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Gespräche zum Güterverkehr laufen/Vorhaben stieß auf Skepsis der Kommunalpolitiker Regionaleisenbahn will zwischen Klötze und Geestgottberg wieder Züge fahren lassen

Von Siegmar Riedel 01.10.2012, 03:29

Die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) möchte Teile des Schienennetzes in der Altmark wieder reaktivieren. Um die Meinung der Altmärker dazu zu erfahren, lud Michael Schrader vom Deutschen Bahnkunden-Verband zu einem Forum ein. Doch die Pläne der DRE stießen nicht nur auf Gegenliebe.

Klötze l Mehr Skepsis als Vertrauen. Das ist das Fazit nach dem gut einstündigen Forum zu dem Vorhaben der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE), Teile des Schienennetzes in der Altmark wieder in Betrieb zu nehmen. "Wir haben eine Konzeption erarbeitet für die Strecke von Geestgottberg über Salzwedel bis nach Klötze", informierte eingangs DRE-Geschäftsführer Gerhard Curth. Wünschenswert wäre eine Verlängerung bis Oebisfelde, wofür aber derzeit keine Genehmigung bestünde. "Wir sind mit zwei Kunden im Gespräch, die die Bahn für den Güterverkehr nutzen wollen", erläuterte Curth. Er denkt dabei nicht an einen regelmäßigen Personenverkehr, "sondern Maßstab wird der Güterverkehr sein". Curth: Der Schienenpersonenverkehr steht nicht zur Disposition." Die DRE stehe damit einerseits vor weitreichenden Entscheidungen, andererseits stark unter Druck, weil das Land eine Weichenstellung fordert: entweder die Strecke wieder in Betrieb nehmen oder das Stilllegungsverfahren einleiten. Steigende Benzinpreise und drohende Pkw-Maut würden laut Curth für die Bahn sprechen. Problem sei der Schienenabbau zwischen Klötze und Oebisfelde sowie die demontierte Kanalbrücke. "Wir müssen entscheiden, ob wir die Betriebserlaubnis für diesen Abschnitt einholen oder die Stilllegung beantragen", fasste Curth zusammen.

Klötzes Bürgermeister Matthias Mann machte aus seinen Bedenken zu diesen Plänen, wohl auch wegen der bisher kaum fruchtbringenden Zusammenarbeit mit der DRE, keinen Hehl. "Für mich ist makaber, dass dieselben Leute, die vor zehn Jahren die Schienen nicht schnell genug abbauen konnten, heute den Zugverkehr wieder aufnehmen wollen", verdeutlichte Mann. "Die Bahngleise und Bahnübergänge sind in einem katastrophalen Zustand. Wenn Sie heute sagen, Sie wollen der Region ein guter Partner sein, hätte ich mir das schon in den vergangenen Jahren gewünscht." Wenn man hier weißmachen wolle, dass die VW-Arbeiter dann mit dem Zug zur Arbeit fahren würden, die Kanalbrücke wieder aufgebaut werde und die Schienen wieder durch den Drömling verlegt würden, sei das für ihn unrealistisch und volkswirtschaftlich nicht machbar. Sein Vorschlag: "Geben Sie die Betriebserlaubnis zurück."

Eva Stützel vom Ökodorf Sieben Linden plädierte für die Wiederaufnahme des Zugverkehrs. "Aber nur, wenn die Strecke bis Oebisfelde führt, besser noch bis Wolfsburg", sagte sie. "Ohne Anbindung an Oebisfelde/Wolfsburg wäre der Verkehr Richtung Süden wieder unterbrochen." Allein zum Ökodorf würden jährlich rund 1000 Besucher über Wolfsburg fahren.

"Pläne sind Utopie"

Lothar Köppe aus Beetzendorf warnte "vor Utopien". Er hätte konkretere Vorstellungen erwartet. Für Klötzes Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Schmidt sind diese Pläne angesichts der Kosten für den Brückenbau Träume. Gerhard Curth entgegnete, es gebe Strecken, die schon vor dem Abbau standen und auf denen heute im Stundentakt Züge fahren. "Es ist nicht alles Utopie", sagte Curth.

Erhard Prehm, beim Kreis zuständig für den öffentlichen Personennahverkehr, verdeutlichte, dass der Altmarkkreis vor zehn Jahren gegen die Stilllegung der Bahn gestimmt hatte und als Ersatz den Busverkehr aufbauen musste. "Von seiten des Kreises gibt es deshalb eine klare Ansage: Wir sind nicht bereit, uns auf Abenteuer einzulassen", stellte Erhard Prehm klar.

Ein realistisches Herangehen forderte auch der Landtagsabgeordnete Jürgen Barth (SPD). Zunächst müsse eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vorgelegt werden. Doch Kommunen und das Land hätten kein Geld übrig. "Ich sehe keine Möglichkeit, die Strecke allein über die Personenbeförderung wirtschaftlich zu gestalten. Ich finde es unrealistisch, zu sagen, dass in absehbarer Zeit zwischen Klötze und Salzwedel wieder ein Zug fahren wird", sagte er. Man müsse auch den demografischen Wandel einbeziehen: "Die Bevölkerung wird zwar älter, aber wir werden weniger." Er schlug vor: "Legen Sie ein Konzept auf den Tisch und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, dann finden Sie vielleicht Investoren oder eine Bank, die das finanziert."

Gerhard Curth machte deutlich, dass es nicht vorrangig um die Personenbeförderung ging, sondern um den Güterverkehr und die touristische Nutzung der Strecke nach dem Wörlitzer Modell, das in Sachsen-Anhalt schon seit fünf Jahren funktionieren würde. Curth: "Wir sehen das alles als ein Schienennetz, das wir gern entwickeln würden."

Am Wochenende lud Michael Schrader am Klötzer Bahnhof zu Fahrten mit einer Draisine ein und redete mit Besuchern über die Bahnlinie.

Mehr dazu in einer unserer nächsten Ausgaben