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Vorsitzender des SV Oebisfelde zeichnet ältestes Vereinsmitglied aus und gratuliert zum 90. Geburtstag Ehrenmitgliedschaft für treue Irma Trüe

Von Jens Pickert 18.06.2015, 03:09

Seit 45 Jahren hält Irma Trüe dem Sportverein Oebisfelde (SVO) beziehungsweise der vorherigen BSG Lokomotive Oebisfelde die Treue. Am 11. Juni feierte die Allerstädterin ihren 90. Geburtstag. Sie ist damit das älteste Vereinsmitglied des größten Oebisfelder Vereins.

Oebisfelde l Als Irma Trüe am 11. Juni 1925 in der kleinen altmärkischen Gemeinde Sichau bei Mieste das Licht der Welt erblickte, damals lautete ihr Nachname noch Schulz, hatte zwei Monate zuvor im fernen Berlin der 77 Jahre alte Ex-Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg gerade sein Amt als Reichspräsident der Weimarer Republik angetreten. Bis 1934 war der greise Mann Präsident, ehe Adolf Hitler übernahm und mit seinen Nationalsozialisten Deutschland in den Abgrund führte.

Zeitzeugin Irma Trüe erlebte nach der Stunde Null dann über 40 Jahre die sogenannte Diktatur des Proletariats im geteilten Deutschland - in der DDR - mit. An der Spitze standen die SED-Männer Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Erich Honecker.

Im November 1989 änderte sich für sie erneut alles. Die DDR ging unter. Die deutsche Teilung war Geschichte. Irma Trüe sah Helmut Kohl und Gerhard Schröder kommen und gehen und wird aktuell nun, wie alle Deutschen, mit Angela Merkel von einer Frau regiert.

"Ein bewegter Lebenslauf", sagte am Dienstagabend Andreas Werner, Vorsitzender des SVO, auf der Vier-Bahnen-Kegelanlage in der Sporthalle am Bahnhof. Der Vereinschef gratulierte Irma Trüe nicht nur zu ihrem 90. Ehrentag, sondern verlieh ihr auch die Ehrenmitgliedschaft des SVO. "Ich hoffe, wir sehen uns in zehn Jahren wieder, um den 100. Geburtstag zu feiern", merkte Werner schmunzelnd an.

Möglich sei das durchaus. "Unserer Irma sieht man die 90 Jahre nicht an. Sie ist noch sehr mobil", erzählte SVO-Sportwartin Elfi Giesecke. Zwar habe die rüstige Seniorin nach Problemen mit der Hüfte ihre sportlichen Aktivitäten, das Kegeln und Radfahren, zurückschrauben müssen. Doch wenn sich die Kegelfrauen des SVO treffen, sei sie stets dabei. "Irma gehört seit Jahrzehnten zu uns und das wird auch so bleiben", betonte Giesecke.

Zum Sport gekommen sei Irma Trüe über ihren inzwischen verstorbenen Mann Willi. Aus den Anfängen habe sich dann über die Jahre ein fester Kegel-Frauenkreis entwickelt. Dabei halten die sportlichen Damen mit Blick auf die Geselligkeit die Tradition hoch. Dazu Elfi Giesecke: "Früher wurden wir oft von Irma und Willi in ihrem Garten an der Salzwedeler Straße bewirtet. Auf den Tisch kam dann stets Grützwurst, Sülze oder Hering mit Kartoffeln und verschiedenen Beilagen. Daran halten wir fest. Es ist unser Tradi- tionsessen."

Natürlich auch am Dienstagabend. Nach dem offiziellen Akt durch SVO-Chef Werner ließen es sich die Kegel-Frauen traditionell rustikal munden.

Überhaupt sei die weibliche Kegel-Abteilung des SVO eine sehr lustige Truppe. Der Spaß und die Geselligkeit würden stets im Vordergrund stehen. "Wir unternehmen sehr viele Ausflüge. Mit dem Fahrrad oder wie erst vor kurzem mit dem Kremser durch den Drömling nach Pieplockenburg. Anschließend folgt dann immer die Auswertung", erläuterte Elfi Giesecke. Mit dabei sei, wie erwähnt, auch immer Irma Trüe. Zusammen mit ihren Frauen ziehe es sie aber auch in die Ferne. Denn die Oebisfelderinnen hätten zusammen mit ihr auch schon Mallorca "ein wenig unsicher gemacht", wie Giesecke augenzwinkernd anmerkte.

Viele Oebisfelder werden die 90-Jährige auch noch aus ihrer Berufszeit kennen. "Ich habe lange Zeit in der Kaffeestube als Kellnerin mit Mutter Brand gearbeitet", erzählte Irma Trüe. Später sei sie dann in die Heißmangel an der Lindenstraße gewechselt. Die Kaffeestube, gelegen an der Ecke Bahnhofstraße und Geschwister-Scholl-Straße, war einst ein beliebter Treffpunkt. Beide Gaststätten sind aber seit langem geschlossen. Auch die Heißmangel existiert nicht mehr.