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  7. Seehausens "Müllionäre" - Unfassbar viel Unrat geht auf ihr Konto

Umweltaktion hat in der Bördegemeinde lange Tradition: Freiwillige "Jäger und Sammler" ziehen seit Jahrzehnten Abfall aus der Natur Seehausens "Müllionäre" - Unfassbar viel Unrat geht auf ihr Konto

Von Sabrina Trieger 15.04.2013, 03:22

Seehausen l Nach ihrer zweistündigen Aufräumaktion am vergangenen Sonnabend sind sich die Mitglieder der Jagdgenossenschaft Seehausen einig darüber, dass sie sich so langsam schon wie "Müllionäre" fühlen. Denn schon seit Jahrzehnten haben sie jeweils zum Beginn des Frühlings achtlos weggeworfenen Müll im Visier ihrer Aufräumaktion.

Und auch in diesem Jahr sollten die 13 fleißigen Sammler schnell fündig werden - als flinke "Naturputzkolonne" zogen sie allein aus ihrer Heimatgemarkung eine große Containerladung (10 Kubikmeter) voll Müll.

Unvorstellbar, aber ihr dabei beinahe größtes Müllproblem waren auch dieses Mal wieder säckeweise benutzte Windeln. "Warum die Leute ihren Unrat und Hygieneartikel statt ganz normal in den Hausmüll lieber illegal in die Landschaft kippen, ist schlichtweg nicht nachvollziehbar", schimpft Jäger Rüdiger Duhme.

Aber auch Räder, Dachpappe, Plastiktüten gefüllt mit Hausmüll, Elektroschrott sowie jede Menge Bauschutt und altes Mobiliar mussten sie auf die großen Traktorenhänger hieven. "Dank der fünf Landwirte, die uns unterstützt haben, hatten wir für die Aktion Traktorentechnik am Start. Anders wäre der Einsatz gar nicht machbar gewesen", erklärt die Gruppe. Der Unrat konnte mit den PS-starken Motoren anschließend auf das Gelände des Seehäuser Bauhofes gebracht und in den hier aufgestellten Zehn-Kubikmeter-Container verladen werden. Dieser war den "Sammlern und Jägern" erneut kostenfrei vom Umweltamt des Landkreises zur Verfügung gestellt worden. Er füllte sich bis zum Ende des Arbeitseinsatzes am Sonnabendmittag bis zum Rand, so dass sich der Einsatz auch in diesem Jahr wieder ganz offensichtlich gelohnt hat. Der Müllberg soll heute abtransportiert und entsorgt werden.

Die Umweltaktion gehört bei den Seehäusern bereits zur Tradition. Nur im Frühjahr, wenn die Vegetation noch nicht zu hoch geschossen ist, haben die freiwilligen Müllsammler die beste Chance, die Abfälle in der Natur zu entdecken. "Das machen wir bereits seit 1990 so", erklären die Seehäuser. "Bei diesem ganzen Unrat stellen wir uns dann jedes Jahr auch immer wieder dieselbe Frage: Warum manche Bürger der Natur derart großen Schaden zufügen und ihren Müll nicht einfach zur Deponie bringen? Für diese Form der illegalen Müllentsorgung müssen so immer gleich alle Steuerzahler aufkommen. Das ist ungerecht und muss nicht sein", sagte Jäger Christoph Fetzer.

Ein weiteres Problem sei, dass der Müll nicht nur die Natur verschandelt, sondern auch für Mensch und Tier eine Gefahrenquelle darstelle. "Spaziergänger sowie die Waldbewohner könnten sich verletzen", so Rüdiger Duhme. Außerdem sei es auch schon vorgekommen, dass Knochen oder tote Haustiere achtlos in der Landschaft abgelegt worden sind. Das seien, so Duhme, auch Infektionsherde, an denen sich Tiere mit Krankheiten anstecken können. Wer seinen Müll in die Natur kippt, riskiert übrigens eine Anzeige wegen illegaler Abfallentsorgung. Hier drohen Bußgelder, in schweren Fällen sogar Haftstrafen.