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Stadtarchivare recherchieren Aufstieg und Niedergang der Familie Kove aus Oebisfelde Mysteriöse Grabplatte: Rätsel teilweise gelöst

Von Jens Pickert 27.04.2011, 18:37

In die Vergangenheit Oebisfeldes tauchen die beiden Stadtarchivare Friedrich-Karl Sonntag und Horst Schröder fast täglich ein. In den vergangenen Tagen taten sie es jedoch verstärkt. Der Grund: Sie versuchten das Rätsel um den mysteriösen Grabplattenfund auf dem Gelände des ehemaligen E-Werkes zu lösen.

Oebisfelde. Viele Unterlagen zur Oebisfelder Geschichte haben die beiden Archivare in den letzten Tagen gesichtet, um dem Geheimnis der Grabplatte auf die Spur zu kommen. Auf der Platte wird dem am 15. Februar 1712 im Alter von 77 Jahren verstorbenen Friedrich Kovens gedacht (wir berichteten). "Wir haben uns von der damaligen, schnörkelreichen Ausdrucksweise zuerst irritieren lassen", sagte Sonntag und ergänzte: "Der Verstorbene hieß Friedrich Kove. Sein Name und verschiedene Verwandte mit dem Namen Kove, unter anderem von seinem Vater und Großvater, tauchen in einigen, die Stadt betreffenden alten Unterlagen auf."

Johann Kove kommt 1577 nach Oebisfelde

Die Geschichte der Familie Kove in Oebisfelde begann laut Aufzeichnungen 1577. Oebisfelde war ab diesem Jahr und bis 1694 Amt des Erzstifts und nachfolgenden Herzogtums Magdeburg. Als erster Amtmann ist 1577 Johann Kove, Großvater von Friedrich, eingesetzt worden.

Johann Kove war kein gebürtiger Oebisfelder, sondern er stammte aus Einbeck. "Ein Patricier", wie Peter Wilhelm Behrens in seiner 1798 erschienenen Stadtchronik schreibt.

Sein Amt übte Johann Kove vermutlich bis 1624, seinem Todesjahr, aus. Begraben sein soll der erste Amtmann in der Oebisfelder Stadtkirche, der Katharinenkirche.

Danach folgte sein Sohn Heinrich Kove, Vater von Friedrich, als Amtmann. Heinrich Kove übte bis 1660 dieses Amt aus. Allerdings ist dieses Jahr nicht verbürgt.

Friedrich Kove selbst arbeitete nach den Recherchen von Sonntag und Schröder beim Magistrat der Stadt. "Er war dort wohl 34 Jahre Kämmerer. Das ist auch auf der Grabplatte zu lesen", erläuterte Archivar Sonntag.

Aus der Chronik von Behrens sind weitere interessante Fakten zu erfahren. Die Familie habe sich "hierselbst (in Oebisfelde) sehr ausgebreitet". Mehrere Kove-Sprößlinge hätten nach Behrens verschiedene wichtige, teils fürstliche, teils adlige benachbarte Ämter gepachtet oder bekleideten in der Stadt Oebisfelde Stellen beim Magistrat, wie Friedrich Kove, und an der Schule. So war unter anderem ein Georg Gebhard Kove von 1718 bis 1719 Bürgermeister.

Wie Behrens weiter erläutert, brachte die Familie Kove auch ein Lehngut in Kaltendorf an sich. 1798, dem Jahr, als die Behrens-Chronik erschien, soll das Lehngut noch als Kovenhof bekannt gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt existierte die Familie Kove in Oebisfelde aber bereits nicht mehr. Peter Wilhelm Behrens nennt in seiner Stadtgeschichte die Gründe: "In der Mitte des jetzigen Jahrhundert (um 1750) ist diese Familie, nachdem sie vorher etwas heruntergekommen war, hierselbst erloschen." Auch in späteren Stadtunterlagen taucht der Name Kove nicht mehr auf. Die Familie Kove ist in Oebisfelde ausgestorben.

"Bei Koves muss es sich um eine wohlhabende Familie, wie auch die reich verzierte Grabplatte beweist, gehandelt haben. Koves haben auch die Geschicke der Stadt mit gelenkt. Dass die Familie dann nach knapp 200 Jahren spurlos von der Oebisfelder Bildfläche verschwindet, ist etwas ungewöhnlich", kommentierte Friedrich-Karl Sonntag.

Trotz der vielen Fakten, die die Archivare zusammengetragen haben, abgeschlossen ist der Fall Kove für sie noch nicht. Zwar wird wohl nicht zu ermitteln sein, wie die Grabplatte auf das Gelände des E-Werkes kam, doch wo der Standort des Kovenhofes in Kaltendorf war, möchte das Archiv-Duo noch herausfinden.

Ansatzpunkte wie die informative Kaltendorfer Schulchronik sind vorhanden. In der Chronik ist auch der Kovenhof erwähnt. Er soll sich hinter einer Brücke befunden haben. "Bis jetzt sind wir noch nicht weitergekommen. Unsere Vermutungen, dass die Familie Kove zeitweise den Bülowhof (ehemaliges UTP-Zentrum an der Lindenstraße) besaß oder Schenckeshof an der Gardelegener Straße, sind falsch, weil sich der Bülowhof zum Beispiel auf altem Oebisfelder Territorium befand", erläuterte Horst Schröder.

Die beiden Archivare würden sich daher über Mithilfe freuen. Wer schon einmal etwas über den Kovenhof gehört hat, vor allem die älteren, im ehemaligen Kaltendorf wohnenden Oebisfelder, können sich im Archiv melden.