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Klang der Orgel soll Misstöne überspielen

17.06.2013, 19:02

Das Harmonium hat in der Osterweddinger Kirche erst einmal ausgedient, die Orgel ist nach der Reparatur wieder zurück. Während einer Andacht wurden ihr die ersten wohlklingenden Töne entlockt.

Osterweddingen l Über Monate mussten die Osterweddinger auf ihre Orgel verzichten. "Bei Menschen würde man sagen, sie war im Krankenhaus", erklärte Pfarrer Raimund Müller-Busse anlässlich der Wiederindienststellung der Orgel. Und die Generalüberholung war dringend notwendig, denn die 300 Jahre ihres Bestehens sind nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Die sogenannte Königin der Instrumente war über Jahre dem Verfall preisgegeben, ebenso wie die Kirche St. Lambertus. Auch als die Kirchensanierung vor einigen Jahren dank zahlreicher Verbündeter abgeschlossen werden konnte, wartete die Orgel immer noch auf ihre Reparatur. "Die Königin der Instrumente erinnerte an ein gefallenes Mädchen", so der Pfarrer. Und sie klang auch nicht besonders schön.

Da es immer wieder Menschen gab, die den Pfarrer, wie er selbst sagte, angetrieben haben, Großes zu vollbringen, wurde die Suche nach Verbündeten fortgesetzt. Spenden bildeten den Grundstock für die Finanzierung der Orgelreparatur. Die Landeskirche und der Kirchenkreis Egeln hatten ebenso ihren Anteil. Insgesamt kostete die Reparatur im ersten Bauabschnitt etwa 55000Euro. Allein 40000 Euro davon kamen aus Spenden.

Doch eines wusste Raimund Müller-Busse genau - ohne Menschen, die richtig Hand anlegen und ihre Muskelkraft investieren, würde das Vorhaben nie gelingen. Und so blickte er zurück auf den Tag vor ziemlich einem Jahr, als die bis zu zehn Zentner schweren Windladen ausgebaut wurden, um in die Werkstatt der Orgelbauer im Altenburger Land gebracht zu werden. Mehrere starke Männer aus Osterweddingen packten damals mit an.

Doch nun sind alle Strapazen Geschichte, die Orgel ist in ihre "Behausung" zurückgekehrt. Nach der Sanierung der Windladen, der Tontraktur und der Registertraktur erklingen nun wieder fünf Register. "Die Musik der Orgel erklingt als Ausdruck der Freude über diesen Tag und sie sollte hineinwirken in die Tage und den Missklang übertönen", sagte Raimund Müller-Busse am Sonntag. Bei seinem Predigttext war er ziemlich auf sich allein gestellt, denn im Neuen Testament fand sich nichts, was zu einer Indienststellung einer Orgel passen würde. Heute spielte die Orgel eine andere Rolle, meinte er, besonders in den Gottesdiensten in Osterweddingen komme es nur selten vor, dass "trocken" gesungen wird. Vor allem unter dem Spiel der Organistin Friedburg Unger vertreibe der Klang der Orgel manches Dunkle, was sich auf die Seele gelegt hat. Er verleite aber auch zu Gedanken über Demut, was die Orgelbauer leisten, und Geduld, welche die Organisten aufbringen müssen, bis sie das Orgelspiel beherrschen.

Am kommenden Sonnabend um 16 Uhr wird die Orgel in St. Lambertus erneut zu hören zu hören sein. Denn sie ist integriert in das Orgel-Wandel-Konzert mit Wieland Meinhold.