzer Horst Kricheldorf betreut. Der Stein sei mittlerweile 25 Jahre alt - und hätte immer fest auf seinem Platz gestanden, erklärt Kricheldorf, der das Ergebnis der Überprüfung nicht recht nachempfinden kann. "Nach Regen haben wir immer den Sand von dem Grabstein abgewischt und uns dabei auch an ihm abgestützt. Da hat er nie gewackelt", schildert der Klötzer aufgeregt. Nun, nach der Prüfung, könne man den Stein fast mit dem kleinen Finger bewegen, erzählt Horst Kricheldorf weiter: "Jetzt ist er lose wie eine Streichholzschachtel." Der Stein müsse durch die Prüfung gelockert worden sein, vermutet der Klötzer. "Ich würde jedenfalls gern wissen, wie das passiert ist."

Den Vorwurf, dass es durch seine Arbeit zu Schäden an Grabsteinen gekommen sein soll, weist Horst Neumann von sich. Im Auftrag der Stadt Klötze hat der Ingenieur die Standfestigkeit der Steine überprüft. Zum Einsatz kam dabei ein elektronisches Kraftmessgerät. Dieses lässt er jedes Jahr eichen. Seit nunmehr 15 Jahren führt er solche Tests durch. In Klötze war er mit seiner Firma in diesem Jahr zum ersten Mal. "Dabei haben wir unverhältnismäßig viele lose Steine festgestellt", berichtet der Fachmann. Seinen Unterlagen zufolge liegt der Anteil der Steine, die als nicht standsicher eingestuft wurden, bei 25,9 Prozent. Etwa 40 Steine haben in der Einheitsgemeinde neben dem grünen Aufkleber mit der Warnung auch noch einen roten erhalten. Dieser signalisiert, dass der Stein jederzeit umfallen könnte.

Bei seiner Arbeit geht Neumann behutsam vor, wie er sagt: "Wir sind vorsichtig und nicht daran interessiert, einen Stein umkippen zu lassen." Mit seinem elektronischen Prüfgerät baut er während des Tests kontinuierlich einen festgelegten Druck auf, dem der Stein standhalten muss.

An den Steinen wird nicht gerüttelt

Als Richtlinie, wie getestet werden soll, dienen Neumann die Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz, die für Friedhöfe und Krematorien gelten. Diese verweisen auf eine Anleitung der Deutschen Naturstein Akademie, die festlegt, welchen Druck ein Grabstein aushalten muss. Maßgeblich ist dafür die Höhe des Steines. Demnach darf ein 50 Zentimeter hohes Grabmal bei einer Last von 30 Kilogramm nicht kippen. Ist dieser Wert fast erreicht, fängt das Gerät an zu piepen. Außerdem wird der Wert auf einem Display angezeigt. Für jeden geprüften Stein erstellt das Gerät ein Protokoll. "Unwillkürliche Zerstörungen sind durch die Software nicht möglich", versichert Neumann. Gerüttelt wird an den Steinen ebenfalls nicht. "Als wir in Klötze waren, haben wir Verständnis für unsere Arbeit von den Friedhofsbesuchern erfahren." Neumann würde sich mehr Zuschauer während der Tests wünschen, um sein Vorgehen zeigen zu können.

Die Stadt Klötze wird nun alle Grabnutzer, deren Steine als nicht standsicher eingestuft wurden, anschreiben. Da die Prüfung der Grabsteine zum ersten Mal in dieser Form erfolgt ist, kann kein Vergleich zu den früheren Jahren gezogen werden, hieß es aus dem Rathaus.