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Adebare zogen in diesem Jahr so viele Jungvögel groß wie seit 2004 nicht mehr Störche steuern im Drömling auf neuen Rekord zu

Von Siegmar Riedel 03.08.2011, 06:28

Trotz widriger Bedingungen wird 2011 als das zweitbeste Storchenjahr seit Beginn der Aufzeichnungen in die Geschichte eingehen. Das bestätigte gestern Wolfgang Sender, Storchenexperte der Naturparkverwaltung Drömling in Oebisfelde. Als Ursache dafür sieht er langfristige Naturschutzmaßnahmen an, die jetzt zu greifen beginnen. Doch wo Licht ist, bleiben Schattenseiten nicht aus.

Klötze. Die anhaltende Trockenheit in den ersten Monaten 2011 bis in den Sommer hinein hätte für die Jungstörche eigentlich eine Hungersnot bedeutet. "Bei Trockenheit wird das Nahrungsangebot knapp. In den Schutzzonen im Drömling wirkt sich das Wetter aber nicht so gravierend aus wie in den Gebieten, die landwirtschaftlich intensiv genutzt werden. Geschützte Bereiche werden seltener oder gar nicht gemäht, sie bleiben länger feucht, Würmer sind an der Oberfläche zu finden", erklärt Wolfgang Sender. 3,5 Kilo Futter müsse ein Storchenpaar bei drei Jungen täglich sammeln. Die Schutzzonen haben viele Jungvögel vor dem Verhungern bewahrt.

Besonders in den ersten drei Lebenswochen würden sie entsprechend kleines Futter benötigen. "Ein Storchenküken ist nicht viel größer als ein Hühnerküken. Regenwürmer sind deshalb ihre Hauptnahrung. Alles andere wäre zu groß und könnte zum Tod führen." So geschehen auch dieses Jahr: Ein Storchenjunges ist an einer Ringelnatter erstickt.

Dennoch ist Wolfgang Sender mit dem Brutergebnis im Naturpark Drömling und angrenzenden Bereichen sehr zufrieden. "46 Paare haben Nester bezogen. Das ist mit das beste Jahr seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1985", sagt er erfreut. "Voraussichtlich werden 104 Jungstörche flügge - das zweitbeste Ergebnis, das wir jemals hatten." Nur im Rekordjahr 2004 lag das Ergebnis mit 116 Jungstörchen noch höher. 45 Paare sind damals registriert worden, 46 waren es in diesem Jahr. "Das heißt, wäre es nicht so trocken gewesen, hätte das Ergebnis über dem Rekord liegen können", folgert Sender. "Der Drömling bietet für Störche gute Bedingungen."

In diesem Jahr zogen drei Paare je einen Jungvogel groß, 17 Paare je zwei, 16 Paare je drei und 5 je vier Junge. "Eine 5er-Brut wie im vergangenen Jahr gab es 2011 nicht", berichtet Wolfgang Sender. Nur fünf der Brutpaare blieben erfolglos in ihrem Bemühen. Das passiert häufig bei Auseinandersetzungen mit anderen Störchen. Nicht selten fehlt dem Paar durch die anhaltenden Kämpfe die Zeit für das Brutgeschäft, oder die Brut wird vom Eindringling vernichtet.

Auf seinem Hof in Wassensdorf konnte Wolfgang Sender einen solchen Fall beobachten. "Von April bis Mai waren dort vier verschiedene Paare im Nest auf einem Mast", erzählt er. "Die Paare haben durch Kämpfe fast wöchentlich gewechselt." Zusätzliche Nisthilfen, wie von anderen Beobachtern vorgeschlagen, würden aber laut Sender nicht den gewünschten Erfolg bringen: "Weil trotzdem die Nahrung für alle Störche in einem Revier nicht ausreicht. Bei uns haben sich die Bedingungen durch Trockenlegung von Mooren und Flüssen über Jahrhunderte verschlechtert. Der Storch duldet dann keine Konkurrenten in seinem Revier." Anders sei das in einigen spanischen oder rumänischen Dörfern. Weil es dort sehr viel Nahrung für Störche gibt, bildeten sie dort keine Reviere.

Die kommenden Wochen sieht Wolfgang Sender jedoch mit gemischten Gefühlen. Grund: "Die Jungstörche werden flügge, jetzt beginnt der gefährliche Teil ihrer Jugend." Erst am Sonnabend fand er einen jungen Storch, der durch Strom ums Leben kam. "Störche sind sehr empfindlich, Kriechstrom an Gittermasten reicht da schon aus, dass ihre Muskeln verkrampfen und sie wie ein Stein herunterfallen." Der Gesetzgeber habe die Energieunternehmen verpflichtet, die Strommasten bis Ende 2012 umzurüsten und für Vögel sicherer zu machen.

Wirkung zeigten bereits die von der Stork Foundation finanzierten Schutzmanschetten an den 25 Nestmasten, die ein Waschbär erklimmen könnte. Sender: "Wir hatten keine Verluste durch Waschbären mehr."