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Schließung des Daches ist erster wichtiger Schritt zur Sicherung des Osterweddinger Denkmals Langer Weg bis zum Klappern der Mühle

Von Yvonne Heyer 06.02.2013, 02:19

Ihre besten Zeiten hat die Bockwindmühle in Osterweddingen längst hinter sich. Für die letzte Mühle ihrer Art im Sülzetal ist es fünf vor Zwölf. Um die Mühle zu erhalten, muss nun schnell gehandelt werden, darin sind sich die Experten einig.

Osterweddingen l Dass die Osterweddinger Mühle aus dem Jahr 1786 in die Jahre gekommen ist, dürfte inzwischen nicht mehr zu übersehen sein. Soll diese letzte Mühle des Sülzetals der Nachwelt erhalten bleiben, muss sich bald etwas tun. Darin sind sich Gemeindeverwaltung, Experten vom Denkmalschutz und der Mühlenverein Osterweddingen einig. Vor wenigen Tagen fand in der Gemeindeverwaltung eine Zusammenkunft statt. Hier wurde diskutiert, wie es mit der Mühle weitergehen soll und muss.

Nicht mehr zu übersehen ist ein Loch im Dach. Und daraus ergibt es auch die erste und dringendste Aufgabe: Das Dach muss dicht gemacht werden. Diese Aufgabe wird der Mühlenverein übernehmen. Damit nicht noch mehr Schäden entstehen, sollte die Notabdichtung möglichst schnell über die Bühne gehen. Mit weiteren Sicherungsmaßnahmen müsse dann für die Standsicherheit der Mühle gesorgt werden, berichtet der amtierende Bürgermeister Rudi Wenzel. "Die Gemeinde ist, wie auch immer, Eigentümer der Mühle. Dennoch werden wir uns bei der Sanierung heraushalten, wobei wir den Mühlenverein aber unterstützen, beispielsweise mit notwendiger Technik", so Rudi Wenzel.

Maßnahmekatalog und Finanzierungskonzept

Fazit der gemeinsamen Beratung von Gemeindeverwaltung, Unterer Denkmalschutzbehörde des Landkreises und des Mühlenvereins, in Person von Wolfgang Kettner, war zudem, dass festgelegt wurde, dass ein Maßnahmenkatalog und ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept für die Mühle erarbeitet werden müsse. Somit wäre es möglich, die Sanierung über Fördermittel, möglicherweise über das Aktionsprogramm Leader, auf den Weg zu bringen.

Zur Rettung der Osterweddinger Mühle war am 7. Oktober 2011 ein Mühlenverein gegründet worden. Allerdings ist dieser Verein noch nicht im Vereinsregister eingetragen. Das wird Wolfgang Kettner als Mitglied des Vereins und Ortsbürgermeister von Osterweddingen nun weiter vorantreiben, die Unterlagen würden bereits einem Notar vorliegen. Sponsoring ist für Wolfgang Kettner ein wichtiger Fakt bei der Sanierung der Mühle, doch auch die Fördermittel aus dem europäischen Programm Leader wären ein wichtiger Meilenstein. Dafür aber müsse die Aufnahme des Vereins in das Vereinsregister nun zügig vorangetrieben werden.

Mühle ist unbedingt erhaltenswert

Wichtig ist für Rudi Wenzel wie für Wolfgang Kettner die Sanierung des Daches und der äußeren Fassade. In den Hintergrund tritt erst einmal die technische Sanierung. Ob in der Mühle jemals wieder Korn zu Schrot gemahlen wird, sei zu diesem Zeitpunkt erst einmal dahin gestellt.

Als ein historisches Bauwerk und ein Stück der Ortsgeschichte bezeichnete Thorsten Neitzel die Osterweddinger Mühle. Der Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde, übrigens ist er selbst in Besitz einer Mühle und Mitglied der "Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung", weiß, wovon er spricht und sieht durchaus Chancen, die Osterweddinger Bockwindmühle und damit "ein Stück Original" zu erhalten.

"Ich kann die Frage, ob ich die Mühle Osterweddingen noch als erhaltenswert einschätzen würde beziehungsweise ob sich ein Wiederaufbau noch lohnen würde, ganz klar mit ¿Ja, unbedingt!\' beantworten", so Thorsten Neitzel. Er verweist in diesem Zusammenhang auf eine Mühle bei Wolmirstedt. Der Bauzustand von "Auerbachs Mühle" war 1992, als mit der Instandsetzung begannen wurde, in ähnlichem und aus statischer Sicht sogar noch bedenklicherem Zustand, da die Mühle zudem eine starke Schiefstellung aufwies.

"Selbst die Mühlenruine in Sachsendorf bei Calbe/Saale, der schon die gesamte Dachkonstruktion fehlte, so dass oben das große Kammrad herausragte, haben wir mit Hilfe des aktiven Mühlenvereins wieder in einen windgängigen Zustand hinbekommen. Und dass eine derartige Mühle in einem restaurierten Zustand ein Schmuckstück für die ganze Region und ein attraktiver Anziehungspunkt werden kann, belegen eindrucksvoll beispielsweise die Mühlen in Colbitz, Danstedt (Harzkreis) und Zierau (Altmarkkreis Salzwedel). Alles steht und fällt natürlich mit dem Betreiber. Ein aktiver Mühlenverein ist hier die Grundvoraussetzung, alles andere wird sich finden", meint Thorsten Neitzel.

Der Osterweddinger Mühlenverein hat derzeit neun Mitglieder aus verschiedenen Orten, nicht nur aus dem Sülzetal. Darunter sind auch die Nachfahren der einstigen Besitzer, Fritz Lüddemann und seine Schwester Dorothea, deren Eltern und Großeltern die Mühle einst betrieben haben.

Die Osterweddinger Mühle wurde 1786 erbaut, seit 1956 ruht sie, wird hier kein Korn mehr zu Schrot oder Mehl gemahlen.